Kapitel 3 »« »« »«

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Als ich meine Augen wieder öffnete und zu meinem Mantel sah war mir klar das etwas fehlte. Wie hatte ich auch geglaubt das  Mycroft so etwas nicht bemerkt hatte. Ich setzte mich auf die Bettkante und fuhr mir durch die Haare, die mir noch immer etwas feucht an der Stirn klebten. „MYCROFT!“ Ich rief so laut ich konnte und hörte ihn förmlich von unten lächeln. Langsam aber bestimmt schien er die Treppe nach oben zu gehen. Sobald er die Türklinke nach unten gedrückt hatte konfrontierte ich ihn. „Wo ist sie Mycroft.“ Ich versuchte so wenig wütend wie möglich zu klingen. In mir brodelte es. Das ist meine Sache! „Es ist zu deinem Besten Sherlock, glaub mir.“ Als ich ihn ansah überkam mich die Wut. Ich stand auf und drückte meinen Bruder gegen die Wand, während ich seinen rechten Arm auf dem Rücken in Richtung Brustwirbelsäule nach oben zog. „Ich frage dich noch einmal Bruder Herz. Wo. Ist. Die. Spritze.“ Ich konnte das Adrenalin in seinen Adern pulsieren hören. Sein Pulls wurde schneller und er versuchte sich zu wehren. Doch je mehr er sich bewegte, desto weiter schob ich seinen Arm nach oben. „Sherlock… bitte…“ Ich war außer mir. „Ich habe alles im Griff!“ „Du hast alles im Griff?!“ Ich war kurz davor ihm den Arm zu brechen. „Ich bin Konsument Mycroft, das ist ein Unterschied! Jetzt sag mir wo sie ist, oder ich schwöre dir, ich breche dir den Arm.“ Vor Schmerz zog er die Luft durch seine Zähne ein. „Keksdose.“ Klever von ihm sie dort zu verstecken. Ich aß keine Kekse. Nur Ingwerkekse, aber die machte Mutter äußerst selten. Ich ließ ihn los und er rieb sich stöhnend den Arm.

Als ich runter in die Küche ging begrüßte mich Rotbart, der mich mit seinen dunklen braunen Augen ansah und schwanzwedelnd auf mich zu kahm. Ich konnte nicht anders und ging zu Boden, um ihn hinter den großen Schlappohren zu kraulen. Als ich wieder aufstand um zur Keksdose zu gehen sah ich plötzlich Mutter im Türrahmen stehen. „Du bist nicht nach Hause gekommen diese Nacht.“ Ihr entging nichts. Ich musste schleunigst duschen. Mycroft hatte diese Sache mit meinem Problem für sich behalten. Niemand außer er wusste bis gestern davon. Das sollte um jeden Preis so bleiben. „Ich war bei Freunden.“ Was war das denn?! Schlechter hätte ich tatsächlich nicht lügen können. „Familie Watson ist nebenan eingezogen. Sie haben einen Sohn in deinem Alter. Vielleicht stellst du dich mal vor?“ Wie alt war ich? 5? Ich konnte mich nicht weigern. Also drehte ich mich aus der Küche und ging ins Bad.
Tatsächlich sah ich schrecklich aus. Tiefe Augenringe, die Haare schlimmer als erwartet, meine Lippen trocken. Kein Wunder, dass sich Mutter Sorgen machte. Wenn sie die Spritze fand war ich erledigt. Also stellte ich mich schnell unter die Dusche, um sie später holen zu können. Das kühle Wasser war angenehm. Ich genoss es kalt zu duschen. All den Dreck und den gestrigen Abend wusch ich mir von der Haut.

Als ich wieder nach draußen kam diskutierten Mutter und Mycroft lautstark in der Küche. Ich ahnte schlimmes. Allerdings, wenn ich nun auch runter ging, würden sie meine Narben auf dem Unterarm sehen und diese Situation wollte ich gern vermeiden. Also ging ich in mein Zimmer und zog mir mein weißes Hemd und eine schwarze Hose an, den Mantel zog ich mir drüber als ich den Raum wieder verließ und nach unten ging. Meine Mutter hatte die Spritze in der Hand, während mein Bruder versuchte die Situation zu erklären. Mein Herz schien kurz still zu stehen. „Sie gehört mir, ist für ein Experiment.“ Schoss ich ihr entgegen. „Aha. Ein Experiment also. Was für eins, ein Selbstexperiment?!“ Sie klang noch wütender als zuvor, doch ich hatte eine Idee. „Das ist für die Schule. Wir sollen diese toxische Lösung unter dem Mikroskop untersuchen. Das ist ein Projekt Mutter. Beruhig dich.“ Ich nahm sie ihr aus der Hand steckte sie mir in die Manteltasche in der sie vorher war. Ohne noch zu hören, was sie mir hinterher gesagt hatte verließ ich das Haus und lief zum Haus der Watsons gegenüber, um mich vorzustellen.

Als ich klingelte war dieses merkwürdige Gefühl ihm Bauch wieder da. Wie als wüsste mein Unterbewusstsein schon, das etwas passiert. Als die Tür geöffnet wurde stand ein Junge in meinem Alter vor mir. Kurze blonde Haare, blaue Augen, kleiner als ich. Seine Mutter kam um die Ecke. „Hallo, ich bin Sherlock… Holmes. Wir wohnen gegenüber.“ Noch immer stand der Junge etwas perplex da und starrte mich an. Die Mutter drückte mir allerdings ihre Hand entgegen und lächelte breit. Sie hatte ihre Arbeit unterbrochen um an die Tür zu gehen. „Ich bin Julia Watson, das ist John. Nett dich kennenzulernen.“ Als ich nun John die Hand hinstreckte lächelte ich unbewusst. Warum? Als er einschlug ging alles sehr schnell. Sämtliche Informationen, die ich in der einen Minute erhalten hatte wurde zu einem Bild. In einem Bruchteil von Sekunden schlussfolgerte ich. „Afghanistan oder Irak?“ Beide sahen mich verwirrt an. „In welchem Krieg ist er gefallen?“ Es war kaum zu übersehen. „Afghanistan…“ John antwortete sehr leise und seine Mutter stand stumm daneben. Ihr ihrem Gesicht konnte ich keinen Ausdruck mehr erkennen. Wie als wäre es ihr plötzlich eingeschlafen. „… aber woher weißt du das?“ Ich könnte jetzt erklären, wie ich deduzierte, oder ich konnte erklären, woran ich es sah. Ich entschied mich für zweiteres. „Wann war dein Vater zuletzt zu Hause… du hast dir viel von ihm abgeguckt. Die Haltung zum Beispiel. Aber viel wichtiger… der Handschlag. Er war beim Militär. Auch auf den Bildern sieht er eher streng aus. Wenn ich deine Mutter so ansehe fällt mir nur eine Sache auf, die ich darauf beziehen kann, dass er tot ist. Der Ehering… den sie offenkundig nicht mehr trägt. Die Stelle an der der Ring war, ist heller als der Rest ihrer Hand. Sie hat ihn kaum abgelegt. Und nun zur wichtigsten Beobachtung. Ihr zieht um, zu dritt, aber trotzdem hängen Bilder von der ganzen Familie an den Wänden. Er hat die Familie also nicht verlassen. Er ist gestorben. Und um das mit dem Militär in Verbindung zu setzen gibt es momentan nur zwei größere Kriege. Afghanistan und Irak... Lag ich mit irgendetwas falsch?"

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