Kapitel 3

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Leah

Sport. Einen größeren Gefallen hätte man mir echt nicht tun können. Nicht dass ich unsportlich oder faul war, aber Sport war meiner Meinung nach etwas, das schlicht und einfach nicht in die Schule gehörte. Wenn es Leute gab, die auf Sport abfuhren, konnten sie denselbigen doch auch in ihrer Freizeit betreiben, oder etwa nicht? Aber nein, stattdessen ließ man lieber zwanzig bis dreißig pubertierende Jugendliche mit Badmintonschlägern und Softbällen aufeinander los.

Teresa begleitete mich und Rose auch weiterhin. In der Umkleide setzten wir uns zu ihr auf die Bank, die zu meiner großen Freude schön weit weg von Brittney und ihrer Flittchengang war. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das hier niemanden interessiert, aber ich hasste es wie die Pest, mich vor anderen Menschen umzuziehen, auch wenn es nur um den Austausch von Hose und Oberteil ging. Deshalb kroch ich umständig zur Hälfte aus meinem Pulli und zog mir dann das Sportoberteil über. Mein Sportzeug bestand aus einer langweileigen grauen Jogginghose und einem schwarzen Top. Sportschuhe waren blindlinks im Sportgeschäft aus dem Regal gegriffen, aber sie erfüllten ihren Zweck, also was soll's?

Während ich auf Rose und Teresa wartete, ließ ich den Blick nebensächlich durch die Umkleide wandern. Ein paar Mädchen trugen relativ normale Sportsachen. Andere waren für meinen Geschmack zu sportlich angezogen. Und von Brittney und ihrer Clique wollen wir am besten gar nicht erst anfangen. Die sahen nämlich allesamt genau so aus wie vor der Sportstunde. Als hätten sie ihren Arbeitsplatz in die Schule verlegt. Eine von Brittneys Freundinnen nickte in meine Richtung und Brittney sah über die Schulter. Als sie mich sah, warf sie mir einen vernichtenden Blick zu. Ich senkte den Blick. Direkt eingeschüchtert hatte sie mich nicht, aber in der hintersten Ecke meines Kopfes machte ich mir doch den ein oder anderen Gedanken, darüber, was die Schnepfe sich ausdenken würde. Dass sie es tun würde, hatte ich ja von mehreren Leuten erfahren. Mal sehen, ob sie wirklich so schlimm war.

Als auch Teresa und Rose fertig waren, verließen wir die Umkleide und gingen in die Sporthalle. Dort tummelten sich -welch Überraschung- die Mitglieder des Sportteams, rangen miteinander und turnten mit entschieden zu viel Energie auf den Bänken herum. Die Halle füllte sich nach und nach auch mit dem Rest der Schüler und schließlich gesellte sich auch der Sportlehrer, Herr Lehmann, dazu. Nachdem er sich nach den Namen von mir und meiner Schwester erkundigt und uns dann doch dreimal vertauscht hatte, teilte er uns in zwei Mannschaften ein. Völkerball. Ich war zwar eigentlich der Annahme gewesen, dass wir aus dem Alter raus waren, aber er war der Sportlehrer. So donnerten wir uns die gesamte Schulstunde Softbälle um die Ohren. Siegen tat am Ende das Team der Sportskanonen.

Ich verließ gemeinsam mit Rose das Spielfeld und löste meinen Zopf. Rose unterhielt sich mit Teresa und als ich mir die Haare ausgeschüttelt hatte, hört ich jemanden hinter mir meinen Namen sagen. Ich drehte mich um und im selben Moment traf mich eine Faust mitten ins Gesicht. Mein Kopf wurde nach hinten geworfen.

"Gally!" brüllte Thomas.

Aha. Gally also. Er hatte es also für nötig gehalten, mir aus heiterem Himmel ins Gesicht zu schlagen? Ein großer Fehler, Freundchen. Ich hob den Kopf und sah durch die Augenwinkel, wie Rose sich umdrehte, sichtlich verärgert.

"Sag mal, tickst du noch ganz richtig?!" fuhr ich ihn an.

Gally funkelte mich an. "Du hast Brittney beleidigt. Und mich auch. Hast du etwa nicht gerafft, was für einen Rang wir hier haben, Kleine? Wir stehen weit über dir! Ganz weit!"

Ich schnaubte verächtlich. "Ich entscheide selbst, wer über mir steht und zu den Leuten gehört ihr definitiv nicht!"

Gally verzog wütend das Gesicht.

"Wisst ihr, wenn Menschen über einem stehen, haben sie so etwas wie Niveau, wenn ihr überhaupt wisst, was das ist. Jeder Mensch hat etwas davon, auch wenn es noch so klein ist. Du und deine Freunde gehören allerdings zu der Gruppe, deren Niveau im Keller noch Höhenangst hat." mischte sich nun auch Rose ein.

Gallys Ohren färbten sich rot. "Halt bloß die Backen, du dämliche Schnepfe!" Er holte ein weiteres Mal aus, mit dem Ziel, Rose eine zu verpassen. Aber diese Rechnung hatte er ohne mich gemacht. Als er nach vorn stürzte, kam ich ihm entgegen und rammte ihm meinen Ellenbogen in die Goldstücke. Gally zog keuchte auf und taumelte ein paar Schritte zurück, während er sich sichtlich schmerztragend die geschundene Stelle hielt. Er tat ein tat ein paar tiefe Atemzüge, dann hob er den Kopf wieder. Sein Körper bebte vor Zorn. "Du miese kleine Pissfletsche!" Er ging schneller auf mich los, als ich reagieren konnte. Er stürzte sich auf mich und warf mich zu Boden. Mein Kopf wurde hin und her geschleudert. Gally packte an meinen Hals, drückte mir die Luft ab. Rose schlug ihm gegen den Kopf, wurde dann aber von jemandem, den ich nicht sehen konnte, weggezogen. Gally war mir körperlich überlegen, weshalb mir die Wehr nicht viel brachte. Trotzdem brachte ich genug Kraft auf, um ihm mit der Faust aufs Auge zu schlagen. Unmittelbar nachdem ich dies getan hatte, wurde Gally an den Schultern gepackt und von zwei Jungen von mir runtergezogen.

"Es reicht jetzt, Gally!" schrie ihn einer der beiden an. Ich erkannte zwei der Sportler, deren Namen mir nicht einfallen wollten. Thomas und Zart hatten Rose zurückgezogen und ließen sie in dem Moment, in dem ich sie sah, los.

Ich sah zu Gally auf. Er schnaubte unf fasste sich mit einer Hand an sein linkes Auge. Seine Fingerspitzen zierten minimale Blutflecken. Er sah von seinen Fingern zu mir. Sagen tat er jedoch nichts. Dann riss er sich von dem riesigen Blondschopf und dem Asiaten los und stürmte aus der Sporthalle.

Während ich ihm etwas verwirrt nachschaute, lief von der Seite ein braunäugiger Blondschopf auf mich zu und umfasste meinen Oberarm. "Alles okay?"

Ich blinzelte und nickte schnell. "Ja, alles gut."

Er half mir auf, wobei ich erst einen richtigen Blick auf ihn erhaschen konnte. Sofort fiel mir sein Name wieder ein. Erstaunlicherweise der einzige Name, den ich behalten hatte. Newt. Ich lächelte schüchtern, wohl wissend, dass es bei der ganzen Aktion um reine Höflichkeit ging. "Danke."

Newt lächelte. "Kein Problem. He, Jeff, wirf mal einen Blick auf ihre Nase. Von dem vielen Blut wird mir übel."

Ein dunkelhäutiger Junge trat an Newts Seite, als dieser mich auf die Bank drückte. Er betrachtete mein Gesicht und musterte meine Nase. "Hast Glück gehabt, Neue, ist alles heil. Aber Blutung stoppen wäre nicht schlecht." Er ließ Teresa ein paar Tücher holen, legte mir -trotz meines Protestes- ein nasses in den Nacken und drückte mir die trockenen ins Gesicht, meinen Kopf nach vorn gebeugt.

Rose hatte sich neben mich gesetzt und grinste sich still und heimlich ins Fäustchen. "Danke für eure Hilfe." sagte sie schließlich.

Der große Blonde -Ben! Ich wusste, mir fällt der Name wieder ein!- winkte ab. "Nicht der Rede Wert. Gally ist ein Spinner. War er immer, wird er immer sein."

"Ihr hättet euch vielleicht besser nicht mit ihm anlegen sollen." sagte Jeff, als er mich von den Tüchern befreite.

Ich lachte abschätzend. "Wenn wir eins nicht haben, dann Angst vor diesem Idioten." Rose nickte zustimmend.

Die Jungs lachten. Dann räusperte sich Newt jedoch. "So, ähm, wir müssen los zum Training, die anderen warten bestimmt schon."

Die Jungs erhoben sich. "Na dann, man sieht sich." sagte Ben. Dann wandte sich die Truppe zum Gehen und verließ die Turnhalle.

Rose, Teresa und ich waren die letzten, die die aus der Umkleide kamen, aber es machte nicht viel, da wir -laut Teresa- eine Freistunde hatten. Die Sporthalle verließ ich dann mit dem inneren Konflikt, ob wir uns an unserem ersten Tag nun mehr Freunde oder mehr Feinde gemacht hatten.

Hey Leute, mal so nebenbei vielen Dank fürs Lesen, Voten und Kommentieren! Echt mega toll von euch :))
♡girlie_mirror_jcb & ellenHDL

Klassenfahrt mit den Maze RunnersWhere stories live. Discover now