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„W-was?", ruckartig stand ich auf. Taehyung warf mir einen verwirrten Blick zu.
Auch er hatte sich nun aufgesetzt, zwar war er immer noch sichtlich genervt, dass er nun einen Ständer hatte und sich niemand darum kümmerte.
„Ich habe schon vier Mal geklingelt.", erklärte Jimin. Ich sah hilflos zu dem Braunhaarige, welcher bloß unwissend mit den Schultern zuckte. Denk nach Jungkook, denk nach.
Ich räusperte mich, „Ähm, also wenn ich ehrlich mit dir bin, bin ich gar nicht zuhause."
Nun stand Taehyung auch auf und zog alarmiert seine Brauen zusammen. Ich hob meine Hand um ihm zu signalisieren, dass er warten sollte.
„Und wo bist du, wenn ich fragen darf? Und warum sagst du mir, dass du zuhause bist, obwohl du es nicht bist?", verlangte Jimin zu erfahren. Ich holte tief Luft, „Ich bin spazieren gegangen. Und keine Ahnung, ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Ich brauchte einfach ein bisschen frische Luft um besser nachdenken zu können."

„Achso.", flüsterte Jimin in der anderen Leitung. „Wieso bist du überhaupt bei mir? Ist alles in Ordnung?", fragte ich, damit Taehyung verstand, worum es beim Telefonat ging.
„Ich..ich muss dir was erzählen. Aber nicht übers Handy. Kannst du nicht zurück kommen? Es ist mir wichtig.", meinte Jimin vage, doch an seinem Tonfall erkannte ich, dass der Blonde es ernst meinte.
„Ja klar, warte ich bin in ..", ich warf Taehyung einen fragenden Blick zu und deutete auf meine Armbanduhr. Mit seinen Händen vermittelte der Serpent mir wie lange wir zurück brauchen würden.
„..in so ungefähr fünfzehn Minuten da. Ich beeile mich.", sagte ich hastig.
„Danke, Jungkook.", murmelte Jimin und beendete das Telefonat bevor ich etwas erwidern konnte.
„Jimin ist vor meinem Haus und will dringend mit mir sprechen. Irgendwas ist passiert, ich muss zu ihm.", erklärte ich Taehyung kurz gefasst unsere Lage. Der Braunhaarige seufzte laut auf, „Na gut, wenn ich mich beeile sollten wir wirklich fünfzehn Minuten schaffen."
Er deutete auf seinen Schritt, „Das hier ist deine Schuld also müsstest du dich eigentlich darum kümmern."

Ich streckte ihm meine Zunge entgegen, während ich die Decke zusammenlegte, „Dafür ist aber leider keine Zeit mehr."
„Ja.", der Serpent verschränkte die Arme vor der Brust, „Aber dafür schuldest du mir jetzt was." Ich verdrehte die Augen, „Wenn du meinst."
„Halt dich gut fest, jetzt wird es noch etwas schneller als vorhin.", meinte Taehyung, als wir auf seinem Motorrad saßen und sein Gefährt laut aufheulte. Mein Griff um seinen Oberkörper wurde fester und er fuhr rasend los. Wir schafften es sogar in zehn Minuten zurück zu sein, so schnell war Taehyung.
Der Serpent hielt in einer Nebenstraße, damit Jimin uns nicht zusammen sah.
Zum Abschied gab ich Taehyung einen flüchtigen Kuss auf die Wange, „Heute war wunderschön. Das müssen wir unbedingt bald wiederholen." Dann rannte ich los in Richtung meines Zuhauses. Zurück ließ ich einen dahinschmelzenden Taehyung, welcher immer noch eine deutlich erkennbare Beule in der Hose hatte.

Jimin saß an die Haustür gelehnt und hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben.
Ich sprintete die letzten Meter auf ihn zu.
Leises Schluchzen war von dem Blonden aus zu hören. Wortlos nahm ich meinen besten Freund in die Arme. Dieser schniefte für ein paar Minuten gegen meine Brust, bis wir uns langsam voneinander lösten.
Ich schloss die Tür auf und zog den Kleineren hinter mir her. Im Wohnzimmer manövrierte ich ihn auf die Couch. Dann setzte ich mich neben ihn und wartete bis er in der Lage war zu sprechen.
„Ich glaube ich hab's mit Namjoon versaut.", weinte Jimin. Er ballte seine Hände zu Fäusten. „Warte mal, ihr seid doch erst seit ein paar Tagen zusammen.", stellte ich fest, „Und da soll es jetzt schon nicht mehr funktionieren?"
Jimin zog seine Knie an seinen Oberkörper und schlang seine Arme um sich selbst, „Wir waren heute auf unserem ersten Date."
Ich musste schlucken. Taehyung und ich hatten heute auch unser erstes richtiges Date gehabt. Wie sehr ich meinem besten Freund davon erzählen wollte. Ich blickte zu Boden. Aber keiner durfte erfahren, dass Taehyung und ich, zwei Halbbrüder, eine Beziehung führten. So war unsere Abmachung, die konnte ich nicht gleich am ersten Tag brechen.

„Es war alles perfekt. Wir waren in einem echt niedlichen Café und er hat sogar für mich bezahlt und es war einfach richtig schön.", erzählte Jimin. Er hatte aufgehört zu weinen und wischte sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht. „Das hört sich doch gut an.", meinte ich und schaffte es endlich meinen Blick zu heben. „Das war es auch. Bis ich es vermasselt habe.", moserte Jimin. Er raufte verzweifelt seine Haare. „Hm, okey, wie hast du es denn vermasselt?", fragte ich vorsichtig.
„Erinnerst du dich noch an den Kellner, aus dem Restaurant, wo wir zusammen waren? Der mir seine Nummer gegeben hat.", Jimin kaute auf seiner Unterlippe herum während er darauf wartete, dass ich verstand wen er meinte.
„Ah, ich erinnere mich.", ging bei mir irgendwann ein Licht auf, „Wo wir waren bevor wir das Treffen mit Seokjin hatten, was dann nicht ganz so wie geplant verlaufen ist, weil die Serpents von so schrägen Typen angegriffen wurden?" Jimin nickte. „Was ist mit dem Kellner?", fragte ich verwundert.
„Ich hatte mit ihm für eine Weile geschrieben.", mein bester Freund lief rot an, „Wir wollten uns sogar miteinander treffen, aber dann hat das mit Namjoon und mir angefangen und ich hab den Kontakt abgebrochen."
„Okey..", ich machte eine auffordernde Handbewegung, er sollte weiter reden.

„Als Namjoon mich nach Hause bringen wollte, sind wir dem Kellner, Hyunjin, begegnet.", Jimin musste schwer schlucken, „Namjoon wurde eifersüchtig, als ich mich mit ihm unterhalten habe. Du kennst Namjoon, naja, er wurde etwas aggressiv und da habe ich Hyunjin in Schutz genommen. Irgendwie hat es mich in dem Moment genervt, dass er so eifersüchtig wurde. Ich meine er hatte nicht den geringsten Grund dazu. Wir haben nur geredet. Und deshalb wurde ich sauer und hab echt schlimme Dinge zu ihm gesagt.", beendete Jimin seine Geschichte und schluchzte hinterher, „Ich bin so dumm."
„Und Namjoon ist dann einfach gegangen?", vermutete ich. Der Blonde nickte leicht.
„Ach, Jimin.", ich drückte den Kleineren fest an mich, „Wie du bereits meintest, Namjoon rastest manchmal aus und übertreibt es, aber er hat dich echt gerne. Er verehrt dich regelrecht. Ich bin mir sicher, dass er es dir nicht übel nimmt.", redete ich dem Blonden gut zu.
„Meinst du?", fragte Jimin unsicher. Spielerisch zwinkerte ich ihm zu, „Ich bin mir zu hundert Prozent sicher." Endlich breitete sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen aus.
Um die Stimmung aufzulockern und meinen besten Freund abzulenken, erzählte ich von der neuen Serie, die ich vor zwei Tagen angefangen hatte zu schauen. Langsam entspannte Jimin sich und konnte seine Sorgen um Namjoon vergessen.

„Achso, Jungkook, was ich dir noch sagen wollte.", Jimin lag mit dem Kopf auf meinem Bauch und grinste mich breit an, „Bald ist ja mein Geburtstag und, naja, ich hab vor eine Party zu schmeißen."
„Cool. Wen willst du alles einladen?", ich schob mir ein Stück Schokolade in den Mund. Ich hatte uns zwischendurch Snacks geholt. „Ähm, gefühlt die halbe Schule.", meinte Jimin vorsichtig.
„Bitte was?", meine Augen weiteten sich.
„Ja, weißt du ich wollte schon immer mal eine große Party schmeißen nur, naja, wäre früher niemand gekommen.", wieder wirkte der Blonde betrübt. Es schmerzte mich zu wissen, dass Jimin jahrelang ohne Freunde aufgewachsen war.
„Weißt du was, laden wir doch einfach die ganze Schule ein, was soll's.", meinte ich und erntete damit ein glückliches Lächeln von Jimin.
„Da wäre nur eine Sache.", Jimin setzte sich auf. „Und die wäre?", ich schob mir ein weiteres Stück Schokolade in den Mund.

„Wir müssten die Party hier feiern."

south side - taekookWhere stories live. Discover now