L y r a

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Die Gedanken verstummten, sobald die anderen aufs Eis kamen und das Training begann. Es lief wie immer. Ich stand im Tor, versuchte die Pucks der anderen abzuhalten und kam besonders bei Brinley ins Schwitzen, die mir die Dinger nur so um die Ohren haute. Als Entschuldigung wollte sie mich nach dem Training auf einen Drink einladen und ich sagte zu meiner eigenen Überraschung zu. Parker und Tatum schlossen sich uns an.

Wir duschten, packten unsere Sachen zusammen und brachen schließlich zu viert auf. Parker fragte auch die anderen, ob sie Lust hätten, doch Jenna wollte Zuhause lernen und Gail hatte wohl noch einen Abendkurs.

»Ich werd morgen glaub ich fürchterlichen Muskelkater haben«, murmelte Parker und rollte mit ihrer linken Schulter. Ich grinste, stieß die Hallentür auf und hielt sie den anderen beiden auf.

»Da schließ ich mich an«, meinte ich und ließ die Tür zufallen.

Brinley drehte sich zu mir herum. »Woher denn? Du stehst doch immer nur rum«, erwiderte sie mit einem kecken Unterton.

Ich tat als würde ich sie treten wollen und sie machte lachend einen Sprung nach vorne, wobei ihre braunen Locken hüpften. Ich schüttelte grinsend den Kopf.

Die Mädels machten sich jedes Mal eine Freude daraus mich mit meiner Position als Goalie aufzuziehen. Dass meine Position viel weniger anstrengend wäre als ihre, dabei blieb ich das ganze Spiel über auf dem Eis, während sie alle paar Minuten eingetauscht wurden. Aber ich wusste, dass sie es nicht ernst meinten und ich nahm das freundliche Necken mit Humor.

Während wir über den Campus liefen, unterhielten wir uns über das Training. Was wir glaubten was gut gegangen war, was man verbessern könnte und wie die Saison für uns verlaufen würde. Und ehe wir uns versahen, hatten wir den Campus schon verlassen, waren die Straße ein Stück runter gelaufen und in einer der best laufenden Studentenbars gelandet. Einer der Gründe, warum sie so gut lief, war der, weil hier niemals jemand nach dem Ausweis fragte. Für Parker, Tatum und mich wäre es kein Problem gewesen, aber Brinley war erst zwanzig und eigentlich durfte sie gar nicht rein.

Wir ergatterten einen Platz in einer kleinen Nische und bestellten gleich darauf eine Runde Cocktails. Für Bier war keiner von uns wirklich zu begeistern und betrinken wollten wir uns heute auch nicht. Schließlich war es mitten in der Woche.

Wir quatschten, alberten rum und landeten schließlich da wo wir immer landeten. Wenn ich mit den Mädels unterwegs war, wanderte das Gespräch über kurz oder lang immer entweder zu Eishockey oder zu Beziehungen. Und diesmal war es leider Letzteres. Offenbar wurde ich das Thema heute nicht mehr los.

Parker erzählte davon wie sie und ihr Freund das Wochenende verbracht hatten und gleich darauf kam die allbekannte Frage 'Und? Wie sieht's bei euch aus? Irgendjemanden kennengelernt?'. Und normalerweise konnte ich mich darauf verlassen, dass die anderen meistens genauso single waren wie ich, doch heute schienen Brinley und Tatum offenbar die Seiten gewechselt zu haben.

»Ich hab da vielleicht jemanden kenngelernt...«, meinte Brinley leise mit niedergeschlagenen Augen und einem unverkennbaren Lächeln auf den Lippen. Ihre Wangen wurden rosig und als sie wieder den Blick hob, glänzten ihre Augen voller Freude. Okay, sie hatte es erwischt.

»Was? Erzähl! Sofort!«, drängte Parker und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum.

»Ich hab sie bei so einer Dating App kennengelernt. Wir haben uns bisher noch nicht getroffen. Aber wir schreiben jeden Tag.« Ihre Wangen wurden dunkler und sie biss sich unsicher auf die Unterlippe.

»Ui, das ist toll. Freut mich voll«, gab Parker enthusiastisch von sich und mir schien, dass sie fast noch begeisterter davon war als Brinley selbst.

Smallest HeroesWhere stories live. Discover now