Kapitel 11

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Wir wachten erst kurz vor Mittag auf. Mein ganzer Körper war total verspannt und vor allem mein Nacken tat weh, weil ich in dieser Position, die ich anfangs ganz gemütlich fand, geschlafen hatte. Mit einem Brummen gab ich Tine zur Kenntnis, dass ich wach war. Auch sie regte sich leicht und schien aufzuwachen.

"Guten Morgen", murmelte ich, bevor ich kurz gähnen musste.

"Guten Morgen", brummte sie und streckte sich ein wenig.

Ächzend löste ich mich von ihr, setzte mich auf die Kante der Couch und versuchte, meine Muskeln zu lockern. Nicht nur mein Nacken, sondern auch der obere Teil meines Rückens war verspannt.

"Mir tut alles weh", stöhnte sie schmerzerfüllt und ließ ihre linke Schulter kreisen, auf der mein Kopf während der Nacht geruht hatte.

"Ja mir auch. Also nichts gegen's Kuscheln, aber beim nächsten Mal in einer gemütlicheren Position", stimmte ich ihr zu.

Sie setzte sich neben mich und lehnte sich erschöpft gegen meine Schulter.

"Wie kann man nur so müde sein, wenn man mehr als zwölf Stunden geschlafen hat?"

"Keine Ahnung, vielleicht war es zu viel des Guten", vermutete sie.

Wir verbrachten die nächsten Minuten damit, ein wenig aufzuwachen. Es fühlte sich trotzdem an, als hätte ich nur zwei Stunden geschlafen statt mehr als zwölf. Wenn es nach mir ginge, würden wir gleich wieder miteinander kuscheln und noch eine Runde schlafen.

"Hast du Lust auf Frühstück? Oder doch lieber Mittagessen?", wollte sie wissen.

"Etwas Warmes wäre nicht schlecht, aber ich will irgendwie eher was Süßes als etwas Salziges." Mein Wunsch erschien mir im ersten Moment dumm.

"Klingt nach einem Fall für Waffeln, Kaiserschmarrn oder Pfannkuchen. Such dir etwas aus."

"Du würdest dich meinetwegen jetzt echt an den Herd stellen und irgendwas kochen?"

Das hatte niemand zuvor gemacht. Manuela war immer zu faul gewesen, extra etwas zu kochen, wenn sie nicht in der Stimmung war. Kuchen war die einzige Ausnahme gewesen, weil sie den schon im Schlaf konnte. Deshalb überraschte es mich, dass Tine sich so schnell anbot.

"Ja, warum denn nicht? Also, was möchtest du?", hakte sie erneut nach und schien kein Problem darin zu sehen, jetzt einfach spontan etwas zu kochen.

"Pfannkuchen klingen gut", lächelte ich.

Sie stand auf und bot mir ihre Hand an, die ich sofort ergriff. Gemeinsam gingen wir in die Küche, die aufgrund des einen Fensters nur halb so hell war wie das Wohnzimmer, das ungefähr drei an einer Seite hatte. Ich setzte mich wieder auf den Stuhl, auf dem ich gestern saß, damit ich Tine beim Kochen zusehen konnte. Da die Arbeitsfläche und der Herd nicht wirklich groß waren, hätte ich ihr sicher im Weg gestanden, wenn ich ihr versucht hätte zu helfen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sie die nötigen Zutaten hergerichtet und abgemessen. Sie war wirklich gut darin.

"Kochst du gerne?", fragte ich sie.

Sie blickte sich kurz über die Schulter, bevor sie sich wieder dem Teig zuwandte und mir antwortete: "Ja, eigentlich schon. Ich bin aber in der Beziehung mit Matthias nie dazu gekommen, weil er so gerne gekocht und neue Sachen ausprobiert hat und ich ihn nicht daran hindern wollte. So wichtig war es dann doch nicht für mich, dass ich drauf bestanden hätte."

"Ah okay, aber weil du jetzt mich hast, kannst du mich bekochen", lächelte ich.

"So in etwa."

Das Gesprächsthema war schnell abgehandelt, aber bevor ich irgendein neues anfangen konnte, machte sie das Rührgerät an, um den Teig fertigzumachen.

Ingo love |girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt