Kapitel 44

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Den gestrigen Abend hatten wir mit einem Abendessen bestehend aus Tomaten-Mozzarella-Tortellini und einem Glas Rotwein ausklingen lassen. Am nächsten Morgen war ich erholter und ausgeschlafener denn je aufgewacht und Tine neben mir schien es auch so zu gehen. Sie verzichtete beim Frühstück auf ihren Kaffee und trank zusammen mit mir eine Tasse Kakao.

"Was hast du heute geplant?", fragte ich sie neugierig, als ich mir eine Scheibe Brot mit Erdbeermarmelade bestrich.

"Wir könnten vielleicht einen Spaziergang durch den Wald machen, wenn das Wetter bis dahin mitmacht", schlug sie vor.

"Gerne, aber was sollte mit dem Wetter nicht stimmen? Es ist doch ganz schön", wollte ich verwirrt wissen und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster rechts neben mir.

"Ich habe vorher nach draußen geschaut und etwas weiter weg waren ein paar dunkle Wolken. Vielleicht ziehen die auch in eine andere Richtung, ich würde trotzdem lieber ein wenig aufpassen."

"Dann müssen wir aber wieder rechtzeitig hier ankommen, weil ich noch ein bisschen schwimmen gehen wollte", meinte ich und nahm noch die letzten Schlucke von meinem Kakao, der inzwischen seltsam lauwarm war.

"Hat dir gestern nicht gereicht?", fragte sie mit unterdrücktem Grinsen.

Wir hatten eigentlich nur umschlungen im Wasser gestanden und uns geküsst, anstatt zu schwimmen oder etwas anderes zu tun.

"Du weißt, ich könnte nie genug von dir bekommen", sagte ich und betonte meine Stimme dabei so, dass sie die Selbstverständlichkeit meiner Worte unterstrich.

"Da bin ich ja erleichtert", lachte sie und streichelte kurz über meine freie Hand, die auf dem Tisch lag.

Dann frühstückten wir zu Ende und räumten unser Geschirr und Besteck neben die Spüle. Den Abwasch konnten wir auch später machen, wenn es regnen würde oder wir mal nichts zu tun hatten.

"Denkst du, das passt so?", fragte ich Tine und strich mein Oberteil glatt.

Ich hatte ein verwaschenes, dunkelgraues Tanktop mit weiten Armausschnitten an, das ich mir mal vor Jahren selbst zugeschnitten hatte, weil ich nichts Vergleichbares zu kaufen gefunden hatte. Darunter hatte ich einen schwarzen, dünnen Sport-BH an, der ziemlich bequem war. Dazu hatte ich eine kurze schwarze Sporthose mit weißen Streifen an den Rändern und den Seitennähten angezogen.

"Dafür, dass hier niemand außer uns ist, kümmerst du dich zu viel um dein Aussehen", lächelte Tine mitleidig.

"Darum geht es doch gar nicht. Denkst du, dass man das zum Spazierengehen tragen kann?", wiederholte ich meine Frage etwas spezifischer.

"Es ist ziemlich warm, also sollte das schon passen", meinte sie und ich nickte bloß resignierend.

Tine hingegen trug eine knappe Jeans, die kurz unter ihrem Hintern endete, und dazu mein weites, kakigrünes T-Shirt, das sie sich von mir ausgeliehen hatte.

"Können wir los?", fragte ich, als wir beide wortlos im Zimmer standen und fertig mit dem Anziehen waren.

"Ja", lächelte sie und nahm im Vorbeigehen meine Hand, ehe wir in den Flur und dann die Treppe nach unten gingen.

Wir zogen noch schnell unsere Schuhe an und ich überlegte währenddessen, ob ich in den Rucksack, den wir mitgenommen hatten, noch etwas Wasser mitnehmen sollte, entschied mich aber dagegen, weil wir wahrscheinlich nicht länger als eine Stunde unterwegs sein würden.

"Hast du den Schlüssel und schließt ab?", fragte ich noch nach, als ich gerade über die Türschwelle getreten war.

"Ja, habe ich", bestätigte sie, hielt den Schlüssel hoch und klimperte mit ihm.

Ingo love |girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt