Sie heißt also Charlotte

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Eliot


Ich warte nicht in Julians Büro, während er meine Gefährtin empfängt. Stattdessen laufe ich im Besprechungszimmer hinter dem Thronsaal auf und ab.

Rebeca war völlig aus dem Häuschen, als wir im Flur auf dem Weg zum Thronsaal, auf sie gestoßen sind. Abgesehen von der stürmischen Umarmung die sie mir geschenkt hatte, erklärte sie mir mindestens vier Mal, wie sehr sie sich für mich freue und wie gespannt sie darauf ist, meine Gefährtin kennenzulernen.

Meine Gefährtin. Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, sie endlich nach all den Jahren gefunden zu haben.

Die Türe zum Thronsaal öffnet sich und im nächsten Moment steigt mir ihr Duft in die Nase. Ich bleibe stehen und schließe genüsslich die Augen. Schritte nähern sich dem Thron. Es dauert einen kurzen Moment, dann höre ich meinen Bruder Fragen: „Dein Name lautet Charlotte. Ist das richtig?"

Charlotte. Der Name meiner Gefährtin lautet also Charlotte. Ich wiederhole ihren Namen. Er klingt sehr schön. Nicht so Kurz aber auch nicht übertrieben lang. Die Nächste Frage die ihr von Julian gestellt wird, ist der Grund, warum sie im Wald war. Sie erklärt ihm, das sie bestimmte Kräuter im Wald gesucht hat. Sie interessiert sich also für Pflanzen. Sie wird begeistert sein von unserem Garten hier. Ich überlege gerade, ob sie sich darüber freuen würde, wenn ich ihr einen Eigenen Garten anlegen lasse, als sich die Türe des Besprechungsraumes öffnet.

Eine Frau betritt den Raum. Sie ist groß und schlank und trägt ein schlammgrünes Kleid. Ihre Haare hat sie zu einen Zopf zusammen gebunden. Als sie mich sieht, sehe ich die deutlicher Verwirrung in ihrem Blick. Hinter ihr betritt Julian das Zimmer und schließt die Türe. „Ava, das ist mein Bruder Eliot, ihr habt euch sicher mal gesehen, als er letztes Jahr kurz zu Besuch war. Du hast seine Schulter wieder eingerenkt." Es dauert einen Moment, dann trifft mich die Erkenntnis. Stimmt! Ich kenne sie. „Hallo Ava" Begrüße ich sie. Ava vollführt einen Kinks ehe sie mich ebenfalls begrüßt.

„Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ist die Anwesenheit Eures Bruders bei diesem Gespräch von Relevanz?" Fragt Ava und schaut dabei mich an. „Ja." Julian überlegt kurz, dann geht er um Ava herum und bietet ihr einen Stuhl an. „Setzt dich erst einmal." Nachdem Ava auf einen Stuhl mir gegenüber platzt genommen hat, fragt Julian sie: „Was kannst du über Charlotte sagen? Vermisst sie Ihre Familie? Wie ist sie den Wölfen gegenüber gestimmt?" Ava wiegt ihren Kopf hin und her. „Sie redet nicht viel über ihre Familie, aber es ist dennoch offensichtlich, dass sie ihre Familie vermisst. Was ihre Einstellung zu den Wölfen angeht, das kann ich schwer einschätzen. Ich vermute, sie wollte letztens nicht mit den andern auf dem Markt, weil sich dort die Wölfe tummeln. Im Dorf hat sie sich relativ gut eingelebt. Ich würde sagen, sie hat schon kleine Freundschaften geschlossen. Wenn ich ehrlich bin, bezweifle ich, dass sie dem Dorf oder den Wölfen schaden kann oder auch möchte. Wenn die Entscheidung bei mir läge, würde ich sie nach Hause zu ihrer Familie und ihren Freunden schicken." Julian hört ihren Bericht aufmerksam zu. Erst jetzt fällt mir auf, das mein Bruder nicht seine Offizielle Robe trägt sondern lediglich eine braune Hose und eine ebenso braune Tunika.

„Das Problem ist, dass wir sie nicht zurück in ihr Dorf schicken können." Erklärt er Ava ruhig. Diese runzelt die Stirn. „Warum? Wenn ich fragen darf." Nun mische ich mich ein. „Sie ist meine Gefährtin. Ich kann sie nicht zu den Hexen schicken." Ava reist ihre Augen auf. „Sie ist Eure Gefährtin?" Ich nicke.

„Was habt ihr jetzt vor? Sie kennt sich nicht wirklich mit den Bräuchen und Riten der Werwölfe aus, noch wird sie verstehen weshalb Ihr sie nicht mehr zu ihrer Familie lasst." Ava schüttelt fassungslos den Kopf. „Wie wollt ihr jetzt vorgehen?"

„Ich werde ihr erklären müssen, das wir sie wegen ihrer eigenen Sicherheit bei uns behalten. Wir werden ihr nichts davon erzählen, dass sie die Gefährtin eines Wolfes ist, denn wenn sie erfährt, dass sie wegen Eliot nicht zurück zu ihrer Familie kann, wird sie ihm keine Chance geben." Julian wendet sich an mich. „Du musst dich in ihr Leben schleichen und ihr Vertrauen gewinnen, wenn du das geschafft hast, kannst du ihr erklären wer sie für dich ist und was das Bedeutet."

„Ich soll mich also von ihr fern halten?"  Frage ich entsetzt. Julian schüttelt seinen Kopf. „Nein. Du sollst es einfach langsam angehen lassen. Sie kennt im Gegensatz zu den Menschen die mit uns aufwachsen unsere Gebräuche nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, das sie in uns einfach nur Monster sieht." Julian hat recht. Ich fahre mir durch mein hellbraunes Haar.

„Wo wird sie in der Zeit leben?"

„Sie kann weiterhin bei mir leben, immerhin hat sie sich in meinem Dorf schon eingelebt. Ich halte es nicht für sonderlich klug sie von ihrer gewohnten Umgebung weg zu zerren."

„Du hast recht. Sie sollte vorläufig weiter bei dir leben, wenn das für dich in Ordnung ist." Während ich das sage schaue ich Ava fragend an. Diese nickt.

Vollmond - Wenn die Magie erwacht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt