6. Familienfrühstück

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Blinzelnd öffnete ich meine Augen, sah mich orientierungslos im dunklen Raum um. Hinter mir erkannte ich deutlich Licht in das Zimmer scheinen, es kam vom Mond und nur ein ruhiger Atem neben mir verdeutlichte mir, ich war nicht allein. Deutlich erkannte ich die langen Haare meines Herren, welche ihm in sein Gesicht fielen und teilst seine Augen versteckten. Die Brust des Größeren hob und senkte sich immer wieder, zeigte mir, dass er schlief und sofort blieb ich reglos liegen, gab keinen Mucks von mir. Der Jüngere brauchte seinen Schlaf dringend, immer hin war sein Tag anstrengend und er benötigte für Morgen wieder Energie, um mich ein weiteres Mal zu ertragen. Es war nicht einfach mir ständig hinterher zu gehen mit Worten, ich hielt mich an viele seiner Aufforderungen nicht und bekam trotzdem meist ein Lob. Ich war in jeder Hinsicht eine Enttäuschung für den Pfau, doch ein großes Interesse schien er nicht daran zu zeigen.

"Alles gut, Patrick?", hörte ich die Stimme meines Besitzers leise hauchen, nebenbei suchte seine Hand nach meiner und umschloss diese vorsichtig, als er sie schlussendlich fand. Die Augen des Größeren blieben geschlossen, doch erkannte ich mit Hilfe des Mondlichts gut, wie er mit seinem Körper auf meine Regungen achtete. Nicht viel wusste ich über das Tier Pfau, doch diese Tiere hatten einen feinen Geruchs-und Gehörsinn, identifizierten Gefahren schon auf großer Entfernung und das allein durch ihre Ohren. Mir blieb nichts anderes übrig als zustimmend zu brummen. Ich konnte nicht mehr schlafen und innerlich wusste ich genau weshalb, doch das würde Manuel niemals verstehen können, niemand würde das tun. Es war zwei Uhr in der Nacht und für gewöhnlich kam um diese Zeit immer ein Wärter in die Zelle, um mich mitzunehmen und mit mir das sprechen zu trainieren, doch nie auf eine gute Art. Oft wurde ich nach den etlichen Versuchen mich zum reden zu zwingen achtlos in meine Zelle geworfen, wo ich kraftlos zurück zu meiner Wand krabbelte und versuchte einzuschlafen. Diese Zeit hatte sich in meinen Kopf eingebrannt und egal ob nun jemand kam oder nicht, um mich aus der Zelle zu holen, ich war wach.

"Sieht nicht so aus...", murmelte der Brünette und nun öffnete er blinzelnd seine Augen, ließ mich in das reflektierende Grün sehen. Ich wusste nicht wie gut er sehen konnte, doch war seine Sehkraft so gut wie meine es war, könnte er zu großer Wahrscheinlichkeit die Bahn meiner Tränen sehen, welche meine Wangen runtergeflossen war. Die Spuren meiner Träume waren leicht zu erkennen, doch ob Manuel schon länger wach war und keine Ahnung hatte, ob er mich wecken sollte, wusste ich nicht. Laut war ich während Alpträumen noch nie, das einzige was ich hin und wieder tat, war leicht zu zucken. "Du hast dich unruhig hin und her gedreht und dabei leise gewimmert, deshalb bin ich eben auch aufgewacht. Ist nicht schlimm, keine Sorge! Ich wollte dich nicht noch mehr nervös machen, als du es sowieso warst und deshalb habe ich auch gewartet, bis du von alleine aufwachst. Auf Berührungen scheinst du im Schlaf nämlich eher weniger gut zu reagieren, so wie ich es gemerkt habe...", sprach der Jüngere vorsichtig und instinktiv krallte ich mich in seiner Hand fest, als er mir ein wenig näher rutschte. Meine Vermutung hatte sich bewahrheitet, er hatte mich nicht geweckt, weil er keine Ahnung hatte ob er mich wecken sollte oder nicht. Ich hatte dem Pfau ein wenig seines dringend benötigten Schlafes geraubt und doch schien er alles andere als verärgert, eher begann er mir vorsichtig mit seinem Daumen über meine Haut zu fahren. Nur leicht, sodass ich unsere Hände jederzeit trennen konnte, doch immer noch bestimmend genug, dass ich merkte, ich war in diesem Moment nicht allein.

Beschämt schniefte ich und versuchte mühevoll meine Tränen zurückzuhalten. Es war peinlich nicht einmal ruhig schlafen zu können und selbst während strickten Ruhephasen noch meinen Herren zu stören. "Nicht weinen, ist doch alles gut!", sagte der Grünäugige nun beruhigend, doch noch bevor er weiter reden konnte, rutschte ich näher zu ihm und versteckte zitternd meinen Kopf in seiner Halsbeuge. Nur noch Unterwürfigkeit würde mich nun davor retten könnte bestraft zu werden. Ich musste meine absolute Demut und Angst zeigen, es irgendwie schaffen Mitleid von meinem Herren zu bekommen, auch wenn es nicht möglich war. Niemand würde einer Schande wie mir Mitleid zukommen lassen, dafür gab es gar keinen Grund.

Hundert Augen #KürbismaskeWhere stories live. Discover now