33. Traum

289 23 28
                                    

Ängstlich kauerte ich mich auf dem Bett zusammen, wagte es nicht einmal meinen Blick zu heben oder mich irgendwie anders zu bewegen. Manuel blieb einfach still, beobachtete mein unterwürfiges Verhalten und je länger ich versuchte zu zeigen, mir tat mein Verhalten leid, desto mehr stieg in mir das Verlangen auf wegzulaufen und nie mehr wieder zu kommen. Ich hatte den Wink meines Pfaus doch verstanden, dass er einfach ein wenig Zeit allein mit Michael und Maurice verbringen wollte, um die beiden an seine Gegenwart zu gewöhnen, nur kam mir dieser Gedanke viel zu spät und dafür würde ich nun bestraft werden, ob ich wollte oder nicht. Der Grünäugige meinte, er wüsste, dass ich weiß, er war lieb und nett, tat keiner Fliege etwas zuleide, doch meine zwei anderen Freunde konnten sich dieser Tatsache nicht sicher werden, da sie durch mich nicht die Möglichkeit bekamen ihn näher kennenzulernen und aus diesem Grund würde der Grünäugige mir nun die Leviten lesen. Er würde mir sagen, dass es so nicht weitergehen konnte und dass er enttäuscht von mir war, was mich traurig machte.

Leise kamen die Schritte des Größeren auf mich zu, ließ sich direkt neben mir nieder und so, wie ich es aus dem Gefängnis gewohnt war, winselte ich um Gnade und vergrub meinen Blick in der weichen Matratze, um zu zeigen, ich unterwarf mich dem Jüngeren komplett. Je weniger ich aufmüpfiges Verhalten zeigte, desto kleiner fiel die Strafe des Pfauen aus und da dieser sich in den Schneidersitz auf seine Seite des Bettes fallen ließ, ging ich davon aus, dass er mich quälen wollte, indem er mich warten ließ. Mir liefen Tränen er Angst und Verzweiflung über die Wangen, denn mit diesem Druck kam ich nicht klar und das schien der Grünäugige zu ahnen, denn anstatt mich anzuschreien oder zu schlagen, legte mir Manuel seine Arme unter die Kniekehlen und den Rücken, damit er mich vorsichtig hochheben und auf seinem Schoß absetzen konnte. Sicher umschloss er meinen vor Furch zitternden Körper mit seinem linken Arm, strich mir mit der anderen Hand beruhigend durch das Haar und begann damit mich zu wiegen, wie ein kleines Baby. „Shhh, alles ist gut, Süßer. Nicht weinen! Ich möchte einfach nur mit dir reden und dir etwas erklären, nichts weiter!", sagte mein Herr mit dunkler, sanfter Stimme, welche mich sogleich wohler fühlen ließ. Zärtlich drückte der Jüngere meinen Kopf in seine Halsbeuge hinein und ich erkannte an seiner Stimmenfarbe, dass er die Wahrheit sagte, schließlich würde er sonst nicht versuchen mich zu beruhigen.

Ich brauchte einige Sekunden, in denen mich Manuel sicher in seiner Nähe hielt und leise auf mich einredete, ehe ich still in den Armen meines Besitzers liegen konnte, ohne eine weitere Träne zu vergießen. Der Pfau hörte zu keiner Sekunde auf mich hin und her zu wiegen, gab sich große Mühe mich zu beruhigen und ich fragte mich, was der Brünette mir erklären wollte. Mit Sicherheit würde er mir nun erzählen, dass er enttäuscht von mir war, dass ich nicht einmal ein paar Minuten allein sein und essen konnte und mir blieb nichts anderes übrig, als diese Worte stumm zu ertragen, mich nicht gegen sie zu wehren und mich bei dem Grünäugigen für mein ignorantes Verhalten zu entschuldigen. Ich war mir sicher, dass diese Eigenschaft der schnellen Einsamkeit eine meiner schlechtesten Eigenschaften war und ich wünschte, diese könnte ich mir irgendwie abgewöhnen, doch ich wusste nicht wie. Diese Angst vor dem allein sein war tief in mir verankert, hatte sich sicher im Gefängnis gebildet, da ich dort niemals auch nur für eine Sekunde allein gewesen war und obwohl ich wusste, dass Manuel mich niemals lange allein lassen würde, konnte ich nicht gegen das Gefühl ankommen niemanden um mich herumzuhaben, der mich beachtete.

„Als ich dich vorhin nicht mit ins Wohnzimmer mitnehmen wollte, habe ich nicht vorgehabt dich auszuschließen, Patrick! Ich wollte einfach nur ein bisschen Zeit mit Michael und Maurice verbringen, damit sie sehen, dass ich ihnen nichts Böses will, weil ich wusste, dass ich dir sonst den Großteil meiner Aufmerksamkeit geschenkt hätte und nicht den beiden, verstehst du? Das ist auch nichts, was ich dir jetzt vorwerfen will. Du bist nur so schnell zum Weinen zu bringen und ich mag es nicht, wenn ich dich traurig sehen muss und außerdem lächelst du so süß, wenn du bei mir bist, deshalb liebe ich es bei dir zu sein. Ich habe einfach nur das Gefühl dich beschützen zu müssen und bin einfach über glücklich darüber, dass du mich so nahe an dich ranlässt und mit mir kuschelst! Aber das ist gerade nicht das, was ich dir eigentlich sagen wollte. Um Michael und Maurice ein bisschen mehr kennenzulernen, möchte ich dich darum bitten dich morgen ein bisschen zurückzuhalten, ja? Ich weiß, dass dir das schwerfällt und dass du es hasst allein zu sein, aber du würdest mir damit einen wirklich großen Gefallen tun und ich verspreche dir, dass wir danach gemeinsam etwas machen können. Ich werde morgen mit den beiden einkaufen gehen und danach darfst du entscheiden, was wir machen, in Ordnung?"

Hundert Augen #KürbismaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt