Kapitel 20 - Der Aufbruch zum Spieleabend

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Marie, Zain, Kiyan und ich hatten gerade die letzte Stunde für heute geschafft und liefen glücklich zu unseren Zimmern. Bevor wir uns trennten, verabredeten wir uns noch für einen gemeinsamen Filmeabend. Ich freute mich schon richtig darauf. Immerhin wollten Marie, Viola und ich die Zeit zusammen alleine verbringen. Einfach mal etwas Abstand von Kiyan würde mir sowieso gut tun. Es passierte schon wieder, dass er mich nicht in Ruhe ließ. Manchmal merkte ich richtig, wie die Situation mich überforderte und, wenn ich dann von meinem Mate wegrückte, so verstand er meine Zeichen nicht und engte mich schon wieder ein.

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, morgen mit ihm darüber mal zu sprechen, da es wirklich notwendig war. Ich konnte mich doch nicht in einen Werwolf verlieben, wenn er mir nie die Chance dazu gab und irgendwie wollte ich nicht, dass er schon alles kaputt machte, bevor es überhaupt angefangen hatte.

Kiyan und ich waren gerade wieder in unserem Zimmer und lagen auf dem Bett. Ich war so kaputt gewesen von den zwei Stunden, dass ich erst einmal entspannen wollte. Natürlich hatte sich mein Mate dazu gelegt. Jedoch berührte er mich noch nicht, was ich sogar als sehr beruhigend empfand. Einfach mal nebeneinander liegen in völliger Stille. Meine Augen waren geschlossen und ich bemerkte, wie mein Herz ruhig schlug und ich ein kleines zufriedenes Lächeln im Gesicht hatte.

Ich hätte für immer dort liegen können, jedoch vernahm ich einen Ton, welcher bedeutete, dass auf meinem Handy eine Nachricht angekommen war. Kurz war ich hin und hergerissen, ob ich mich jetzt wirklich bewegen sollte oder nicht. Am Ende gewann meine Neugier wieder einmal und mit einem ergebenen Seufzer rollte ich mich auf meine Seite, um mein Handy zu nehmen.

Den Rücken hatte ich nun meinem Mate zugewandt und las in Ruhe meine neue Nachricht. Sie war von Viola und darin fragte sie, ob Zain heute abend dabeisein dürfte. Immerin war er ihr Mate und sie wollte nicht schon wieder von ihm getrennt sein. Genauso formulierte sie es. Ich konnte darüber nur leicht den Kopf schütteln und meine Stirn runzeln. Meine Schwester und Zain waren anscheinend wirklich unzertrennbar geworden. Warum hatte ich diese starken Gefühle nicht auch schon bei Kiyan?

Zweifelnd drehte ich mich wieder so, dass ich meinem Mate ins Gesicht schauen konnte und erkannte, dass er friedlich schlief. Deswegen hatte er sich also noch nicht an mich gekuschelt. 

Seine Hände hatte er über seinen Bauch zusammen gefaltet und eine seiner schwarzen Haarsträhnen fiel ihm ins Gesicht. Ich betrachtete ihn eine Weile und versuchte das Rätsel, welches ich mir selbst gestellt hatte, zu lösen. Jedoch ohne Erfolg. Warum fühlte ich noch nicht so etwas wie Liebe für Kiyan. Okay, man musste auch ehrlich zugeben, dass gerade einmal vier Tage vergangen waren, seitdem wir wussten, dass ich seine Mate war, aber trotzdem war ich verunsichert. Selbst bei Marie lief es super und sie schwärmte immer mehr von Tim, doch bei mir war es nicht so.

Vielleicht hatte sich die Mondgöttin ein einziges Mal getäuscht und wir waren nicht für einander bestimmt?

Meine Überlegungen wurden unterbrochen, als Kiyan sich auf die Seite drehte und einen Arm um meine Taille schlang. Ich schaute noch verwundert auf diesen, als er im nächsten Moment auch schon ein kleines, fast nicht wahrnehmbares, Schnurren ausstieß.

In solchen seltenen Momenten merkte auch ich, dass da eine Bindung war. Diese kleinen, süßen Gesten erreichten mein Herz und manchmal fragte ich mich, warum es nicht immer so sein kann.

Ich konnte dem Drang nicht mehr wiederstehen und so strich ich seine schwarze Haarsträhne sanft aus seinem Gesicht. Gleich darauf wurde ich noch näher an Kiyans warmen Körper gezogen.

Ich lag eine Weile einfach nur da und versuchte zu schlafen wie Kiyan, jedoch ging es nicht. Mir war einfach zu warm. Als mein Handy wieder einen Ton von sich gab, drehte ich mich um und las in einer neuen Nachricht, dass Marie auch Tim mitbringen würde. Na toll, wenn Kiyan das herausfinden würde, dann gäbe es kein Halten mehr und er würde auch mitgehen wollen.

Eine neue Nachricht erschien auf dem Display. Darin stand, dass Marie schon alles vorbereitet hatte und wir kommen könnten, wenn wir wollten. Ich zögerte nicht lange und wollte mich aus Kiyans Klammergriff befreien, aber es lief nicht so wie geplant. Anstatt mich loszulassen und friedlich weiterzuschlafen, zog er mich wieder an sich und verstärkte den Griff um meine Taille auch noch. Genervt stöhnte ich auf.

Ich musste mir was neues überlegen und so hob ich Kiyans Arm ganz vorsichtig an und versuchte währenddessen schnell wegzurücken. Doch auch das erzielte wieder den gegenteiligen Effekt und kurze Zeit später war ich eng an die Brust meines Mates gedrückt. 

Langsam gingen mir die Ideen aus. Sollte ich ihn wecken? Dann würde er aber bemerken, dass ich wegwollte und somit auch gleich mit. Also fiel diese Variante raus und ich musste mir was anderes überlegen.

Einen neuen Versuch startend, strich ich sanft seinem Arm rauf und runter. Es zeigte Wirkung, da sein Griff immer lockerer wurde. Schnell griff ich nach einem Kissen und wollte es ihm in die Arme drücken. Jedoch flog es mir aus der Hand und landete direkt im Gesicht meines Mates, welcher mich nun verwirrt blinzelnd anschaute.

Das hieß für mich,  dass ich nun nicht mehr heimlich verschwinden konnte. Seine eisblauen Augen blickten mich leicht benommen an und in ihnen stand ein fragender Ausdruck.

"Ich wollte zu Marie und Viola, wegen dem Filmeabend. Das ging aber nicht, da du mich so sehr festgehalten hast und ich wollte dich nicht aufwecken." Meine Stimme war die ganze Zeit über leise gewesen. Fast flüsternd. Aus irgendeinem Grund wollte ich diese angenehme Stille, die wir die ganze Zeit gehabt hatten, nicht durchbrechen. 

Kiyan begriff und schwang seine Beine über das Bett. "Na dann gehen wir mal los." Er sagte das voller Tatendrang und schaute mich auch genauso an, während ich noch zögernd in unserem Bett lag.

"Vielleicht willst du ja auch mal was anderes machen?" Ich wurde sofort von seiner Stimme unterbrochen, welche mir wiedersprach. "Aber Zain und Tim sind auch dort." Verständnislos schaute er mich an.

Verwirrt runzelte ich meine Stirn und schaute ihn misstrauisch an. "Woher weißt du das?" Verlegen schaute er kurz auf den Boden. Sein Blick wanderte durch den Raum. Überall hin, nur nicht in meine Augen. Mit drohendem Unterton sagte ich: "Kiyan?"

Nun antwortete er. "Naja. Es kann vielleicht sein, dass ich nicht die ganze Zeit geschlafen habe und deine Nachrichten mitgelesen habe. Aber nur die letzte und das auch nur vielleicht."

Sauer stand ich auf. "Kiyan, du kannst dich doch nicht einfach schlafend stellen und das ausnutzen, um meine Nachrichten zu lesen." Das  zarte Gefühl der Zuneigung, welches vorhin kurz entstanden war, verschwand auch wieder.

Enttäuscht schüttelte ich meinen Kopf. Ohne noch einmal zurückzublicken, ging ich zur Tür und öffnete diese.

"Amalia, warte doch. Es tut mir leid." Ich blieb ruckartig stehen und drehte meinen Kopf ganz leicht nach hinten. Ich nickte knapp und Kiyan kam zu mir.

"Dann mal los." Meine Stimme tropfte vor Sarkasmus und ich hatte auch, ehrlich gesagt, schon wieder keine Lust mehr. Hoffentlich würden wir zumindest einen schönen Film anschauen.

Soulmate - into the unknownDonde viven las historias. Descúbrelo ahora