Kapitel 16 - Zurück in die Zeit IV

6.1K 246 22
                                    

Gewidmet an die süße mylittlefakeideas.

#stammfan

Andrès POV, 2 Tage nach Mias Verschwinden:

Ich hatte kein Gefühl mehr in meinen Händen. Es war, als würde man mir den Boden unter den Füßen wegziehen. Was hörten meine Ohren da?

Mia ist schwanger?

"Aber ich bezweifle, dass dieses Kind von dir ist, Andrès", presste Riccardo zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Wie?

Was?

Er blickte Julian an, der los prustete.

"Julian", fauchte ich, "lass das Gelache! Sag mir die Wahrheit!!!"

"Signor. Ich habe sie nicht angerührt. Wie ich bereits sagte. Oder glauben Sie ich hätte ein Problem damit, zu sagen, dass ich mit ihr geschlafen habe? Habe ich nicht. Ich habe eine wundervolle Freundschaft zu ihr gepflegt."

Ich untersuchte ihn akribisch.

Er log nicht.

"Ich glaube dir."

"Du glaubst ihn, ich glaube dir, wir glauben ihnen - für so ein Schwachsinn habe ich keine Zeit. Und normalerweise sei, tut mir wirklich leid Andrès, geschissen auf Mia. Aber es geht hier um dein Kind."

"Um mein Kind", wiederholte ich. Ich war vollkommen traumatisiert.

"Beinahe wäre das Kind ohne Vater aufgewachsen. Seid ihr euch das bewusst?", fragte ich die beiden und wechselte den Blick zwischen beiden.

"Nein. Das einzige, was ich mir bewusst bin, ist, dass du vollkommen irre bist."

Ich schenkte Riccardo einen warnenden Blick.

Er hatte wohl vergessen, wer hier das Sagen hatte. Und ich brauchte sichtlich Zeit, um wieder klar zu kommen. Klar zu denken.

"Ach komm schon. Spaß muss sein", ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht und ich klatschte in die Hände.

"Ich könnte jemanden dahin schicken, Jungs. Jemand, der ein Auge auf Mia hat. Ich will nicht, dass ihr irgendwas passiert. Ihr und dem Baby."

Riccardo verkniff sich ein Lachen. Prustete daraufhin aber doch los: "Wieso gehst du da nicht selbst hin?"

"Weil ich nicht weiß, was wahr war und was nicht. Ich will mich niemanden mehr aufzwingen, noch will ich jemanden gegen seinen Willen etwas tun lassen. Ich bleibe hier. Ich muss nicht dort sein, um sie zu lieben. Oder sie zu beschützen."

"Aber du könntest es herausfinden. Dass sie dich liebt."

"Wie das?", ich schränkte die Arme ein und legte den Kopf in den Nacken.

"Genau deswegen inszenieren wir deinen Tod. Damit die ganze Welt denkt, dass du unter der Erde liegst."

"Einfühlsam wie eh und je, Bruder."

"Immer doch", Riccardo zwinkerte mir anerkennend zu. Legte aber rasch wieder seine ernste Miene auf: "Erstens: Du kannst eine andere Identität annehmen. Du kannst aus der ganzen Sache raus. Zumindest so lange, wie du bereit bist, es zu tun. Zweitens: Es ist ja schön und gut, dass du auf deine kleine Schlampe stehst, aber woher weißt du, ob sie für dich genauso empfindet, wie sie hier behauptet hat?"

"Worauf bist du hinaus?", knurrte ich.

"Lass mich es herausfinden. Lass mich ihr die Hölle heiß machen. Es aus ihr heraus kitzeln. Lass mich dorthin. Und dann wirst du die Wahl haben, was du tun wirst."

"Du wirst ihr keinen Finger krümmen!", brüllte ich ihn an.

"Meinetwegen", gab er kapitulierend von sich, "aber ich werde es herausfinden. Dann kannst du zumindest für dich entscheiden, ob du sie willst oder nicht."

Riccardo war meine rechte Hand und mein bester Mann. Er war darauf spezialisiert, Menschen in die Enge zu treiben. Aber auch, sie zu richten. Sie zu foltern, bis sie abkratzten. Es gab keinen Auftrag ohne ihn, weil ich einen Mann ohne Herzen brauchte.

Aber er und ich, wir wussten beide, dass er sehr wohl ein Herz hatte.

Irgendwo.

Vielleicht.

Ich musste dem ganzen Scheiß endlich ein Ende machen.

"Rick. Pass auf. Ich werde niemanden dahin schicken. Du wirst für mich dahin gehen."

"Was?!", seine Kinnlade fiel ihm beinahe herunter.

"Du hast mich richtig verstanden. Sag mir, warum der inszenierte Tod?"

"Weil die kleine Tussi ein Baby erwartet. Hier geht es um die Blutlinie, verflucht."

"Und genau deswegen bist du der richtige."

Er machte einen Schritt auf mich zu.

"Lass sie nicht alleine. Sie muss stets in deinem Blickfeld sein."

"Eine Frage muss ich dir stellen."

"Stell sie mir."

"Beschütze ich das Kind oder beide?"

"Beide", kam es prompt aus meinem Mund heraus, "also kontrolliere dich verdammt. Ich will nicht die selbe Geschichte durchleben müssen wie mit Elena."

"Und ein bisschen quälen?"

"Nix da."

Ich wusste, er würde sich trotzdem ein wenig aus dem Tellerrand hinaus wagen.

"Noch eine Frage."

"Hau raus."

"Willst du, dass sie zurück will?"

Ich sah ihn zögernd an.

"Nein."

"Wieso nicht?"

"Es wäre gut zu wissen, ob sie mich noch will. Aber ich will sie nicht nochmal hier haben. Ich will selbst nicht mehr hier sein. Das heißt, wenn die Dinge passieren sollten, wie sie passieren, werde ich dort sein, wo sie sein möchte."

"Ach, wie romantisch."

"Von mir aus reise ich bis ans Ende der Welt. Mir egal."

Riccardo verkniff sich ein Lächeln und biss sich auf die Lippen. Dadurch musste ich selbst breit grinsen.

"Was ist mit mir, Signor?"

Ich wandte mich an Julian und streckte ihm die Hand aus. Verwundert sah er zu ihr und dann schlug er ein.

"Nenn mich Andrès. Klar soweit?"

Er lächelte und nickte dabei.

"Dich will ich aber hier behalten, Julian. Vorerst."

"Sehe ich genauso. Du bist sozusagen unser Notfallplan. Dich wird sie mit Sicherheit in die Seele schauen lassen."

"So sieht's aus."

"Also bist du wieder zurück?", Riccardos Augen schimmerten und er sah mich mit einer Brise Hoffnung an.

"Back to the roots. So sagt man das doch, oder? Ich werde jetzt ein wenig ausarten, Jungs. Ich werde ein für alle Mal die Regeln brechen. Die andere Art von Mafiaboss sein, wenn ihr versteht was ich meine. Nur so kann ich meinen Respekt herschaffen."

Ich legte Riccardo die Hand auf die Schulter, er tat es mir gleich. Aber für diese Duselei war keine Zeit und ich tat genau das, wozu ich mich vorhin entschieden hatte: Keine Zeit verlieren. Ich packte ihn an die Schulter, zerknüllte das feine Stoff unter meinen Fingern und riss ihn zu mir: "Kann ich auf dich zählen?!"

"Immer."

If You Love Me Stay With Me [ABGESCHLOSSEN]Where stories live. Discover now