Kapitel 3 (2)

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Caitlin

Ich war keine drei Meter auf der Party gegangen und bereute bereits meine Schuhwahl. Die High Heels waren einfach nicht optimal, um locker durch die Menge zu laufen. Vor ein paar Stunden, als ich mich bei Donna mit ihr zum Schminken getroffen hatte, hatte sie mir 10cm hohe Absätze andrehen wollen.

„Du bist sonst immer so klein. Ich will dich doch auch in der Menge wiederfinden", hatte sie behauptet.

Darauf hatte ich nur geschnaubt. So klein war ich jetzt auch wieder nicht! Mittlerweile fragte ich mich, warum ich auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht hatte, so hohe Schuhe doch anzuziehen.

Jetzt lief ich mit der halben Höhe zwischen meinen Mitschülern herum. Jede Stufe war vertreten, auch wenn die meisten Eltern der Unterstufenschüler ihre Kinder nicht herließen. Hier bekam jeder Alkohol ausgeschenkt, egal ob 11 oder 19. Eltern mitzubringen war nicht erlaubt. Das einzige Aufsichtspersonal waren die Lehrer.

Es wurde immer später. Ab 12 Uhr war meist nur noch die Oberstufe auf der Party.

Nachdenklich sah ich mich nach Donna und Zusan um.

Ich entdeckte die beiden ziemlich weit hinten in einer Ecke abseits der Tanzfläche. Niemand stand bei ihnen. Donna hielt einen Cocktail in der Hand, aber Zusan schien noch vollkommen nüchtern. Mit wachen Augen blickte sie in die Menge, als würde sie nach etwas suchen. Hielt sie nach jemandem Ausschau? Es kam mir so vor.

Zaghaft wank ich in die Richtung der Beiden.

Donna entdeckte mich als erste. Mit wilden Handbewegungen deutete sie mir an, zu ihnen zu kommen. Eilig, um nicht angesprochen zu werden, überquerte ich die Tanzfläche.

Meine Freundin strahlte mich an: „Ist es nicht klasse?"

Im Grunde schrie sie die Worte mehr, als dass sie diese wirklich sagte. Die Musik war noch lauter gedreht worden. Heftig hämmerten die Basse, deren Vibration ich deutlich spüren konnte.

„Sehr cool!", brüllte ich zurück, ehe ich meinen Blick über Zusan geleiten ließ.

Wie immer trug sie einen schwarzen Rock, aber ausnahmsweise kein Hemd.

Ich grinste: „Heute die Party Variante?"

Ihre einzige Antwort war ein Augenverdrehen.

Wahrscheinlich hätte man sie nie im Leben in solche Kleider kriegen können, wie Donna und ich sie trugen. Das von meiner Freundin war etwas weniger als knielang und tief rot, während mein hellblaues doch relativ lang war, dafür aber oben an Stoff gespart wurde.

Donna reichte mir ein Glas, das neben ihnen auf dem reich gedeckten Buffet stand: „Auf was trinken wir, Mädels?"

„Auf uns?", schlug Zusan vor, die nach einem Wasserglas griff.

„Klingt gut."

Wie ließen unsere Gläser gegeneinander klirren, ehe wir sie gleichzeitig ansetzten und mit einem Zug leerte.

Ich verzog das Gesicht: „Was ist das?"

„Alkohol", Donna lachte, „irgendwas mit Waldmeistersirup."

Schnell stellte ich den Becher wieder weg. Vielleicht trank Zusan deshalb nichts Härteres. Der Alkohol brannte immer noch in meinem Hals.

Wenn ich mir meine andere Freundin ansah, erkannte ich, dass das nicht ihr erster Drink war.

Mit einem breiten Grinsen deutete sie in Richtung der Tanzfläche: „Hat jemand Lust?"

Ich machte eine abwehrende Handbewegung: „Ich werde mal die Toiletten suchen."

„Und du, Zuzu?"

„Definitiv nicht", lachend schüttelte sie den Kopf.

Schulterzuckend wandte Donna sich ab.

Kurz darauf sah ich sie bereits auf einen breitschultrigen dunkelhaarigen Typen zulaufen. Tony drehte sich zu ihr um. Schlagartig hellte sich sein Gesicht auf.

In Gedanken schmunzelte ich. Hatte sie wirklich Angst gehabt, der würde sie entführen? Hinter dem harten Kerl steckte definitiv ein Muttersöhnchen!

„Bis gleich", rief ich Zusan zu, während auch ich davon ging.

Trotz der Menge fand ich den Weg zu den Toiletten schnell. Im Flur quetschte ich mich an einem knutschenden Pärchen vorbei und stieß ich die Tür auf.

Angeekelt verzog ich das Gesicht. Der ganze Raum stank fürchterlich nach Erbrochenem. Eilig bahnte ich mir einen Weg zu den Kabinen und verschwand darin.

Als ich wieder hinaustrat und zum Waschbecken ging, betrat jemand den Raum. Ohne mich anzusehen, ging die Brünette an mir vorbei. Das Einzige an ihr, das mir sofort auffiel, war die Lederjacke. Noch dazu trug sie eine lederne Hose.

Wer zog denn so etwas zu einer Party an?

Das einzige andere als Kleider, was ich bei den Mädchen draußen gesehen hatte, waren Hosenanzüge gewesen, aber die hier sah aus, als käme sie direkt von einer Biker Tour.

Ich wusch mir die Hände und verließ die Toilette, ohne noch einen weiteren Gedanken an die Fremde oder einen weiteren Atemzug zu tun. Erst vor der Tür schnappte ich nach Luft.

Auf direktem Weg wollte ich den Platz ansteuern, wo Zusan auf mich wartete, als ich plötzlich einen kühlen Luftzug spürte.

Ich wandte mich dem frischen Wind entgegen.

Eine Tür war geöffnet. Langsam schlenderte ich darauf zu. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, einmal hinauszugehen, um den beißenden Geruch der Toilettenräume aus meiner Nase zu verbannen.

Draußen wehte eine sanfte Brise, die mein Haar streifte.

Genießerisch schloss ich die Augen. Im Wind konnte ich nichts mehr von dem Alkohol riechen. Auch der Lärm schien gedämpft.

„Hi, Süße!"

Überrascht öffnete ich meine Augen. Jemand näherte sich mir. Der Typ war groß und ragte weiter über mich hinaus. Im silbrigen Licht des Mondes konnte ich seine Gesichtszüge nicht genau erkennen, sondern nur sein glattes schwarzes Haar.

„Hallo", erwiderte ich knapp und wandte mich eilig wieder der Tür zu. Vielleicht sollte ich wieder nach Donna suchen. Sie lief hier schließlich irgendwo betrunken herum.

„Warte", er packte meinen Arm.

Wütend funkelte ich zu ihm herauf: „Was soll das?"

Ein Grinsen, das noch ekelhafter als der Geruch drinnen erschien, bildete sich auf seinen Lippen: „Nicht so schnell, Süße. Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt."

„Und jetzt ist es Zeit sich zu verabschieden. Hat mich sehr gefreut!"

Nicht – fügte ich in Gedanken hinzu.

Ich wollte mich von ihm lösen, doch sein Griff war eisern.

„Lass mich los."

„Sicher, dass wir uns nicht noch ein wenig hier draußen unterhalten wollen?", fragte er mit honigsüßer Stimme. Ein kalter Schauder lief mein Rückgrat hinab.

Dieser Typ hielt mich so fest, dass ich keine Chance hatte einfach davon zu laufen.

„Nein!", ich versuchte meinen Arm von ihm zu lösen, „lass mich los!"

„Aber, aber...nicht so ruppig, Kleine, ich tu dir doch nichts."

„LASS.MICH.LOS!", fauchte ich, aber er schien gar nicht daran zu denken. Ganz im Gegenteil. Mit einem höhnischen Ausdruck in den grauen Augen trat er näher an mich heran.

„Ich denke nicht, Süße."





[Sorry für den kleinen Cliffhanger xD]

NOT MY HEART | ✓Where stories live. Discover now