Kapitel 14 (3)

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Cailtin
Z

uvor...
Auf zitternden Beinen stand ich neben Zusans Bett. Sie atmete gleichmäßig und friedlich. Eigentlich sah es aus, als würde sie einfach nur schlafen. Ihre Gesichtszüge waren entspannt und ihr Haar ordentlich gekämmt.

Ich hatte immer noch ein seltsames Gefühl dabei, Tristan allein gehen gelassen zu haben, doch nun konnte ich nichts anderes tun, als hier auf ein Signal zu warten. In den letzten Stunden war mir klar geworden, wie schnell man in solch ein Krankenbett wandern konnte. Das letzte Mal, als ich Zusan gesehen hatte, war sie noch bei vollem Bewusstsein in ihrem Kleid herumgelaufen. Nun trug sie nichts außer einen dieser dünnen Krankenhauskittel. Alles ging Schlag auf Schlag - das war mir in den letzten Wochen mehr als nur klar geworden.

Es klopfte.

„Herein", rief ich und wandte mich von Zusan ab. Beinahe geräuschlos wurde die Tür geöffnet.

Sebastian stand im Türrahmen. Es war nicht zu übersehen, wie angespannt er war. Seine Finger umklammerten fest den Türgriff.

„Du musst hier weg", knurrte er unruhig. Seine Blicke glitten zurück in den Flur, ehe sie sich wieder auf mich richteten.

„Warum?"

„Du sollst einfach abhauen!", entgegnete er kalt.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust: „Sag mir einfach, wieso! Wenn du einen Grund hast, werde ich sofort verschwinden!"

„Ethan kommt und jetzt weg mit dir", unsanft packte er mich am Arm. Seine Finger waren unmenschlich kalt. Sofort riss ich mich los.

„Weshalb sollte er hierherkommen, Sebastian?", wollte ich wissen.

„Er ist schon da! Noch kannst du durch den Hintereingang fliehen. Wenn du nicht gehst, kann ich dich auch tragen!"

Eher würde ich rückwärts auf einem Bein hinaushüpfen, als das er mich trug.

"Gib mir nur ein Haar von dir!", befahl er.

„Was zum Teufel willst du mit meinen Haaren?"

„Mir eine Perücke machen. Weißt du, ich sammle die Haare von Mädchen."

Verstört starrte ich ihn an, doch Sebastian verdrehte nur die Augen: „Echt jetzt, Caitlin? Ich will deine Identität annehmen, damit sie dich nicht verflogen, also?"

Ich war zu verwirrt, um zu antworten.

Ehe ich reagieren konnte, zog er bereits an einer meiner Strähnen. Mit einem leichten Ziepen löste sich das Haar.

„Geht doch", murmelte er und schloss fest seine Hand darum.

„Und jetzt?", fragte ich, während ich auf seine Faust starrte."

„Jetzt läufst du weg, Caitlin! Am besten rennst du zu dir nach Hause."

„Aber alle anderen..."

„Kämpfen. Ich weiß, doch du bist nicht wie sie. Weißt du überhaupt schon, wie du dich selbstständig verwandelst?"

Ich schüttelte ein wenig beschämt den Kopf.

„Siehst du! Also mach keine Scheiße und verschwinde hier. Man muss sich nicht immer als großer Held aufspielen."

„So wie du das tust?"

Er hob eine Augenbraue: „Ich und großer Held? Könnte ich hierbei sterben, würde ich das nicht machen, Caitlin. Doch ich glaube wohl kaum, dass sie versuchen würde, dich bei Mitternacht mit einem Holzpfahl aufzuspießen. Und jetzt renn!"

Dieses Mal fragte ich nicht weiter, sondern lief einfach an ihm vorbei. So schnell ich konnte stürmte ich durch den Flur. Am Ende des Gangs erkannte ich die Tür, welche zur Feuertreppe führte. Als ich sie aufstieß, sah ich aus dem Augenwinkel, wie ein Mädchen von meiner Größe in die andere Richtung durch den Flur hetzte.

Offenbar war es Sebastian wirklich gelungen, mein Äußeres anzunehmen. Für einen kurzen Moment war ich zu faszinierte, um etwas anderes zu tun, als einfach dazustehen, doch schon im nächsten hatte ich mich wieder gefangen und rannte weiter.

Auf der Treppe versuchte ich vergeblich keine Geräusche zu machen, doch bei jedem Schritt war das Metall zu hören.

Endlich berührten meine Füße das Gras. Alles um mich herum war stockdunkel. Nichts, außer das leise Rauschen des kühlen Nachtwindes, war zu hören. Ohne zu zögern steuerte ich eine bestimmte Richtung – weg von dem Krankenhaus. Ich konnte nicht tatenlos irgendwo herumsitzen und im ganzen Dorf gab es nur eine Straße, der ich es zutrauen würde, dort jemanden zu finden, der mir in meiner speziellen Situation helfen könnte. Cecilia war viel zu erschöpft, um irgendetwas zu tun.

Möglicherweise würde es mir bereits helfen, wenn ich herausfände, wer Zusan angeschossen hat – oder noch besser, sie direkt aufzuwecken.

Ich bräuchte eine weitere magische Person. Obwohl mir bereits versichert worden war, dass jene Frau keine Kräfte hatte, steuerte ich nun direkt auf ihr Haus zu. Es war nicht weit von dem Krankenhaus entfernt.

Die Straßen waren leer und kein einziger Wagen war an der Kreuzung zur Sparrow Street, als ich eilig die Straße überquerte. Trotz der späten Uhrzeit brannte noch Licht in ihrem Küchenfenster.

Vorsichtig öffnete ich das kleine morsche Gartentor und trat auf den kleinen Kiesweg, der geradewegs zur Eingangstür führte.

Die Klingel war im Dunkeln kaum zu finden, doch schließlich entdeckte ich sie doch. Ein schrilles Geräusch war aus der Wohnung zu hören.

Kurz darauf erklangen Schritte. Mit einem Ruck wurde die Tür geöffnet.

Ein paar Augen fand mich.

„Ich brauche ihre Hilfe, Mrs Gaday", brachte ich atemlos hervor.

[Hi, ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Das nächste kommt dann in 3 Tagen. Bis dahin, eine schöne Woche euch allen ❤️]

NOT MY HEART | ✓Where stories live. Discover now