❥siebenundzwanzig

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Völlig fokussiert stehe ich im Starbucks und schaue auf die leuchtende Anzeigetafel. Mal wieder weiß ich nicht, was ich mir bestellen soll. Wahrscheinlich wird es am Ende wieder auf einen normalen Kaffee hinauslaufen.

Doch jemand reißt mich plötzlich aus der Starre und tippt mir, von hinten, auf die Schulter: »Tessa?«

Die zarte, weibliche Stimme kommt mir bekannt vor, doch da mir momentan noch kein Bild vor Augen erscheint, drehe ich mich zu ihr um.

»Oh-«, verlässt es lediglich meinen Mund. Dieser bleibt wahrscheinlich auch vor Überraschung offen stehen.

»Lange nicht mehr gesehen.«, nuschelt Claire vor sich hin und meidet bewusst meine Blicke.

Das einzige, was ich herausbekomme ist ein leises und verdutztes »Ne.«

Mir war bewusst, dass ich meine ehemalige beste Freundin in den kommenden Wochen wieder unter die Augen treten werde, doch dass es spontan beim Starbucks passiert - damit hätte ich eher weniger gerechnet.

»Hallo? Was möchten Sie, bitte?«, dringt auf einmal die Stimme der Verkäuferin zu mir durch. Fast hätte ich vergessen, dass ich mir einen Kaffee bestellen wollte.
Doch der Durst danach ist mir schlagartig vergangen.

»Äh- Eigentlich nichts.«, bringe ich etwas überfordert hervor.

»Okaaay.«, kommt es von ihr misstrauisch zurück und kaut dabei besonders auffällig auf ihrem Kaugummi herum. Sie zieht eine Augenbraue nach oben und schaut Claire nun fragend an. Doch auch sie winkt ab. »Möchte jeder heute hier eigentlich nur dumm rumstehen?«

Sie scheint schon ziemlich schlecht drauf zu sein, weshalb ich einfach ohne ein weiteres Wort zu sagen, den Laden verlasse. Dooferweise folgt Claire mir. Sie scheint offentsichtlich ein Gespräch mit mir zu suchen. Auch wenn ich gerade absolut nicht die notwendige Motivation dazu habe, bleibe ich dennoch stehen, als sie mich erneut bei meinem Namen ruft.

»Es tut mir wirklich Leid.«, sagt sie und lässt etwa einen Meter Abstand zwischen uns.

Ein unglaubwürdiges »Hm.« verlässt meinen Mund und ich verschränke meine Arme vor der Brust.

Sie geht einen Schritt auf mich zu. »Was ich damals abgezogen habe, war nicht in Ordnung.«, murmelt sie und steckt ihre Hände in die Hosentasche.

Der Fakt, dass wir mitten in der Fußgänger Zone stehen - zwischen Douglas und H&M, aus denen ständig Menschen hinein und hinaus laufen - verunsichert mich. Es gibt defintiv bessere Orte, um solche Themen zu besprechen.

Ich seufze einmal. Vielleicht etwas lauter, als es sein sollte. »Du hast ganz schön viel kaputt gemacht. Und ich weiß nicht, ob die Sache mit einem einfachen Es tut mir Leid gegessen ist.«

Ich halte die Unterhaltung hiermit für beendet. Ich mache einmal eine hundertachtzig Grad Drehung und laufe einfach weiter.
Natürlich läuft Claire mir nach und versucht mich einzuholen, doch ich jogge schon geradezu durch die überfüllte Einkaufsstraße, sodass ich sie an der nächsten Kreuzung abschütteln kann.

Meine Laune ist schlagartig in den Keller gesunken und auch als mein Handy anfängt zu vibrieren und mir anzeigt, dass Julian mich anruft, macht es die Sache nicht gerade besser.

»Was?«, gebe ich in einem scharfen Ton von mir und laufe weiter den Bürgersteig entlang.

»Alles gut bei dir?«, entgegnet er perplex.

»Nein.«, murmel ich eher und krame bereits den Haustürschlüssel aus meiner Jackentasche.

»Ähm- eigentlich wollte ich nur fragen, ob du vielleicht vorbei kommen könntest? Joris ist heute übertag bei mir und ich bin jetzt schon überfordert.« Aus dem Hintergrund vernehme ich kurz einen dumpfen Schlag, ehe ein lautes Geschrein ertönt. »Also, wenn du keine Zeit hast, ist das auch in Ordnung, nur-«

» Just a baby « Julian Brandt FFWhere stories live. Discover now