•~{ Kapitel 13 }~•

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30.04

„Und, hast du schon gepackt?", fragte ich Oikawa. Dieser nickte und ich hob seine Tasche auf, während Oikawa zu den Krücken griff.
„Wie gehts deinem Knie?"
„Wie soll es dem schon gehen. Ich kriege genug Schmerzmittel und es wird wieder besser, sodass ich bald die Halle wieder betraten und mit dir auf dem Feld stehen kann."
Ich lächelte und nebeneinander verliessen wir das Krankenhaus.
„Auf das ich nie wieder hier reinkomme", murmelte Oikawa als wir uns zu Yuki ins Auto setzten.
„Hoffentlich nicht, Brüderchen! Also, wo soll ich euch hinbringen, bevor ich mich auf den Weg zurück nach Hause mache?", fragte Oikawa's Schwester und schaltete drehte die Schlüssel.
„In den Park."
Yuki fuhr los. Die Landschaft zog vor dem Fenster vorbei. Es war wieder wärmer geworden. Nicht nur draussen. Auch in meinem Herz. Ich weiss, das es Oikawa gut geht und das er bei mir bleibt. Egal was passiert.

Er bleibt bei mir.

01.05

„Ach komm schon Iwa-chan, dieses Nachholen der ganzen Aufgaben ist doch Scheisse unnötig! Ich schreib doch auch so die besten Noten", maulte Oikawa und drehte sich auf den Rücken. Er sah mich kopfüber vom Bett gelehnt an, während seine Haare die selten zu stehende Stirn offenbarten.
„Was kann ich denn dafür... du hattest hier eine Operation, nicht ich."
Oikawa seufzte und setzte sich auf. Er humpelte zu mir und ploppte dann neben mir auf den Boden.
„Iwa-chaaannnn..."
„Hm?"
„Ich habe darüber nachgedacht... also, was das zwischen uns ist."
Meine Hände umklammerten das Englischheft plötzlich fester als gewollt und ich biss mir auf die Lippe. Was würde er sagen? Würde er mich abweisen und mich nur als seinen Kindheitsfreund behalten wollen? Oder wird er etwas mit mir eingehen? Und wenn ja... wie will er es seinen Eltern sagen? Wäre es nicht sicherer wenn er es lassen würde? Yuki hatte doch recht... selbst wenn wir es seinen Eltern nicht sagen, würde Oikawa an Familienessen gehen, alleine oder eben mit mir, sie würden es herausfinden. Was, wenn er dann in Gefahr ist?
„Ich denke... wir sollten es versuchen. Wenn du immer noch einverstanden wärst", murmelte Oikawa und starrte mit Purpurrot angelaufenen Gesicht an die Wand hinter mir.
„W-wirklich? Aber deine Eltern-"
„Meine Eltern", schnitt mir Oikawa das Wort ab, „können mich mal kreuzweise. Sie können mir nicht verbieten, jemanden zu lieben."
Ich lachte leicht auf und fiel Oikawa dann um seinen Hals.
„Danke... das du mir eine Chance gibst... du bedeutest mir so unglaublich viel..."
„Du mir doch auch, Iwa-chan."

Wieso nahm er es dann nicht ernst?

16.05.

„Oikawa, ich bin zuhause! Die Aufnahmeprüfung verlief gut", rief ich in den Flur, doch bekam keine Antwort zurück.
„Oikawa? Ich weiss du bist zuhause."
Ich hing meine Jacke auf, streifte meine Schuhe ab und betrat das Wohnzimmer.
„Oiks?"
Die Couch war leer, kein Fernseher lief. Auch die Küche war unbesetzt. Ich öffnete jede Tür im Haus und suchte verzweifelt nach Oikawa.
Ist ihm etwas zugestossen? Oder noch schlimmer... hat er sich etwas angetan? Nein! Das darf nicht sein!
„Oikawa...?"
Meine Hand zitterte, als ich zum Türgriff griff und die Tür langsam, Schritt für Schritt öffnete. Plötzlich zog mich jemand schwungvoll ins Zimmer und verschloss die Tür hinter sich.
„Oikawa! Was zum Teufel! Ich habe im ganzen Haus nach dir gesuc-!"
Mein Wortschwall wurde von seinen weichen Lippen auf meinen unterbrochen. Ich schloss meine Augen und verlor mich in diesem wundervollen Augenblick.
„Wurdest du angenommen?"
„Sie schicken mir noch eine Bestätigung, aber es sieht ziemlich gut aus."
„So kenne ich meinen Iwa-chan~"

27.05.

Das Vogelgezwitscher weckte mich auf. Dachte ich. Denn eigentlich war es einen mich rüttelnden Tooru.
„Tooru was zum Teufel...? Es ist verdammt früh und... was ist los?"
Als ich sein Tranenüberströmtes Gesicht erblickte setzte ich mich sofort Kerzengerade auf.
„Yuki... das Krankenhaus... wir müssen nach Tokio", haspelte er. Ich sprang auf und warf mich in schlichte Kleidung, während Oikawa unsere Handys, Ladekabel und die wichtigsten Dinge in einen seiner Rucksäcke stopfte. Wir rannten zum Zug und erwischten ihn gerade noch bevor er abfuhr.
„Was ist los Tooru?"
„Ein Arzt hat mich angerufen. Heute Morgen. Sie wurde angefahren."

02.06.

Es regnete. Was für ein Klischee, an einer Beerdigung. Oikawa stand neben mir und klammerte sich an mich. Unsere schwarzen Anzüge waren durchnässt, während hinter uns die Kirchenglocken läuteten.
Der Sarg wurde langsam ins Grab hinabgelassen. Auf einem steinernen Grabstein stand mit geschwungener Schrift
Yuki Oikawa
14.08.1992 - 27.05.2020
Wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann wirst du auch noch keine Limonade machen können.
„W-wies-so... wieso...", schluchzte Oikawa und vergrub sein Gesicht in meine Schulter.
„Sie hat es nicht verdient Iwa-chan..."
„Ich weiss..."

07.06.
Ich sass, mit dem Rücken an die Tür zu Oikawa's Zimmer gelehnt, da, die Augen geschlossen und lauschend. Wirklich verstehen konnte man die Unterhaltung, trotz Oikawa's aufgebrachter Stimme, nicht wirklich.
Als er die Tür öffnete, und beinahe über mich fiel, richtete ich mich auf.
„Was war los?"
Oikawa lächelte und winkte ab.
„Es war nichts, Iwa-chan."
Ich hob eine Augenbraue. Oikawa's Lächeln war falsch. Vielleicht lag es an diesem Anruf, vielleicht am Tod seiner Schwester... egal an was es lag, ich musste jetzt für ihn da sein.
Ich zog ihn in eine Umarmung und küsste leicht seinen Hals. Oikawa stand einfach nur da und zitterte.
„Es tut mir leid..."

Ich hätte damals reagieren sollen...

25.06.
„Oikawa? Ich bin zuhause", rief ich und legte die Schlüssel in die Schale neben der Tür.
„Es gibt essen Iwa!", ertönte Oikawa's Stimme aus unserer Küche. Nach Yuki's Tod blieb Oikawa bei mir. Meine Mutter hatte nichts dagegen, da sie schon eine Vermutung hatte, das Oikawa und ich mehr als nur Freunde waren, und ausserdem wollte sie Oikawa während so einer schweren Zeit nicht alleine lassen. Immerhin kam sie sich immer wie seine Mutter vor, da Oikawa's nie da war.
Ich begrüsste Oikawa mit einem schnellen Kuss auf seine Wange und deckte den Tisch.
„Und Iwa?", mampfte er mit vollem Mund und zeigte mir seiner Gabel in meine Richtung.
„Schon was von deiner Uni gehört?"
Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich zurück.
„Und du?"
Er zögerte einen Moment bevor er antwortete: „nein, aber sie haben gesagt sie werden sich in den nächsten Wochen melden."

Hätte ich das Zögern angesprochen...

28.06.
„Oikawa?"
„Ja?"
„Wollen wir uns nicht noch von den anderen verabschieden?"
„Geh du ruhig. Ich warte hier."
„Komm mit."
„Ich will nicht... ich kann ihnen nicht in die Augen sehen. Ich würde doch anfangen zu weinen Iwa-chan!"
„Na und? Du bist auch nur ein Mensch. Und ausserdem warst du drei Jahre in diesem Team, und du bist Captain, eine angemessene Verabschiedung ist hier angemessen."
„Ja... du hast recht."
„Na dann los."

Wollte er sie deshalb nicht mehr sehen?

07.07.
„Oikawa?"
„Hm?"
„Geht es dir gut?"
„Natürlich."

Freitag, 13.07.2020

Dieses verdammte Datum... ich hasse dich dafür Oikawa...

Depressed | IwaOiWhere stories live. Discover now