Kapitel 34

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Kevin erzählte mir immer noch von seinem Tag, als seine Stiefmutter zurückkam. Die Schwarzhaarige lächelte leicht, als Sie uns zusammen auf dem Sofa erblickte, ging jedoch kommentarlos weiter und verschwand in der Küche. "Und dann hatten wir am Nachmittag auch noch zwei Stunden bei diesem Lehrer, der eine Probelektion geben musste. Er war schrecklich langweilig und nicht einmal die Tatsache, dass er ganz passabel anzusehen zu war konnte mich davon abhalten mehrmals einzuschlafen", zog Kevin seine Aufmerksamkeit wieder auf mich und ich zog eine Augenbraue hoch. "Passabel anzusehen? Was soll denn das jetzt heissen?", wiederholte ich seine Worte und der Braunhaarige schmunzelte. "Dass er dir nicht das Wasser reichen kann." Ich sah zu ihm hoch und bekam auch direkt einen Kuss auf meine Lippen gedrückt, den ich ohne zu zögern erwiderte. Allerdings löste ich mich dann auch direkt wieder von ihm, als Schritte zu hören waren und kurz darauf Kevin's Stiefmutter auftauchte und mir eine Tasse Tee brachte. "Wie war die Schule heute?"

Ich setzte mich auf, um die Tasse entgegen zu nehmen und warf meinem Freund einen Seitenblick zu. Nachdem er sich jetzt gerade Zeit genommen hatte, sich ausschweifend über den Tag und seine Mitschüler zu beschweren, erwartete ich einen erneuten Ausbruch. Allerdings zuckte er nur mit den Schultern und meinte: "Ganz okay." Ich verschluckte mich beinahe an meinem Tee, weil ich lachen musste und Mrs. Keller sah etwas verwirrt zwischen mir und dem Braunhaarigen hin und her, fragte jedoch nicht weiter nach. "Ganz okay? Ist das dein Ernst?", scherzte ich als wir wieder unter uns waren und er verdrehte nur die Augen. "Ich weigere mich noch mehr Negativität in meinen Abend zu lassen", erklärte er und griff nach seiner Tasche. "Und deshalb werde ich meine Hausaufgaben auch direkt jetzt aus dem Weg räumen." Ich nickte und nahm einen Schluck von meinem Tee während ich beobachtete, wie er sich auf den Boden gleiten liess und seine Bücher auf den Couchtisch ausbreitete.

Das Abendessen war für mich einiges angenehmer als am Vorabend. Die einzige Frage, die ich erst Kevins Stiefmutter und dann auch noch seinem Vater beantworten musste, war, wie es mir ging. Obwohl ich immer noch von Zeit zu Zeit vom Husten durchgeschüttelt wurde, fühlte ich mich schon viel besser und als ich auf Kevins Drängen hin nochmals Fieber mass, zeigte sich auch, dass dieses weiter gesunken war. "37.8", verkündete mein Freund mit einem zufriedenen Blick auf das kleine Thermometer, welches er mir aus der Hand genommen hatte. "Das sind doch gute Neuigkeiten", erwiderte die ehemalige Bürgermeisterin darauf hin und ich nickte leicht. Auch wenn ich ehrlich gesagt nur ungern meine Zeit mit Kevin hier aufgab, ich war auf Stundenbasis angestellt und wenn ich nicht arbeitete kam kein Geld rein. Und ich brauchte dieses gerade mehr als je zuvor. "Hast du Lust einen Film zu schauen?", riss Kevin mich schliesslich aus meinen Gedanken und ich sah vom Tisch, der inzwischen abgeräumt war, auf. "Klar."

Wir setzten uns auf die Couch und Kevin begann zu zappen bis er schliesslich bei einem Film stoppte. "Hast du Indiana Jones und der letzte Kreuzzug schon gesehen?", fragte er und ich schüttelte meinen Kopf. "Hast du Luft darauf?", wollte er weiter wissen und ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter: "Muss ich die anderen Filme davor gesehen haben um den zu verstehen?" Er schüttelte den Kopf und legte einen Arm um meine Schulter, sodass ich mich besser an ihn kuscheln konnte. "Nein, nicht zwingend." Ich hatte mich inzwischen ziemlich gut an diese Art von Berührung gewöhnt und verkrampfte mich kaum mehr. "Gut, dann", erwiderte ich und hob den Kopf schnell damit ich die Play-Taste auf Fernbedienung in seiner Hand drücken konnte. Ich legte meinen Kopf gegen seine Schulter und richtete meinen Blick auf den Fernseher, wo gerade der Vorspann lief. Der Film hatte kaum begonnen, als plötzlich eine tiefe Stimme hinter uns erklang, die mich heftig zusammenzucken liess: "Indiana Jones, huh?" Kevin und ich sahen Beide gleichzeitig hoch und erkannten, dass sein Vater sich hinter das Sofa gestellt hatte und auch auf den Fernseher sah. "Ja, der letzte Kreuzzug", erwiderte mein Freund und ich wollte mich aufsetzen, doch Kevins Arm um mich versteifte sich und er liess mich nicht weg. So legte ich meinen Kopf vorsichtig wieder auf seine Brust, während er weiter mit seinem Vater sprach: "Wenn ihr mögt könnt ihr ruhig auch mitschauen."

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