#Philanthrop & Misanthrop (TEIL 2)

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Park Jimin hatte sich bereits seit einer Ewigkeit auf diesen Tag gefreut, denn heute fand endlich der Anfänger-Tanzkurs statt. Der kleine Sonnenschein hatte nichts lieber gewollt, als endlich einen richtigen Tanzlehrer zu haben, der ihm auch wirklich etwas beibringen konnte - wenn auch nur für eine Woche. Aber es war doch immerhin besser als nichts, oder?

Aufgeregt wippte er auf und ab, er konnte den Anfang der Stunde nicht erwarten. Die Oberstufenschüler, zumindest waren es die meisten von ihnen, Jimin eingeschlossen, hatten sich bereits im Übungsraum eingefunden und unterhielten sich nun in kleinen Grüppchen. Der Dunkelhaarige hatte sich schnell in einer dieser Gruppen eingefunden und unterhielt sich angeregt über die kommenden Abschlussprüfungen.

„Wir fangen an!", platzte urplötzlich der Tanzlehrer und eine weitere Person in den Raum. Alle Gespräche verstummten und jeder richtete seine Aufmerksamkeit auf den Lehrer. Jimin hingegen, konnte seine Augen nicht von der weiteren Person lassen, die sich jetzt etwas abseits an den großflächigen Spiegel gelehnt hatte. Wer war dieser Kerl? Jimin war sich so sicher, ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Fieberhaft überlegte der Schüler woher er den anderen kannte, da wurde sein Gedankengang jäh von dem Tanzlehrer unterbrochen. „Stören wir dich?", die Stimme vor Sarkasmus triefend. „Nein, äh. Entschuldigen Sie, bitte", murmelte Jimin, seine Wangen hatten einen leichten Rosaton angenommen. Alle starrten ihn an, während sie selbst bereits in Position gegangen waren. Der grünhaarige Mann, der am Spiegel lehnte, grinste. Man konnte es wohl als Schadenfreude interpretieren und just in dem Moment fiel es Jimin wie Schuppen von den Augen. Dieser Typ war der grummelige Mann aus dem Zug! Als er eingestiegen war, hatte er eigentlich nicht vorgehabt sich großartig zu unterhalten, aber er hatte so fertig und miesgelaunt ausgesehen, dass Jimin nicht anders konnte, als zu versuchen ihn etwas aufzumuntern. Zugegeben, es war ein Schuss in den Ofen gewesen, aber er hatte sich doch am Ende wenigstens etwas mit ihm unterhalten können. Und das war etwas, das Jimin wirklich glücklich machte. Den ganzen Tag hatte er noch über den Fremden nachdenken müssen.

Nachdem sie einige Aufwärm- und Lockerungsübungen, sowie die ersten Tanzschritte hinter sich hatten, gab es eine kleine Trinkpause. Jimin, der Optimist, der er eben war, konnte es sich natürlich nicht nehmen lassen, sich zu dem Fremden zu gesellen. Mit schwerem Atem, das Training forderte ihn, ließ er sich neben dem anderen nieder. Der schadenfrohe Kerl rutschte ein Stück weg, Jimin rutschte das Stück hinterher. Er knubbelte am Verschluss der Flasche. Jimin wurde ignoriert und es überraschte ihn nicht wirklich. Abwartend nahm er einen Schluck Wasser, er hatte es wirklich bitter nötig. „Wie heißt du eigentlich? Du hast mir deinen Namen nie verraten"

Der Grünhaarige nuschelte etwas Unverständliches, bevor er ein leises „Yoongi", herauspresste. Yoongi war wohl auch heute nicht zum Reden aufgelegt, wie Jimin bedauerlich feststellen musste. „Tut mir leid". Der Jüngere wollte ihn nicht weiter belästigen und gerade als er sich erheben wollte, stoppte ihn Yoongi: „Nein, tut mir leid. Du kannst da sitzen bleiben". Also setzte sich Jimin wieder. Yoongi hingegen erhob sich nun selbst und stapfte davon. Schnurstracks war er auf und davon und ließ Jimin verdattert zurück. „So, genug Pause, wir machen weiter!", plärrte auch schon der Tanzlehrer. Der etwas kleingeratene Dunkelhaarige würde diesem Yoongi nur zu sehr hinterhergehen, doch einerseits wusste er, dass er bereits ohnehin schon zu aufdringlich gewesen war und außerdem konnte er keine Minute des Tanzkurses verpassen - dafür liebte er es zu sehr.

Der Kurs war vorbei, sie hatten bestimmt zwei Stunden nach der klitzekleinen Trinkpause durchgetanzt und Jimin war kurz vorm Umfallen. Der Tanzlehrer, Lee Taemin wie sie nach der Hälfte des Kurses herausgefunden hatten, kam direkt aus der Hölle. Dennoch musste Jimin ihm zugestehen, dass er mehr als nur gut tanzen konnte und auch wenn er sich bei allen unbeliebt gemacht hatte, so konnten sie am Ende der Stunde dennoch mehr, als sie bei jedem anderen hätten lernen können. Bei diesen Qualen war es auch das mindeste.

Jimin packte seine Sachen zusammen und verließ das Studio. Sein Atem hatte sich beruhigt, doch er war immer noch völlig verschwitzt, weshalb ihn der Wind frösteln ließ. Für einen Moment genoss er die frische Luft und wollte weitergehen, aber dann sprang ihm etwas ins Auge. Besser gesagt jemand. Der Griesgram lehnte an der Wand und rauchte. Jimin war sich sicher, dass Yoongi ihn bereits gesehen und sich absichtlich weggedreht hatte. Er konnte es ihm nicht verübeln, er wusste er war zu aufdringlich gewesen, aber so war er eben gestrickt. Der andere faszinierte ihn. Der Dunkelhaarige munterte gerne die Menschen um ihn herum auf und Yoongi erschien ihm einfach so niedergeschlagen. Sollte er auf ihn zugehen und noch einmal ansprechen? Der Grünhaarige würde vermutlich die Polizei alarmieren. Jimin zögerte, bevor er sich dazu entschloss nachhause zu gehen. Es war gut möglich, dass sie sich nach dieser Woche ohnehin nicht mehr sehen würden. Oder schon vorher, wenn Yoongi nicht mehr zum Training kam und so wie er auf Jimin reagierte, fand er es gar nicht so abwegig, dass dieser allein seinetwegen dort nicht mehr auftauchen würde. Mit geschafften Schritten entfernte er sich von dem Tanzstudio, bis ihm plötzlich hinterhergerufen wurde. „Hey!", ertönte eine tiefe Stimme. „Park Jimin!"

Jimin drehte sich um und er konnte gar nicht fassen wer da nach ihm rief. Es war der grünhaarige Miesepeter und er hatte sich sogar seinen Namen gemerkt. Yoongi schmiss seine Zigarette auf den Boden und holte den Abstand zwischen den beiden auf. „Hey, ähm...tut mir leid, dass ich so schroff zur dir war", nuschelte Yoongi. Ein großes Lächeln schlich sich auf Jimins Gesicht, er wünschte er hätte das besser unter Kontrolle, aber er konnte es einfach nicht verhindern. „Mir tut es auch leid. Ich war sehr aufdringlich", entschuldigte sich Jimin ebenfalls. Yoongi nickte zustimmend. „Ja, das warst du!"

Der ältere verlagerte sein Gewicht, er fühlte sich offenbar nicht sonderlich behaglich. „Ich muss nachhause", rettete Jimin den anderen aus dieser Situation. „Okay", etwas Undefinierbares lag in Yoongis Stimme. „Oh hey, kannst du mir noch einen Gefallen tun?", fragte Jimin bevor er sich aufmachte. „Was für einen Gefallen?"

„Bitte mach die Zigarette aus", bat Jimin ihn und deutete auf den noch immer glühenden Stummel am Boden. Yoongi verdrehte schmunzelnd seine Augen, aber versprach Jimin seiner Bitte nachzukommen. „Klar, mach ich".

Park Jimin lief glücklich nachhause und er freute sich bereits auf die nächste Stunde, in der Hoffnung der ältere würde wieder dabei sein. Sie würden sich anfreunden, da war er sich sicher.

My Unconventional DictionaryWhere stories live. Discover now