Kapitel VII

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„Wenigstens muss ich jetzt doch keine Vertretung für Zaubertränke organisieren", bemerkte Minerva trocken.

Er hingegen schaute daraufhin nur finster drein, woraufhin seine Chefin nur anmerkte: „Ich bin erleichtert, dass dein kleiner Ausflug ins Kleinkindalter nicht deine sehr charmanten Angewohnheiten verändert hat." 

Ihre Stimme triefte nur so vor Sarkasmus, so sehr, dass es selbst ihm Konkurrenz machte.
Anstatt zu antworten, schenkte er ihr nur ein leichtes, wohlwollendes Lächeln.

„Du solltest öfter Lachen, Sev. Steht dir",  schmunzelte sie, während sie zu ihm rüberlief.

Ihr sonst so strenger Gesichtsausdruck schlug um in einen versöhnlichen, schon fast lachenden. Als sie ihn erreicht hat, zog sie ihn in eine feste Umarmung der herzlichen, liebevollen Sorte.

Erstaunlicherweise erwiderte er diese, wenn auch etwas weniger enthusiastisch. Sogar sein sonst so finsterer Blick entspannte sich etwas und seine Mundwinkel wanderten ein Stück nach oben.

„Nun, ich glaube, dass die Zeit gekommen ist, mich bei Ihnen zu bedanken, Miss Granger. Glauben Sie mir, wäre es jemand anderes gewesen, der gewisse Dinge gesehen hätte, würde diese Person ihres Lebens nicht mehr froh werden. Außerdem hätte ich nie den stümperhaften Versuch eines Zaubertrankes aus den Händen Ihrer Mitschüler getrunken." 

Mit diesen Worten streckte er ihr seine Hand entgegen und wartete darauf, dass sie sie ergriff. Hermine, völlig perplex, erwidert seinen Handschlag. 

Sie stellte mit erstaunen fest, dass seine Hände warm und weich waren, trotz der leichten Schwielen vom Zutaten zerschneiden. Seine Hände waren weder kalt, noch übermäßig rau, was viele vermuteten.

Ohne ihm direkt in die Augen zu schauen, drehte sie sich um und ging auf Harry zu. Mit ihm auf dem Arm wandte sie sich um und verließ das Büro, jedoch nicht, ohne vorher „Gute Nacht, Professor", zu sagen.

Als sie das Büro verlassen hatte, wandte sich die Schulleiterin an ihren Kollegen.

„Es ist wirklich gut, dich wiederzuhaben, Severus. Ich hätte ungern Slughorn wieder auf die Schüler losgelassen. Auch wenn du dich sicher etwas erholen willst, muss ich etwas von dir verlangen, was dir vermutlich nicht gefallen wird, aber es ist wichtig."

Seine Miene verriet, dass er schlimmes ahnte.  

„Ich hätte gern, dass du Miss Granger und den anderen hilfst. Sie haben alle Hände voll zu tun und ich möchte nicht, dass sie jetzt schon mentale Probleme bekommen und sich nicht auf die Schule konzentrieren können. Kannst du das für mich tun, Severus? Für eine alte Hexe wie mich?"

Er starrte sie an, seine schwarzen Augen fixierten sie ungläubig. Anstatt ihr zu antworten, starrte er sie einfach eine Weile an, bevor er sich schließlich räusperte.

„Du willst also wirklich, dass ich ein paar hormonale Teenager und ihre Babyfreunde Babysitte?  Du willst mich doch veräppeln, Minerva. Ich dachte, der Mann, der mir diese unmöglichen Aufgaben gegeben hat, wäre tot aber wie mir scheint, hat sein Porträt einen schlechten Einfluss auf dich."

Er seufzte nur sehr wenig später und ergänzte: „Na schön, aber nur weil du es bist. Was muss ich denn machen?" Er war sich genau bewusst, dass er dieser Frau nichts abschlagen konnte. Sie war für ihn wie eine zweite Mutter, sie war immer für ihn da und ihre gegenseitigen Sticheleien trugen stets sehr zu seiner Erheiterung bei.

„Miss Parkinson und Mister Weasley werden morgen nach Hause geschickt. Demnach wären noch drei Kinder übrig. Ich denke, Mister Longbottom und Miss Parkinson kümmern sich am besten um Mister Zabini. Miss Granger kümmert sich demnach um die Herren Malfoy und Potter. Ich denke zwar, dass sie das wohl schaffen kann, allerdings denke ich, dass sie Hilfe gebrauchen kann. Ich mache mir ehrlich gesagt etwas Sorgen um ihre Gesundheit, physisch wie auch psychisch. Ich möchte nur, dass du ein wachsames Auge auf sie hast."

Erneut seufzte er, nickte aber trotzdem kurz mit dem Kopf. 

„Nun gut, dann sollte ich wohl besser mal nach unten in den Kerker gehen und zum Babysitter des Babysitters werden."

„Ich danke dir, Severus. Ach, und wenn du gerade unten bist – könntest du ihnen sagen, dass sie Miss Parkinson und Mister Weasley bitte schnellstmöglich zu mir bringen sollen?", fragte sie ihn, bevor er sich zum Gehen wandte.

Er nickte nur, drehte sich zur Tür und verließ das Büro mit großen Schritten.

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Mit wehenden Roben betrat er erneut den Gemeinschaftsraum der Wiederkehrer.

„Professor, was führt Sie her?", fragte Hermine, von ihrem dicken Wälzer über gefährliche Zaubertränke aufschauend.

„Die Schulleiterin schickt mich. Ich soll Ihnen helfen, auf Ihre kleinen Freunde aufzupassen. Außerdem bittet sie darum, dass Miss Parkinson und Mister Weasley schnellstmöglich zu ihr gebracht werden."

Anstatt zu antworten, sah sie ihn einfach an, unsicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Sie schloss das Buch, behielt jedoch einen Finger auf der Seite, die sie gerade las.

„Sie wissen sicher, dass es nicht höflich ist, andere anzustarren", sagte er amüsiert nach einer Weile der Stille.

„Oh, entschuldigen Sie, Sir. Ich hätte nicht gedacht, dass Professor McGonagall so schnell handelt. Sie müssen nicht hier sein. Ich denke, wir werden das schon schaffen, ohne dass Sie unnötig viel Zeit mit uns Dummköpfen verbringen müssen", erwiderte Hermine, vom Sofa aufstehend. Schnell legte sie ihr Buch weg und lief sie die Treppen herauf, um Neville und Astoria zu benachrichtigen.

Währenddessen setzte Severus sich auf die Couch und schlug interessiert das dicke Buch wieder auf, welches seine Schülerin eben abgelegt hat.

Einige Minuten später verließen Neville und Astoria mit ihren Schützlingen den Gemeinschaftsraum, während Hermine schnell heruntereilte, um ihr Buch zu holen.

„Ich dachte,  Sie wären längst weg, Sir", sagte sie in kleiner Stimme, als sie ihn noch immer unten sitzen sah.

Er wiederum sah von dem Buch auf, in welches er vertieft war, und sagte: „Und warum sollte ich das tun, Miss Granger?"

Er stand auf und stellte sich vor ihr hin. Der Größenunterschied der beiden war beachtlich. Dennoch ließ sie sich nicht einschüchtern, sondern erwiderte: „Und ich sagte Ihnen bereits, dass wir es auch ohne Ihre Hilfe schaffen."

Er schloss das Buch, sehr darauf bedacht, das Lesezeichen an die richtige Stelle zu legen, und setzte sich wieder auf die Couch. Mit einer kurzen Handbewegung forderte er sie auf, es ihm gleichzutun.

„Ich sagte Ihnen bereits, dass es eine Anweisung der Schulleiterin ist, die sich sehr darum bemüht, Ihnen ein möglichst von Erfolg gekröntes Abschiedsjahr zu bringen. Außerdem ist es das Mindeste, nachdem Sie sich um mich kümmern mussten. Die größten Dummköpfe sind zudem entweder schon weg oder Babys, Mister Longbottom einmal ausgenommen. Von daher sehe ich nichts, was dagegen spricht. Es sind andere, deren Anwesenheit ich als unerträglich beschreiben würde. Nun, wo sind die kleinen Monster, über die wir vorhin gesprochen haben?"

Er gab ihr eines seiner kleinen amüsierten Lächeln und stand auf, ihr die Hand hinhaltend, um ihr aufzuhelfen.

Dankbar nahm sie seine Hand und stand nun ebenfalls. „Danke dafür,  Sir. Momentan sind alle in meinem Raum. Ich denke, ich sollte mal nach Ihnen sehen."

Sie drehte sich um und lief die Treppen hinauf, dicht gefolgt von ihm.


FreiWhere stories live. Discover now