Der erste Tanz

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„Mieke?“, fragte ich besorgt, als ich an die Tür zu ihrer Garderobe klopfte.

Ich war gerade am Weg gewesen mich für die Show fertig zu machen, als ich jemanden schluchzen gehört hatte.

Nachdem ich keine Antwort bekam, öffnete ich langsam die Tür und spähte in den Raum.

Mieke saß zusammengekauert auf der Couch. Ihr Gesicht war verweint und mit Makeup verschmiert. Neben ihr saß Mark, der sie im Arm hielt und ihr beruhigende Worte zuflüsterte, während er ihr über den Rücken strich.

„Was willst DU denn hier?“, fragte Mark etwas angriffslustig und starrte mich finster an.

„Schon okay, Mark… Komm ruhig rein Oli.“, schluchzte Mieke.

„Alles okay bei dir?“, fragte ich behutsam und trat ein.

„Natürlich nicht. Schaut es denn so aus, als würde es ihr gut gehen?“, fuhr mich Mark an und zog Mieke etwas mehr an sich.

Ich überging Marks bissigen Kommentar und fragte Mieke weiter: „Was ist denn passiert?“

„Julian er hat… er hat mich betrogen.“, flüsterte sie und ich sah förmlich den Schmerz in ihrem Blick.

„Was?“, fragte ich geschockt. Mieke hatte zwar öfters davon gesprochen, dass es in letzter Zeit zwischen ihr und ihrem Freund etwas schwierig war, aber ich hätte Julian so etwas nie zugetraut.

„Ja… Offensichtlich hat er schon lange eine Beziehung mit dieser Melissa.“, meinte Mieke, wobei sie den Namen der Frau voll Verachtung ausspuckte.

„Das ist ja furchtbar! Woher weißt du das denn plötzlich, hat er es dir selber gesagt?“, wollte ich wissen.

„Nein, dieser Mistkerl hätte mir wahrscheinlich noch ewig etwas vorgelogen! Eine alte Freundin war am Wochenende da, sie spielt zurzeit zusammen mit den beiden in Holland… Sie hat mir alles erzählt. Das geht schon Monate so, und ich dachte, Julian und ich hätten noch eine Chance.“, wimmerte Mieke und vergrub ihren Kopf in Marks Brust.

Einen Moment sagte ich nichts, ich wusste nicht genau was ich machen konnte, damit es meiner Freundin besser ging. „Kann ich irgendetwas für dich tun? Brauchst du was?“, fragte ich sie dann schlussendlich und schaute sie besorgt an.

„Ich kümmer mich schon um sie.“, zischte Mark und ich fragte mich, warum er heute so aggressiv war.

„Na gut. Also falls du etwas brauchst Mieke, ich bin immer für dich da.“, seufzte ich.

„Danke Oli. Du bist echt ein Freund, aber du solltest dich lieber fertig machen gehen. Ich will dich vor deiner Premiere nicht mit meiner Laune runterziehen.“, meinte Mieke und wischte sich ein paar Tränen von der Wange.

„Okay. Wir sehen uns nachher auf der Bühne.“, verabschiedete ich mich und schloss vorsichtig die Tür hinter mir.

Jetzt kehrte die leichte Nervosität zurück. Die Premiere war ein bisschen mehr als eine Woche her und heute stand meine erste Show als Tod an.

Als ich am Weg zu meiner Garderobe war, fiel mir erst auf, dass Mark heute eigentlich gar nicht spielen würde. War er nur wegen Mieke ins Theater gekommen? Er brachte es doch immer wieder fertig, mich zu überraschen.

Gerade war ich dabei mir mein Kostüm anzuziehen, als meine Tür aufgeschmissen wurde.

Mein Herz machte einen Satz, als ich sah, wer eintrat.

Jörn grinste mich an und schmiss sich auf mein Sofa. „Na? Aufgeregt?“, fragte er mich mit einem strahlenden Lächeln und zog die Beine auf das Sofa.

Jedes Blatt hat zwei Seiten (BoyxBoy)Where stories live. Discover now