Teil 41🎈

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PoV 3. Person

Das erste, was der Brillenträger sah, als er sich in seinem Bett aufrichtete, war Mike.
Der Junge zog sich gerade ein Shirt über den Kopf, als er bemerkte, dass Richie ihn ansah.
"Guten Morgen, Rich. Wie geht es dir?"
Richie zuckte nur mit den Schultern und gähnte.
Sein Herz klopfte wie wild, allein bei dem Gedanken, seinen Freund Ex-Freund heute zu sehen.
Er wollte nicht.
Noch mehr allerdings ärgerte er sich, dass er es nur eine Woche ohne ihn ausgehalten hat.
Der Dunkelhaarige hatte vor allem Angst.
Er wusste, dass Eddie nicht mit ihm reden wollen würde, doch was macht er, wenn Eddie ihr wirklich eiskalt abweist?
Am liebsten würde er nicht darüber nachdenken, doch sein Kopf zwang ihn dazu.
Ben und Mike gingen gegen Mittag.
Jetzt war er alleine und alles, was er machen würde, wäre nur unnötiges Herauszögern.
Er setzte sich in die Küche, machte sich einen Kakao und sah aus dem Fenster.
Richie fühlte sich nicht gut.
Eher so, als müsste er sich gleich übergeben oder würde zusammenbrechen.
Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie sehr er Eddie liebte, auch wenn seine Gefühle nie erwiedert werden würden.
Und warum?
Weil er Eddie einen Grund gegeben hat, ihm nicht zu vertrauen.
Weil er falsch gehandelt hat.
Er hätte anders mit Eddie reden sollen.
Ihm wirklich erklären sollen, dass er niemand anderen geküsst hatte.
Die heiße Schockolade wurde langsam kalt, die grelle Wintersonne wanderte immer höher den Himmel empor und ließ den Schneematsch am Bordstein glitzern.
Ich wollte wirklich nicht aufstehen, wollte mich nicht aus der Tür bewegen, die Straße hinunter und zu Stan.
Doch ich fühlte, dass es das Richtige sein würde.
Selbst wenn Eddie und ich uns nicht vertragen würden, ich hätte Gewissheit darüber, was er fühlt, und konnte ihn wiedersehen.
Er kam seit der Trennung nicht mehr zur Schule, nur von Stan wusste ich, dass er bei ihm war.
Komisch, dachte ich, sollte nicht eigentlich ich derjenige sein, der zu Hause sitzt und heult?
Er hat mich doch verlassen.
Er hat mir gesagt, ich würde ihn betrügen.
Aber egal, ich würde ihn trösten, würde er mich lassen.

Sollte ich das wirklich tun?
Die Beine des kleinen Jungen trugen ihn immer und immer wieder durch das ganze Haus.
Was, wenn Richie nicht mehr mit mir reden möchte? Wenn er denkt, ich wäre eine ganz schlechter Mensch und ein schrecklicher Freund, weil ich Greta und- ja, vielleicht bin ich ein schrecklicher Freund.
Aber ich kann es ihm erklären.
Eddie zog sich etwas warmes an, striff sich eine Wolljacke über, griff nach dem Türgriff und hielt inne.
Er wusste, dass er keine Beziehung mehr mit Richie eingehen wollte.
Zu viel hatte ihre Beziehung aushalten müssen. Er glaubte nicht mehr daran, dass sie einen weiteren Anlauf halten würde, bevor die Stränge rissen.
Und in Streit und Hass - auch wenn sie sich mal geliebt haben - wollte Eddie nicht, dass sie auseinandergehen.
Er kam im Wohnzimmer an und startete eine weitere Runde durchs Haus.
Was sollte er überhaupt zu Richie sagen, würden sie sich gegenüber stehen.
Ich werde ihm sagen, überlegte der Astmatiker sich, dass ich nicht im Streit auseinandergehen wollte, dass er mir die Situation erklären soll, damit ich weiß, was passiert ist.

Er atmete kurz durch, dann trat er entgültig aus der Tür auf den kalten Bürgersteig.

Richie öffnete die Tür, zog sie mit Schwung auf und setzte langsam einen Fuß vor den anderen.

Der Weg von Richie zu Stan war so kurz, dass der Junge in wenigen Minuten an der Tür klingelte, welche sofort aufgerissen wurde.
"Eddie ist nicht hier", begrüßte Stan ihn mit einem leichten, verständnissvollen Lächeln.
"Was? Wo ist er?"
"Er ist zu sich nach Hause gegangen um alleine zu sein."
Richie riss die Augen auf.
Er konnte nicht glauben, dass Eddie tatsächlich dorthin zurückgekehrt ist.
"Okay, danke."
Stan nickte, schloss die Tür wieder und Richie stand alleine da.
Langsam zweifelte er an seinem Plan, Eddie zurückzuerobern.

Auf halbem Wege zu dem Elternhaus seines Ex-Freundes sah er jemanden, der ihm bekannt vorkam.
Er sah Eddie kaum - dichter Neben hing tief über dem Boden - trotzdem erkannte er die kleine Statue und die Art, sich zu bewegen.
Als er Eddie sah kamen die Erinnerungen an den Tag vor etwas mehr als einer Woche so schmerzhaft schnell zurück, dass ihm wieder Tränen in die Augen stiegen.
Er beschleunigte seine Schritte um zu Eddie aufzuschließen.

Der Brillenträger lief nun direkt hinter dem Kleineren.
Die dünne Eisschicht unter seinen Schuhen dämpfte seine Schritte und ließ ihn leise laufen.
Er streckte seine Hand aus und legte sie vorstichtig auf die Schulter des Jungen vor ihm.
Eddie stieß einen hohen, erschrockenen Schrei aus, dann beruhigte er sich wieder und drehte sich um.
Sie sahen sich für einige Sekunden einfach nur in die Augen, dann sprachen sie gleichzeitig.
"Wie geht's dir?"
"Ich wollte zu dir. Uhm- sorry. Wie soll es mir schon gehen?", lachte Richie nervös.
Eddie zuckte mit den Schultern.
Für einige Sekunden wusste keiner von beiden, was sie sagen sollten.
"Du wolltest zu mir?", sprach Eddie dann, Richie antwortete mit einem betretenen Nicken.
"Warum?"
"Ich wollte mit dir reden. Über- du weißt schon. Doch jetzt, wo ich dich sehe, bekomme ich kaum ein Wort heraus."
Wieder lachte er nervös.
"Ich wollte auch mit dir reden. Ich möchte nicht, dass wir im Streit auseinandergehen und weiter damit leben. Immerhin haben wir uns ja zumindest mal geliebt."
"Wir haben uns geliebt? Wie meinst du das?"
"Ich glaub, es wird niemals wieder so wie früher. Im Sommer, im Herbst, im Winter, als wir zusammen Filme geschaut haben."
Richie nickte. Tränen sammelten sich in seinen Augen, am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre weggerannt.
"Ich wollte dir nur sagen, dass ich nicht mehr mit Connor geredet habe, seitdem er mich geküsst hat. Dass ich dich liebe und es mir leidtut, dass ich dir das Gefühl gegeben habe, mir nicht mehr vertrauen zu können."
"Ich wünschte, ich könnte sagen, ich vertraue dir noch, aber es ist nicht die Wahrheit. Ich möchte, aber ein Teil von mir schreit Nein."
Richie nickte.
Er konnte Eddie nicht ins Gesicht sehen.
Er wollte nicht sehen, welche Emotionen in den Augen des Jungen glitzerten.
Vielleicht, hätte er aufgesehen, hätte er bemerkt, dass genauso viel Verletzlichkeit, Trauer und Liebe in Eddies Augen gesehen, wie Richie fühlte.
"Rich, sieh mich an. Ich habe dir gesagt, dass ich nicht im Streit auseinandergehen möchte. Ich wollte dich glaube ich einfach noch einmal sehen. Ich habe gesagt, ich kann dir nicht mehr vertrauen, aber ich möchte. Ich- ich liebe dich immernoch, Richie."
Richie sah wieder zu Boden.
Er konnte dem Braunhaarigen nicht in die Augen sehen.
"Warum können wir es dann nicht noch ein Mal versuchen?"
Eddie seufzte.
Wäre er jetzt schon ehrlich zu sich selbst gewesen, dann hätte er zugegeben, selbst keine Antwort auf die Frage zu haben.
"Lass mich nachdenken, Richie. Okay?"
Richie nickte.
Etwas Hoffnung machte sich in ihm breit.
Getrieben von diesem kleinen Funken Glücksgefühle trat er einige Schritte nach vorne und zog Eddie in eine Umarmung.
Eddie erwiederte die kleine Geste, dann drehte er sich um und ging.
































Hater or lover?♡ ~ReddieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt