Malfoy Manor

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«Hast du Diana auch hierher geholt?» fragte Draco mit unterdrückter Angst in der Stimme. «Natürlich habe ich das. Auch wenn sie die Familienehre beschmutzt mit ihrem Haus, dieses verfluchte Gryffindor, so lautet ihr Name immer noch auf Malfoy. Sie wurde zu nichts anderem geboren.» antwortete Lucius Malfoy genervt. Leise huschte die kleine Elfe Tiny durch das Foyer und murmelte Holdepolts Schmutz-Weg Zaubersprüche vor sich hin, um alles auf die grosse Ankunft vorzubereiten. «Tiny! Richte den Speisesaal für dreissig der treuen Anhänger des dunklen Lords ein! Aber sofort und ich will in zehn Minuten alles tipptopp haben!» bellte das Familienoberhaupt der Malfoys die Elfe an. Diese zuckte leicht zusammen und flitzte schnell in den genannten Raum, um den Befehl von Lucius zu befolgen. Draco musste sein würgen unterdrücken, so schlecht wurde ihm bei dem Anblick, wie sein Vater die nette kleine Elfe behandelte. Draco mochte Tiny um einiges mehr als Dobby, der ein zu starkes Eigenleben hatte. Gehässig grinsend drehte Lucius sich wieder zu seinem Sohn. «Und du,» schnauzte er Draco an, «du gehst auf dein Zimmer und bereitest dich auf die Zeremonie vor.» Draco knirschte kaum hörbar mit den Zähnen. Er hasste es, den Befehlen seines Vaters zu gehorchen, doch er wollte nicht schon an seinem ersten Tag hier Prügel bekommen. So ging in grossen Schritten durch den Flur, stieg die eindrucksvolle Treppe in den ersten Stock hoch und öffnete grob die dunkle Holztür zu seinem Zimmer. Es war nach seinem Geschmack eingerichtet; Gemütlich und luxuriös. Sein Bett war aus massivem Mahagoni gefertigt und ebenso sein gigantischer Kleiderschrank. An der Wand standen auch noch ein Tisch aus beinahe weissem Eichenholz und eine mit silbernem Samt bezogene Couch. Einige Bilder seiner Lieblingsquidditschmanschaft, den Silver Satans, schmückten die Wände. Der männliche Erbe der Malfoys liess sich auf sein frisch gemachtes Bett fallen und vergrub seinen Kopf in den vielen weichen Kissen. Da klopfte es sachte an der Tür und Diana streckte ihren Kopf hinein. «Dray, ich wusste gar nicht, dass du auch nach Hause kommst!»  Sie lächelte erfreut auf und kam ans Bett, um ihren Bruder zu umarmen. «Das ist nicht unser zuhause. Diana, unser daheim haben wir gerade verlassen. Das hier, das ist ein Aufenthaltsort. Ich nenne es nicht mal zuhause, es heisst einfach 'Das Manor'.» klagte Draco und sah seine hübsche Schwester an. «Weisst du denn, warum wir hier sind?» fragte sie. «Vater hat uns noch nie so explizit nach Hau... ins Manor beordert.» korrigierte sie ihre Wortwahl, nachdem sie Dracos Abneigung gegenüber dem Wort 'zuhause' in Kombination mit dem Manor gerade erlebt hatte. Dracos graue Augen verfinsterten sich. Dieses Schwein hat seiner Tochter nicht einmal mitgeteilt, dass gleich ihr Leben zerstört werden würde. «Vater hat uns hierher geholt, damit die Zeremonie stattfinden kann.» antwortete der Blondschopf knapp und düster. Er wagte es kaum, ihr den furchtbaren Grund vor die Füsse zu legen, er wollte es nicht aussprechen. Denn das würde es definitiv, unumkehrbar machen und das konnte er nicht ertragen. «Die Zeremonie... Was für eine Zeremonie?» fragte Diana unsicher. Obwohl sie ahnte, was gleich kommen würde, wollte sie es nicht wahrhaben. «Wir bekommen unser... unser dunkles Mal.» Draco spuckte die Wörter vor Abscheu förmlich aus. Dann sah er seine Schwester an, die keine der typischen Malfoy Familienmerkmale trug. Ihre beinahe schwarzen Augen wurden noch dunkler und sie fuhr sich verzweifelt durch das seidige, schwarze Haar. «Aber ich will das nicht! Das kann Vater doch nicht von uns verlangen. Mutter, sie... Ja, sie wird uns helfen...» Flehentlich sah Diana ihren grossen Bruder an und wünschte sich, dass er ihr Mut machen würde. Sie wollte es in seinen Worten hören, dass alles gut werden würde und dass dieses scheussliche Zeichen nicht auf ihrem Arm existieren werde. Doch Draco hatte selbst keine Hoffnung. Aber das konnte er ihr nicht sagen. Verzweifelt stand er auf und ging im Zimmer umher, während Diana sich auf die Couch sinken liess und nervös über ihren linken Arm fuhr. Draco vergrub eine Hand in seinem blonden Haar und zerbrach sich weiter den Kopf. Ihm fiel einfach kein Ausweg ein. Seine Mutter würde ihnen nicht helfen, sie stand Vater zu nah und würde ihn eher unterstützen. «Es spielt keine Rolle, ob du das willst. Du wirst ebenso besudelt mit diesem widerlichen Zeichen wie ich. Und das wird unser Leben, sollte irgendjemand davon erfahren, zerstören.» Tränen kullerten der dunkelhaarigen über die blassen Wangen und sie fing an zu schluchzen. Sie stand auf und schmiegte sich trostsuchend an Draco. Er nahm seine kleine Schwester, die doch eigentlich schon 15 war, in den Arm und drückte sie. Dann strömten Tränen aus den Augen der beiden Teenager und sie klammerten sich aneinander fest, als hinge ihr Leben davon ab, was gar nicht so abwegig war. Leise weinend setzten die beiden Geschwister zusammen auf das weiche Bett und warteten darauf, dass der herrischer Ruf ihres Vaters sie nach unter zitieren würde.
Noch bevor das Familienoberhaupt der Malfoys seine Nachkommen nach unten zu sich rief, spürten ebendiese, wie ein eiskalter Luftzug das Haus durchstrich. Er liess Diana und Draco erschaudern und gab ihnen die Gewissheit, bald ein Teil von etwas zu sein, das sie nie wollten und dass ihr Schicksal eine schmerzhafte und schreckliche Wendung nahm. Da erklang die laute und barsche Stimme von Lucius Malfoy durch die Flure und rief: «Wisst ihr denn nicht, was sich gehört? Habe ich euch keine Manieren beigebracht? Gäste begrüsst man! Und vor Herrschern verneigt man sich.» Seine Stimme triefte nur so vor Abfälligkeit, als wären die beiden Kinder eine einzige Schande. Draco presste seinen Kiefer aufeinander und liess seine Zähne laut knirschen. Schnell entzog er sich den beruhigenden Berührungen seiner Schwester und sprang aus dem Bett hoch. Diana machte grosse Augen. «Springst du jetzt etwa auch, wenn der dunkle Lord ruft?» Beschämt und wütend fuhr Draco sie an: «Hör zu, ich versuche dich nur zu schützen. Rede einfach kein Wort, bleib im Hintergrund. Wenn wir glück haben, weiss Voldemort nicht einmal, dass du hier bist und konzentriert sich nur...» Seine Stimme stockte kurz und er musste sich wieder einreden, dass alles gut wäre, bevor er fortfahren konnte. «Dann konzentriert er sich nur auf mich und die andern, die da sind.» Verächtlich dachte er an seine Klassenkameraden, Crabbe und Goyle, und stellte sich schon vor, wie die beiden dort unten in seinem Esszimmer sassen und sich vor einem Wahnsinnigen auf den Boden warfen, um seine Füsse zu küssen. Was war mit Blaise? Würde er auch im Saal stehen und diesem Mann, nein, diesem Wesen am Rockzipfel hängen wie ein kleines Kind bei der Mutter? «Draco! Diana! Verdammt noch mal, kommt sofort hier runter sonst blüht euch was!» donnerte es vom unteren Ende der grossen Treppe. «Schnell, sonst rastet er noch komplett aus.» murmelte Diana und schob ihren Bruder bestimmt auf die Zimmertür zu. Draco nickte stumm. Er würde vorausgehen.

A L O H O M O R A : open up to loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt