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Den Körper voller Adrenalin stolperten Hermine und Draco umher. Vor gefühlten Stunden hatte Draco die Hauselfe weggeschickt und war zusammen mit seiner ehemaligen Erzfeindin in die Tiefen des Waldes losgezogen. Seither hatten sie kein Wort mehr gewechselt, sondern hatten nur dem Atem des jeweils anderen gelauscht oder hingen ihren Gedanken nach. Draco dachte unentwegt daran, ob es Diana gut ging. Was tat sie gerade? War sie im Schloss oder im Manor? Hatte sie das Mal auch so gespürt wie er? Inständig hoffte er, dass dies nicht so war. Er wollte nicht, dass Diana ebenso solche Schmerzen erleiden musste. Wenn er sie doch nur sehen könnte... Hermines immer lauter werdendes Keuchen riss Draco aus seinen Gedanken. «Sollen wir eine Pause machen?» fragte er und blieb einige Meter von der nach Luft schnappenden Hermine stehen. Doch diese schüttelte nur den Kopf und wollte sich verbissen weiterkämpfen, aber Draco konnte sehen, dass sie nicht mehr konnte. Sie war erschöpft, hungrig und einfach müde. «Komm schon, sei nicht so stur. Ich bin auch kaputt.» begann der Blonde. «Wir können unser Zelt dort auf der Lichtung aufstellen.» sagte Hermine. Sie sprach so leise, dass Draco sie kaum verstand, doch das musste er gar nicht, denn Hermine lief ihm voraus auf die kleine Lichtung vor ihnen. «Äh, Granger, ich will ja nichts sagen, aber wo bei Merlins Bart willst du ein Zelt herbekommen?» fragte er die Hexe und musterte sie noch einmal. Er konnte nichts an ihr erkennen, ausser der kleinen Perlentasche, die an ihrer Hose baumelte. Aber wie sollte da ein Zelt reinpassen? «Ich habe meine Tasche etwas modifiziert.» sagte sie ausweichend. Was zum Teufel hiess nun das schon wieder? «Kannst du normal reden? Keine Ahnung, was du gerade eben gesagt hast.» gab Draco etwas beleidigt zurück. Was musste sie auch immer in Rätseln sprechen! Schon in Hogwarts hatte sie immer so getan, wenn jemand etwas von ihr wissen wollte. Dieses Gehabe ging ihm dermassen auf die Nerven, doch für die nächste Zeit musste er sich wohl oder übel daran gewöhnen. Draco war schon wieder mit seinen Gedanken abgedriftet, denn er hörte, wie eine ziemlich genervte Hermine nach ihm rief. «Könntest du mal deinen luxuriösen Arsch hierhin bewegen und mir helfen, das Zelt aufzustellen?» Draco musste lachen. Wie ein richtiger Muggel stand die Hexe in einem Haufen aus Leinentüchern und Metallstangen und versuchte, das ganze Gewirr zu einem Zelt zusammen zu bauen. Dann hob er seinen Zauberstab, den Tiny ihm auch noch gebracht hatte, und sagte: «Erecto!» Sofort entwirrte sich das Knäuel und Hermine sprang rasch aus dessen Mitte, um nicht eingeschnürt zu werden. Wenige Sekunden später stand das vollkommen aufgebaute Zelt vor ihnen. Von aussen wirkte es sehr klein, doch als Hermine ihre Hand hob und den Vorhang zur Seite zog, geigte sich den beiden ein sehr geräumiges und gemütlich eingerichtetes Apartment. Zögernd trat Hermine ein und ging auf einen weiteren Vorhang zu, der zum Badezimmer führte. «Wow, das habe ich nicht erwartet, als Dumbledore sagte, das wäre gerade recht.  Woher er das nur hat!» staunte die Hexe und wanderte weiter herum, um alles zu erkunden. Draco unterdessen hatte begonnen, Schutzzauber um ihren Campingort zu legen. Da Hermine keinen Zauberstab mehr hatte, fiel diese Aufgabe fürs erste wohl ihm zu. Als Draco alle möglichen Abwehr-, Schutz- und Muggelzauber eingerichtet hatte, betrat er ebenfalls das grosse Zelt und setzte sich in einen der Sessel, die vor einem leeren Kamin standen. «Ich geh Feuerholz holen.» rief Hermine von irgendwo her und ging wieder aus dem Zelt. «Warte!», rief Draco ihr hinterher, «nimm meinen Zauberstab mit. Sonst wirst du wieder entführt und dieses Mal werde ich nicht da sein können, um dir den Arsch zu retten.» Mit einer leicht säuerlichen Miene nahm Hermine den Stab aus dunklem Holz entgegen und drehte sich wortlos um. Dann rauschte sie aus dem Zelt und war, als sie die Schutzbarriere überquerte, nicht mehr zu sehen.

Es wurde langsam aber sicher dunkel. Die Sonne versank hinter den Bergen in der Ferne und tauchte den Himmel tiefrot. Draco wanderte im Zelt umher und richtete alles so her, dass man eine Zeit lang drin wohnen konnte. Es war schon lange nicht mehr in Gebrauch gewesen und der Vorgänger hatte alle Möbel mit einem weissen Tuch überdeckt, um sie vom Staub zu schützen. Wahrscheinlich gehörte es einem Muggelstämmigen, denn Zauberer konnten doch einfach den Staub fortzaubern. Nachdem er das letzte der Tücher entfernt und in einen grossen Schrank gestopft hatte, suchte Draco nach etwas Essbaren. Hermine war nun seit einer halben Stunde weg, doch diese Tatsache beunruhigte den Zauberer weniger als die, dass es im gesamten Zelt nichts zu Essen gab. Er hoffte, dass Hermine an Vorräte gedacht hatte, denn sonst würden sie nicht sehr lange durchhalten. Und Tiny konnte er auch nicht rufen, viel zu hoch war die Gefahr, dass jemand der Malfoys das Duo so finden könnte. Nein, es musste eine verlässliche Essensquelle her, aber von wo? Das würde das nächste zu besprechende Thema sein. In diesem Moment trat Hermine wieder in ihre Wohngelegenheit und ihr folgte ein schwebender Haufen von Holzscheiten. «Die wird der Bauer da drüben sicher nicht vermissen.» sagte sie beiläufig und schwang den Zauberstab, woraufhin das ganze Holz fein säuberlich gestapelt in dem Korb neben der Feuerstelle sank. «Hier, dein Stab. Danke, dass ich ihn ausleihen konnte.» sagte Hermine und reichte Draco seinen Stab zurück. Er nickte und setzte sich in einen der Sessel. «Hast du an Essen gedacht? Denn wenn nicht, haben wir bis auf weiteres nichts da. « informierte Draco die Hexe. Diese nickte und begann, in ihrer kleinen Tasche herum zu wühlen. «Ich habe Brot, Kürbispasteten und Kürbissaft mitgebracht. Bei dem Muggelbauer könnte man noch etwas kaufen... Ich habe Geld dabei. Und ich habe einige Beerensträucher entdeckt.» zählte sie auf und zog ein frisch aussehender Laib Brot aus der Tasche. Den legte sie auf den nahen Esstisch und griff in ihre Tasche, um ihren Zauberstab heraus zu holen. Da merkte sie wieder, dass sie keinen mehr besass. «Könntest du mir nochmal den Stab leihen, dann kann ich uns das Abendessen machen. « fragte Hermine und streckte die Hand aus. Draco legte den Stab wortlos hinein und beobachtete sie, wie sich Hermine in der Küche nach Tellern und gläsern umsah, Tee aufsetzte und das Brot in Scheiben schnitt. Sie war dabei so konzentriert, dass sie Draco nicht bemerkte. «Wir sollten...nach einer Möglichkeit suchen um mit Potter und Wies...Weasley Kontakt aufzunehmen. Ihr habt doch bestimmt etwas geplant.» begann Draco nach der langen Stille das Gespräch. Hermine schüttelte den Kopf. «Wir haben ja geplant, dass wir zusammen losgehen.» «Was wollt ihr eigentlich? Ich meine, warum schmeisst ihr das letzte Schuljahr und geht campen?» Da ging Hermine ein Licht auf. Draco wusste gar nichts von den Horkruxen! Er war nie ein Teil des Planes gewesen, warum auch, und niemand ausser Harry, Ron Dumbledore und ihr wussten davon. Sie beschloss, erst einmal nur ausweichend zu antworten, denn sie wusste noch nicht, wie sehr sie Draco trauen konnte. «Wir haben von Dumbledore die Aufgabe bekommen, etwas zu suchen und dabei dürfen uns die Todesser oder Voldemort auf keinen Fall erwischen, sonst sind wir tot. Ich muss irgendwie Harry und Ron erreichen...Überlege dir etwas, okay? Wir müssen sie finden.» Dann schwiegen sie sich wieder an und beendeten das Abendessen. Dann, noch immer schweigend, begaben sie sich auf die Suche nach Betten. Doch offenbar war das Zelt entweder nur für eine Person oder für ein Paar eingerichtet, denn es gab nur ein grosses Doppelbett. «Schlafen wir... im selben Bett? Oder, äh, gibt es kein weiteres?» Hermine lief rot an, als sie die Frage stellte. Großartig. Jetzt würde er sie für ihr kindisches Verhalten bestimmt auslachen. Innerlich rügte sie sich schon selbst. Was hatte sei denn erwartet? Ein Fünfsternehotel mit Suiten und luxuriösen Schlafgemächern? «Komm in der Realität an! Ihr seid auf der Flucht, das ist es ganz egal, wie oder wo du schläfst! Sei froh, dass du überhaupt noch lebst und schlafen kannst.» flüsterte Hermines innere Stimme ihr zu. Sie sah Draco an. Dieser blickte sie auch an und begann zu sprechen. «Du kannst dich gerne auf das kleine, unbequeme Sofa legen. Mir völlig egal, ich gehe jetzt jedenfalls schlafen.» Dracos Äusseres von dem gleichgültigen jungen Mann stimmte nicht sehr mit seinem Innern überein. Da sprang und jubelte er herum und sein Herz pochte wild. Er freute sich darüber, dass sie sich ein Bett teilen müssten. Er wollte wissen, wie sie im Schlaf aussah. Und ob sie sich Schutzsuchend zu ihm hinkuscheln würde, so wie Diana. Diana... Beim Gedanken an sie wurde ihm gleich wieder schwer ums Herz. Aber er durfte jetzt nicht schwach sein, er musste Hermine unterstützen und von ihm aus sogar nach Potter und dem Wiesel suchen. «Geh' noch duschen, du hast lange in dem modrigen Keller gesessen. Sonst müssen wir und auch noch um neue Laken kümmern.» Und mit diesem Satz ging er auf das Bett zu und zog sich sein Pulli über den Kopf.

«Oh, wow. Sehr freundlich von Ihnen, Mister Malfoy. Ich strebe ja danach, dir zu gefallen, du Arsch.» giftete Hermine zurück und verschwand ins angrenzende Badezimmer. Wütend über Malfoys Kommentar zog sie die Milchglastür hinter sich zu und begann, sich auszuziehen. Sie stieg in die Badewanne, zog den Duschvorhang zu und drehte an den verschiedenen Hähnen. Warmes Wasser floss aus dem Duschkopf und hüllte sie in eine Dampfwolke. Sie schrubbte ihren ganzen Körper mit den Handseife ab und achtete jedoch darauf, dass nichts davon in ihre riesige Unterarmwunde reinkam. Nach der Dusche fühlte sich endlich wieder sauber. Denn damit hatte Draco Recht gehabt: Sie war wirklich lange in diesem stinkenden Kellerloch gewesen und hatte wahrscheinlich nicht sehr angenehm gerochen. Länger als nötig stand Hermine einfach unter dem herrlich warmen Wasser und genoss es. Draussen trat Draaco an die Tür und rief nach ihr. «Hey, ich habe eine Idee. Ihr hattet doch im fünften Jahr diese Gruppe, die gegen Umbridge gekämpft hat. Ich weiss, dass ihr da über verzauberte Münzen kommuniziert habt und dachte mir, dass es ja vielleicht eine Chance gibt, dass deine Freunde diese Münze als Erinnerung behalten haben. Schick ihnen von deiner doch eine Nachricht!» Hermine hörte zu und runzelte die Stirn. Das könnte tatsächlich funktionieren, es setzte aber voraus, dass Harry und Ron ihre Münzen wirklich behalten hatten. Aber sie mussten es einfach versuchen, sie sah keine andere Möglichkeit. «Okay, sie in meiner Tasche nach, sie müsste in meinem Geldbeutel in einem separaten Fach liegen. Du brauchst deinen Stab, sag Figura und sag die Nachricht auf. Sag ihnen, dass sie sich melden sollen und dass wir uns treffen müssen.» gab Hermine die Anweisungen weiter. Draco merkte sich alles und ging dann in den Schlafraum zurück, um nach besagter Münze zu suchen. Nachdem er sie rasch gefunden hatte, murmelte er «Figura!» und schickte die Nachricht ab. Dann legte er die Münze auf Hermines Seite des Bettes und legte sich hin. Er lauschte dem Rauschen der Dusche, welches das Zelt erfüllte, und begann zu träumen. Von Hogwarts, Diana, seinem Freund Blaise Zabini, den beiden Gorillaähnlichen Hauskollegen Crabbe und Goyle, seiner Mutter und vielem mehr. Es waren sicher zehn Minuten vergangen und Draco drehte sich auf die andere Seite, weil sein Arm eingeschlafen war. Genau in dem Moment, in dem Dracos Blick die auf dem Nachttisch liegende Münze streifte, erglühte diese und Draco konnte erkennen, dass sich die Gravur änderte. Die Wörter verflossen und bildeten neue. Ohne zu zögern griff er nach der Münze und stand auf. Ohne zu lesen, was überhaupt in der Nachricht stand, rannte er ins Bad und rief:
«Hermine!»

A L O H O M O R A : open up to loveWhere stories live. Discover now