𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓔𝓲𝓷𝓼

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Die Gedanken der jungen Frau waren wirr.

Sie war unheimlich aufgeregt, ziemlich nervös und etwas ängstlich.

Heute war ihr erster Schultag an der neuen Schule in Paris.

Sie war bisher auf eine Realschule in Deutschland gegangen, aber aufgrund eines kleinen Zwischenfalls musste sie notgedrungen die Schule wechseln. 

Kurz vor den Abschlussprüfungen.

Was sie nun heute vor die Türen dieser Schule brachte.

Ein kleines trauriges Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie an den letzten Tag in ihrer vorherigen Schule dachte.

Ihre besten Freundinnen Vanessa und Julia hatten sie - schon fast weinend - am morgen auf dem Parkplatz begrüßt.

Sie hatten sich zu lange in den Armen gelegen, waren daher 10 Minuten zu spät zum Unterricht gekommen. Die gesamte Stimmung war gedrückt gewesen.

Tränen waren geflossen. Es wurde aber auch sehr viel gelacht.

Sie schwelgten in Erinnerungen. Zusammen. Gemeinsam.

Ein letztes Mal.

Sie blinzelte, wischte sich die aufkommenden Tränchen weg.
Schnell schüttelte die Braunhaarige ihren Kopf und ihre schulterlangen gelockten Haare tanzten bei der kleinen Bewegung mit.

Sie atmete noch ein mal kurz tief durch, ehe sie die Tür öffnete und in die Eingangshalle der Schule trat.

Ein kurzer Blick auf die Infotafel zu ihrer Rechten verriet ihr, dass sich ihr Ziel direkt geradeaus befand. Vorbei an den Treppen, welche sowohl nach unten als auch nach oben führten. "Direktorat" stand in bronzefarbenen Lettern auf einem vergoldeten Metallschildchen.

Der Direktor hatte ihr ein Blatt mit der Zimmernummer ihrer Klasse und der Klassenleitung in die Hand gedrückt und nun stand sie vor der Tür.

Erneut holte sie tief Luft.

Zaghaft klopfte Florentina an und trat dann in das Klassenzimmer ein.

Mit einem Mal stellte sich das Gemurmel innerhalb der Klasse ein.

Man hätte ein Haar zu Boden fallen hören, so still war es.

Unsicher biss sie sich auf die Unterlippe.
Nervosität stieg in ihr auf.

"Ah Sie sind dann Miss Bouchard, richtig?" sprach die rothaarige Lehrerin mittleren Alters nun direkt zu ihr.

Die Blicke der Schüler waren interessiert, teilweise missbilligend oder komplett ausdruckslos.

"Ja sieht wohl so aus" murmelte sie ganz leise, nickte aber zur Bestätigung.

"Ich bin Mrs. Grenadier.
Magst du dich kurz vorstellen?" lächelte die Lehrerin und Florentina nickte kurz.

"Also ich heiße Florentina Bouchard, bin 18 und hab nun auf diese Schule gewechselt." sprach sie monoton und lächelte gezwungen in die Runde.

Die Lehrerin nickte schnell, klatschte zufrieden in die Hände.

"Gut gut, Liebes. Setz dich doch bitte neben Dorina."

Sie deutete in die erste Reihe, zu einem Mädchen neben dem Fenster.

Auf den letzten freien Platz.

Florentina nickte schüchtern und ging langsamen Schrittes zu ihrem neuen Platz.

Dorina hatte dunkelbraun-gelockte Haare, wie auch sie selbst und ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus.

Auch ihre Banknachbarin fing an zu Grinsen, musterte sie neugierig.

"Warum grinst du?".
Sie sah ihr fest in die Augen.

"Find' es nur cool, dass du auch so gelockte Haare hast wie ich." entgegnete Florentina ihr fröhlich und richtete ihren Blick wieder nach vorne zu Mrs. Grenadier, weiterhin grinsend.

Dorina schüttelte über so viel Freude nur leicht verwirrt den Kopf und starrte auf den Block vor sich.

"Wie kommts dass du so kurz vor den Abschlussprüfungen hier auf die Schule wechselst?" fragte Dorina sie und sah sie wieder interessiert an.

Florentina erwiderte ihren Blick. "Umzug meines Vaters." antwortete sie dann jedoch knapp und richtete ihren Blick wieder nach vorne, machte sich Notizen auf ihrem Blatt.

Die Stunden hatten sich gezogen wie ein Kaugummi und Florentina wollte einfach nur noch kurz einen Café trinken und nach Hause.

Entspannen.
Tagträumen.
Sich frei fühlen.
Die Seele baumeln lassen.

"Hey, wenn du magst, könntest du ja mit mir in die Einkaufsmeile fahren? Ich muss sowieso noch Einkäufe erledigen und da können wir uns doch noch ein wenig kennenlernen oder nicht?" fragte Dorina sie plötzlich und sie fuhr erschrocken herum, fluchte leise.

"Hast du mich erschreckt..." murmelte Florentina aufgebracht und Dorina warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. "Danke, ich fahr gern mit. Wusste garnicht, dass du schon volljährig bist. Wo steht denn dein Wagen?" fragte Florentina und sah sich suchend um.

Dorina lachte laut auf. Bekam sich ja garnicht mehr ein. "Was ist?" fragte sie verwirrt, legte ihre Hand auf die Schulter der jungen Frau.

Sie hatte endlich aufgehört zu Lachen und schüttelte nur ungläubig den Kopf.

"Mein Bruder holt mich ab. Er fährt sowieso täglich in die Stadt um noch seine Sachen zu erledigen." grinste sie und Florentina nickte nur. "Ich hab meinen Wagen heut' zuhause gelassen. Bin gelaufen." murmelte sie nachdenklich und Dorina sah sie verwundert an. "Du hast schon 'nen Führerschein?" fragte sie und ihre Stimme überschlug sich. "In Deutschland darf man den mit 16 Jahren anfangen und mit 18 darf man dann Auto fahren." grinste sie die Französin an, welche sie nur mit offenem Mund anstarrte.
"Waaaas? Hallo?! Warum ist das hier nicht so..." murmelte sie aufgebracht und Florentina zuckte nur die Achseln.
"Andrea!" rief sie plötzlich erfreut aus und rannte lachend los.

Florentina zuckte erschrocken zusammen, folgte ihr aber schnellen Schrittes, ihren Rucksack lässig über der linken Schulter tragend.

☽ 𝖑'𝖆𝖈𝖔𝖓𝖎𝖙 ☾Donde viven las historias. Descúbrelo ahora