𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓓𝓻𝓮𝓲

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Florentina hatte ihrem Drang nachgegeben und die beiden Mädchen befanden sich seit einer geschlagenen Stunde in einem kleinen Esoterikladen.

Von Räucherstäbchen und Heilkristallen über Tarotkarten bis hin zu Glücksbringern und Schutzengeln gab es hier unglaublich viele verschiedene Artikel.

Florentina war einfach nur hin und weg, während Dorina das ganze nur etwas belächelte, aber es freute sie, wie sie sich so dafür begeistern konnte.

"Oh verdammt..." hauchte Florentina ehrfürchtig und betrachtete die Amethysten auf der schwarz-silbernen Schale.


Sie war nun in ihrer eigenen Welt. Es gab nur sie und die Amethysten.

Vorsichtig, zaghaft strich sie über die Kristalle und schloss kurz die Augen.

Sie spürte regelrecht die Energie die von ihnen ausging.


Ein seeliges Lächeln zierte ihre Lippen und sie nickte in Gedanken.

Ja! Die Kristalle würde sie auf jeden Fall mitnehmen.

Mit Bedacht nahm sie die Steine von der Schale und legte sie vorsichtig in ihren Einkaufskorb, in welchem sich bereits Räucherstäbchen befanden.

"Sag mal bist du irgendwie Alternativ unterwegs?" fragte Dorina sie und sie legte den Kopf schief. "Na wegen den Kristallen und den Räucherstäbchen?". Dabei wedelte sie mit der Verpackung vor ihrem Gesicht herum.

"Warum sollte ich? Ich stecke mich selbst nicht wirklich in eine Schublade. Ich spür' nunmal einfach eine gewisse Verbundenheit den Kristallen gegenüber. Du solltest mal meinen Garten zuhause sehen. Er ist voller Pflanzen, also Kräutern und Blumen." lachte sie leise auf und Dorina nickte nur, grinste leicht.


Nachdem sie bezahlt hatte, schlenderten die beiden jungen Frauen durch die Geschäfte der Einkaufsmeile.

Sie probierten hier ein Kleid an, dort eine Bluse, da eine teure Kette.

In einem Geschäft Pumps, in einem anderen widerum Boots.


Es war bereits früh am Abend – das Abendrot tauchte den Himmel in sanftes Pfirsichorange - als sie lachend auf den mattschwarzen Bus zusteuerten.

"Ihr habt wohl'ne gute Ausbeute gemacht." merkte Andrea grinsend an, welcher lässig gegen die Hintertür gelehnt war, der Rauch seiner Zigarette umhüllte sie. 

"Kann man so sagen!" lachte Dorina und Florentina nickte nur kurz.

"Ist da auch was für mich dabei, Schwesterherz?" fragte der Schwarzhaarige und Dorina sah ihn entsetzt an. "Was glaubst du denn? Seh ich so aus, als würde ich dir etwas mitnehmen?!" fuhr sie ihnel entsetzt an und Florentina Augen weiteten sich geschockt. Ihr Schock wich der Verwunderung, als die Beiden laut lachten.

"Dein Gesicht hättest du sehen sollen!" lachte Dorina.

"Ja richtig süß!" erwiderte Andrea, riss erschrocken die Augen auf.

"Sorry!" grinste er schief und räusperte sich peinlich berührt. Florentina nickte nur.


Sie fühlte sich gerade einfach nur unwohl.

Wortlos drängte sie sich an den Geschwistern vorbei, öffnete die Tür und setzte sich auf den hinteren Platz, direkt am Fenster.

Wieder bewaffnet mit den Ohrstöpsel steckte sie sich diese in die Ohren und ließ ein Lied laufen.


"Wo muss ich jetz' hin?" fragte Andrea unvermittelt und warf einen prüfenden Blick zu der Frau auf dem Rücksitz.

Dorina seufzte leise und wandte sich um, schnippste mit ihren Fingern vor dem Gesicht der jungen Frau.

Sie zuckte erneut zusammen, zog ihre Orstöpsel heraus und sah sie neugierigen Blickes an.

"Was ist denn?" fragte sie und Dorina grinste sie an.

"Wir brauchen noch deine Adresse. Die hast du uns noch nicht gesagt." meinte Dorina auffordernd und Florentina nickte schnell.

Sie gab ihre Adresse kund und Andrea runzelte kurz die Stirn

"Du wohnst aber nicht in diesem heruntergekommenen Haus mitten im Wald, das mit dem rostigen Eisenzaun?" fragte er und zog dabei eine Augenbraue hoch.

Florentina runzelte nun ebenfalls die Stirn, schüttelte schnell ihren Kopf.

"Nein, nein. Ich wüsste nichtmal wo das stehen soll." entgegnete sie und nannte dem Jungen ihre Adresse.

"Aber du wohnst schon hier?" fragte Dorina mit ein wenig Ironie in der Stimme und Andrea warf ihr einen scharfen Blick zu.

"Japp, aber dir ist klar, dass der Wald nicht nur auf das beschränkt ist was du hier im ersten Moment siehst. Er ist weitaus größer und da ich ziemlich gerne hier draußen bin, bin ich mir sicher, dass mir so ein Haus bereits aufgefallen wär. Aber wenn du es genau wissen willst, Dorina, wieso suchst du nicht einfach danach?" antwortete sie pikiert und Dorina nickte, stieß die Luft aus.

"Ist ja gut, tut mir leid..." murmelte sie eine Entschuldigung und Florentina nickte zufrieden.


"Du kannst hier stehen bleiben, es ist nicht mehr weit zu meinem Haus." murmelte Florentina plötzlich und ein wenig Unsicherheit schwang in ihrer Stimme mit, während sie die Ohrstöpsel zusammen mit ihrem Handy in die Hosentasche schob.

"Sicher?" fragte Dorina und sie nickte wieder nur kurz. "Magst du mir noch deine Nummer geben? Also, falls es dir nichts ausmacht." grinste das Mädchen sie an und sie lächelte leicht, nickte.

Dorina gab ihr das Handy und Florentina tippte ihre Nummer ein.

"Hier bitte! Bis morgen Dorina!" verabschiedete sie sich schnell und ging zügigen Schrittes den schmalen, geteerten Weg entlang.

"Morgen, Sieben Uhr 30 hier?" rief Dorina ihr noch nach und Florentina schüttelte den Kopf.

"Ich fahr morgen selbst. Danke!" antwortete sie und ging wieder weiter.


Sie wollte nicht, dass die Beiden das Haus sahen, in welchem sie zusammen mit ihrer Familie wohnte.

Wollte nicht, dass die Gerüchte wieder von vorne losgingen. 

Das Gerede. 

Die Anschuldigungen.

Sie wollte einfach nur, dass alles wieder gut war. 


Wie sie das morgen anstellte, das Stand noch in den Sternen.

☽ 𝖑'𝖆𝖈𝖔𝖓𝖎𝖙 ☾Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt