𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓥𝓲𝓮𝓻

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Florentina drückte die Klinke des eisernen Gartentors hinunter und lief den strahlend weißen Kiesweg entlang, welcher schließlich zum Eingang der Villa führte.

Schnell öffnete sie die Haustür und trat ein.

Ihr schlug eine wohlige Wärme entgegen und der Duft von Kuchen im Ofen stieg ihr in die Nase.

"Papa?" rief sie verwundert aus, während sie sich ihre Schuhe an der Garderobe auszog.

"Papa bist du schon zuhause?" fragte sie erneut und nun vernahm sie leises Lachen aus der Küche, ehe auch schon ein dunkler Lockenkopf hinter der Küchentür hervorlugte.

"Na Schwesterlein, wie war dein erster Schultag?" fragte Noah sie grinsend und Florentina fing an zu grinsen.

Schnell streckte sie ihm beide Daumen in einer positiven Geste entgegen und er nickte zufrieden.

"Ach ja, Papa ist noch arbeiten. Er meinte, dass es heute später wird. Mal wieder." antwortete ihr nun Adam und grinste breit. Viktor grinste nun ebenfalls schelmisch. "Sag mal wer war denn das Mädchen, mit dem du mitgefahren bist?" fragte er und Adam wandte sich nun wieder dem Kuchen im Ofen zu, kontrollierte die Temperatur.

"Das war Dorina. Ihr Bruder Andrea war auch mit dabei. Ist sein Wagen!" lachte sie udn die beiden Brüder sahen sich kurz an, nickten sich dann zu.

"Du kannst morgen meinen Wagen nehmen!" verkündete Viktor stolz und Florentinas Augen wurden groß.

Sie verschluckte sich an ihrem Glas Mineralwasser, hustete.

Schnell schüttelte sie ihren Kopf, hob abwehrend ihre Hände hoch. "Nein nein, bist du wahnsinnig? Du - nein ihr Beide - wisst doch genau, dass ich meinen Wagen liebe. Mein Baby..." seufzte sie theatralisch und Adam und Viktor schüttelten unisono ihre Köpfe.

"Nein ernsthaft. Danke, aber ich fahre mit meinem Wagen!" antwortete sie ihnen und ihre Brüder zuckten nur kurz die Achseln. "Wie du meinst! Es wäre ein einmaliges Angebot gewesen, diese Chance wird sich dir so schnell nicht mehr eröffnen!"

Ja, Viktor hatte schon immer einen leichten Hang dazu gehabt, ein kleines Drama aus allem zu machen.

Aus einer Mücke einen Elefanten. Wenn auch ab und an nur zur Unterhaltung, konntes es doch sehr anstrengend und nervenaufreibend sein, wenn er es denn ernst meinte.

Eine viertel Stunde später tapste Florentina wieder vorsichtig in die Küche.

Der Blaubeerkuchen roch fantastisch und ihre Brüder hatten schon den Tisch gedeckt.

Drei Plätze waren noch leer.

Das Handy in ihrer Hand vibrierte mehrere Male und sie fing an zu Grinsen.

"Du wirst wohl schon sehnlichst vermisst, Kleines!" neckte sie Adam und sie rollte die Augen.

"Nur weil du allen die kalte Schulter zeigst und deine Kontakte nicht regelmäßig pflegst, heißt das noch lange nicht, dass das bei mir genau so sein muss!".

Frech streckte sie ihm noch die Zunge heraus.

Viktor sah kurz auf sein Handy. "Papa meint, dass er in cirka zwei Stunden zuhause sein müsste!"

Er lächelte und nickte zufrieden.

"Na los, bedient euch, hopp hopp! Sonst wird er noch kalt" forderte er seine Geschwister auf und Florentina ließ sich nicht zweimal bitten.

Zwei Teller blieben weiterhin leer, zwei Plätze unbesetzt.

Sie aßen genüsslich den Kuchen, als Florentina plötzlich überrascht aufstöhnte.

"Ich wollt euch noch fragen, ob das klar geht, dass ich am Wochenende Dorina und ihren Bruder einlade? Sie hat am Freitag Geburtstag!" fragte sie, zwischen einem Bissen Blaubeerkuchen und Adam und Viktor tauschten kurze Blicke.

"Sofern du danach alles aufräumst. Sicher dass du den beiden vertrauen kannst?" fragte Adam und sie nickte schnell.

"Pass mit dem Alkohol auf, du weißt wie das endet!" ermahnte sie Viktor und ein weiteres Nicken seitens des Mädchens folgte.

"Ist ja gut, fahrt mal eure Beschützerseite ein wenig runter!" antwortete sie gespielt patzig und lachte.

"Wie läufts eigentlich mit der Werkstatt? Habt ihr schon eine Halle finden können?" fragte sie interessiert und Adam und Viktor sahen sie mit niedergeschlagenen Mienen an.

"Oh menno! Wieso will euch denn keiner einen Platz geben?" fragte sie und aß frustriert ein weiteres Stück.

"Wenn du 'ne Antwort auf die Frage hast, würd's uns mega freuen, wenn du die uns mitteilst!" grinste Viktor und Florentina lächelte wieder.

Nachdem sie den Abwasch erledigt hatte - schließlich hatten die beiden Jungs ja den Kuchen gebacken - verließ sie die Küche und tänzelte regelrecht die Wendeltreppe hinauf, bis ganz nach oben.

In ihr Reich. Ihren Rückzugsort. Ihre Wohlfühloase.

Ihr Zimmer.

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01.07.2020

Tag 1: 704 Wörter

☽ 𝖑'𝖆𝖈𝖔𝖓𝖎𝖙 ☾Where stories live. Discover now