Kapitel 17:

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Als Thaer die Augen aufschlug und beinahe von dem Dachfirst fiel, auf dem er gerade stand, wurde ihm klar, dass er unmöglich bei Bewusstsein sein konnte. Er musste einfach träumen. «Passt auf, wo ihr hintretet. Es könnte schwierig werden, ohne Training wieder auf dieses Dach zu kommen», kam es von jemandem neben ihm.

Thaer zuckte zusammen. «Wer...?», dann erkannte er den bärtigen Mann, den er im Hafen gesehen hatte. «Sie! Aber...» Verwirrt beobachtete er, wie der Andere sich mit sicheren Schritten über das schräge Dach bewegte. Es schien ihn noch nicht einmal zu stören, dass er hinunterfallen könnte. «Träume ich?», fragte Thaer schliesslich, als er die Stimme wiedergefunden hatte.

Der Mann neben ihm konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. «So ähnlich. Ihr habt aber eher eine Vision.»

«Eine Vision? Das ist also die Zukunft?»

«Nein», schüttelte der Andere den Kopf, «das ist die Vergangenheit.» Er nickte zu einem jungen Mädchen hinüber, dass hinter einem, aufs Dach führenden und aus dem schrägen Boden ragenden, beinahe einem Schützenhäuschen des Imperiums ähnelnden, Müllschacht kauerte, eine Waffe in der Hand. «Ist das nicht offensichtlich?»

Kurz wollte Thaer fragen, was der Andere damit meinte, aber dann erkannte er, wen er da vor sich hatte. «Hannah!», rief er aus, aber die kauernde Gestalt rührte sich nicht. Sie konnte ihn nicht hören. Er musterte sie: Sie sah jünger aus, viel jünger, als sie war. Ausserdem spürte er, dass etwas an ihr anders war, als an der Frau, die er kannte. Sie war angespannt, als müsste sie etwas beweisen, etwas schaffen, zu Ende bringen, als hätte sie eine Pflicht, zu tun, was sie gerade tat. Nichts von alledem hatte er je bei der Schmugglerin, die sich weigerte, den Rebellen zu helfen, bemerkt. Er hatte natürlich das Gefühl, die gleiche Frau vor sich zu haben, aber gleichzeitig war sie auch anders. Für einen kurzen Moment überlegte Thaer, ob es vielleicht der Leichtsinn in ihren Augen war, der sie von ihrem älteren Ich unterschied, aber das stimmte nicht. Hannah war immer noch eine der risikofreudigsten Geschöpfe die er kannte. Er kam einfach nicht darauf, was der Unterschied war. «Warum zeigen Sie...», er zögerte kurz und korrigierte sich dann, sprach den Anderen mit der alten, sehr respektvollen Form an, «zeigt Ihr mir das? Und wer seid ihr überhaupt?»

Der Bärtige machte die Andeutung einer Verbeugung, allerdings keineswegs spöttisch. Er wirkte eher würdevoll. «Ich bin Jedimeister Obi-wan Kenobi. Und ich zeige euch das hier nicht. Ihr selbst habt uns hierhergebracht.»

«Das stimmt doch gar nicht!», widersprach Thaer. «Ich war noch nie hier! Ich...», dann fiel ihm auf, wie der Mann sich genannt hatte. «Jedimeister? Aber... wie ist das möglich? Und Obi-wan Kenobi? Der Jedi, der einst der Meister Anakin Skywalkers war?»

Das Lächeln des Jedimeister fiel ein wenig schmerzlich aus. «Ich sehe, ihr kennt mich also. In der Tat, der bin ich. Aber was ich sagte, ist schon richtig: Ihr selbst habt uns hierhergebracht, wenn auch nicht aus eigenem Willen. Die Macht hat euch geführt und zeigt euch dies mit weiser Voraussicht. Weshalb, das ist auch mir unbekannt, aber ihr solltet euch das hier gut merken. Alles geschieht aus einem Grund.»

Thaer fiel wieder ein, dass er Mon Mothma durch den Raum gestossen hatte, ohne sie zu berühren. «Also ist es wahr? Ich kann die Macht nutzen? Wie ein Jediritter?»

Obi-Wan Kenobi nickte. «In der Tat. Aber ein Jedi seid ihr deshalb noch lange nicht. Dafür braucht es ein langes Training, das selbst ein Hüter noch durchlaufen muss.»

Als sich Hannahs früheres Selbst bewegte und kurz hinter dem Müllschacht hervorschaute, ebenfalls keine Probleme mit der Dachschräge habend, kam Thaer zum Thema zurück. «Aber warum das hier? Warum Hannah? Ich verstehe nicht. Wieso sollte ich etwas über sie wissen wollen?»

Star Wars: Symbols of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt