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Zuhause stand Charlies Wagen in der Einfahrt. Ich zog meine Jacke enger um meinen Körper und hoffte, dass ihm nicht auffallen würde, dass ich etwas anderes trug als heute Morgen.
Dad war nicht wie üblich im Wohnzimmer. Ich rief nach ihm, er antwortete mir aus seinem Schlafzimmer. Schnellen Schrittes lief ich die Treppen hinauf. Mit Verwunderung beobachtete ich wie er Kleidung in seine braune Reisetasche packte.

"Willst du verreisen?", fragend sah ich ihn an.

Mit einer Hand fuhr er sich übers Gesicht. Innerhalb von nur einem Tag schien er um Jahre gealtert zu sein. Das Bella uns verlassen hatte setzte ihm zu. Hoffentlich würde Sam Billy, oder Harry gegenüber nicht erwähnen, dass ich fast ertrunken wäre. Ansonsten würde Dad garantiert davon erfahren und das wäre momentan schlimmer als zu jedem anderen Zeitpunkt. Dad durfte nie davon erfahren, sonst würde er womöglich noch denken ich hätte mich umbringen wollen.

"Ich habe versucht dich anzurufen, aber du bist nicht dran gegangen."

"Ich war in der Schule und bin danach noch ein wenig rumgefahren, um den Kopf freizukriegen.", erklärte ich. Das war nicht gelogen.

"Schon gut, aber packe jetzt bitte deine Tasche! Nimm alles mit was du für eine Woche brauchst!"

Ich begann mir Sorgen zu machen.

"Dad... Dad was ist los? Wieso soll ich meine Sachen packen?"

Er legte seine Hände mit einem sanften Druck auf meine Schultern und suchte meinen Blick. So ernst, so sorgenvoll hatte ich ihn selten gesehen. Ich konnte es ihm ansehen, er zögerte mir zu sagen, was hier vor sich ging.

"Spätzchen... es geht um deine Schwester.", ich versteifte mich bei seinen Worten augenblicklich. "Bella hatte einen Unfall. Sie liegt in Pheonix im Krankenhaus."

"Was-", ich schluckte. "Was ist passiert?"

"Carlisle und Edward sind ihr wohl nachgefahren, um sie zu überreden zurückzukommen. Sie haben sie in einem Hotel angetroffen. Sie wollte sich wohl weigern mit ihnen zu sprechen und beim weglaufen ist sie im Treppenhaus gestolpert und in Folge dessen mehrere Stufen hinab gestürzt. Sie ist- sie ist außerdem durch ein Fenster gefallen. Renée, deine Mom, meint es geht ihr soweit gut, aber sie hat sich das Bein gebrochen und von den Scherben einige Schnittverletzungen davongetragen. Wir fahren jetzt zu ihr! Ich habe bereits in der Schule Bescheid gesagt und mir für die nächsten Tage frei genommen. Jetzt pack deine Sachen, Adi! In einer halben Stunde fahren wir los."

Er wandt sich bereits wieder seiner Tasche zu und faltete ein weiteres Hemd. Ich blieb jedoch stehen. Ich war hin und her gerissen. Kurz darauf bemerkte Dad, dass ich mich nicht von der Stelle gerührt hatte.

"Warum stehst du noch da? Wir wollen bald los."

Die Tränen, die ich so satt hatte wollten wieder raus, doch ich ließ sie nicht. Mit zusammengekniffenen Lippen schüttelte ich den Kopf.

"Ich komme nicht mit, Dad!"

"Was?", er klang als würde er nicht den Sinn hinter meinen Worten verstehen.

"Ich werde nicht nach Pheonix mitkommen.", wiederholte ich klar und deutlich. Meine Stimme klang ruhig, entschlossen. Ganz anders als ich mich im Moment fühlte, doch sobald ich es ausgesprochen hatte wurde mir klar, dass es das war was ich wollte.

Entgeistert blickte mein Vater mir entgegen.

"Was? Wieso? Was redest du da?"

"Ich hab dich lieb, Dad und ich habe auch Bella lieb, aber... was sie gesagt hat... gestern..., dass hat mir wehgetan! Auch wenn ich froh bin, dass es ihr nach diesem schlimmen Sturz gut geht kann ich ihr nicht einfach verzeihen, noch nicht. Vielleicht-Vielleicht hatte sie recht, vielleicht bin ich nicht mehr als eine billige Kopie von ihr..., aber selbst wenn es so ist hat sie sich immer noch dir gegenüber rücksichtslos, nein grausam, verhalten! Du kannst ihr offenbar jetzt schon vergeben, doch ich bin noch nicht soweit. Du kannst fahren. Sieh nach ihr! Sei für sie da! Aber bitte...bitte erwarte das nicht auch von mir!", flehend sah ich ihn an und hoffte, dass er meinen Standpunkt verstehen würde. Die Wunden waren einfach noch zu frisch.

Twilight - Bis(s) zur DichotomieМесто, где живут истории. Откройте их для себя