Besuch

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Hermine wurde durch das aufgedrehte Kichern ihrer Tochter geweckt und drehte sich im Halbschlaf auf die andere Seite. Plötzlich kippte sie und plumpste im nächsten Moment auf den Fussboden. Schmerzerfüllt stöhnte sie und richtete sich auf. Eine Nacht auf dem Sofa zu schlafen hatte seine Konsequenzen. Diese spürte sie in ihrer Schulter und in dem Nacken, der sich unangenehm steif anfühlte. Hermine tappte in die Küche und streckte sich ausgiebig, bis sie das Chaos sah, das in ihrer Küche ausgebrochen war. Und mittendrin Autumn und Sophie, die sich gerade darum stritten, wer den Pancake Teig vermischen durfte.
«Was habt ihr angestellt?», meinte Hermine laut, um den Mixer zu übertönen. Beide drehten sich zu ihr um und Autumn grinste unschuldig.

Sophie hingegen kam auf sie zu und überliess Autumn den Teig. «Guten Morgen», sie drückte ihr eine Tasse in die Hand und Hermine schloss dankbar die Augen. Der Geruch des Kaffees machte sie bereits munterer. «Wie geht es dir?»

Sophie hatte die Stimme gesenkt und sah sie einfühlsam an. Hermine zuckte mit den Schultern. Sie hatte überraschend gut geschlafen, aber nur bei dem Gedanken an gestern Abend wurde ihr kalt. Sie hatte gestern noch lange mit Sophie geredet, bis sie auf dem Sofa eingeschlafen war. Das reichte ihr im Moment. «Ich möchte gerade nicht mehr darüber nachdenken», sie schauderte und nahm hastig einen Schluck von ihrem Kaffee, verbrannte sich dabei jedoch die Zunge. Sofort traten ihr die Tränen in die Augen und Sophie verdrehte die Augen. Bevor sie etwas dazu sagen konnte, klopfte es und Sophie sah auf, wie ein Hund der etwas gewittert hatte. Anders als Hermine, deren Herzschlag sich verdoppelte.
«Das ist Jason!» Autumn rief hinter ihnen ihren Namen: «Kannst du ihm öffnen?»
Sophie eilte an Autumns Seite.

«Du weisst doch, dass ich deinen hübschen Lover nie von dir fernhalten würde!», erwiderte Hermine und ging begleitet von Sophies Lachen zur Tür. Tief atmete sie ein. Es war Jason. Nicht Draco.

Jason lächelte, als sie ihm die Tür öffnete und hielt eine Tüte hoch. «Ich habe zur Sicherheit Brötchen gekauft. Sind die Pancakes schon essbar?»

Autumns empörte Antwort drang aus der Küche: «Das haben wir gehört!»

«Ich bin noch nicht nah genug ran», sie erwiderte Jasons Umarmung und meinte ehrlich: «Du siehst gut aus! Die Ferien haben dir gutgetan. Oder eine bestimmte Person vielleicht?»

Jasons Lächeln vertiefte sich und er sah über Hermines Schulter. Sophie lehnte an der Küchentheke und Jason zwinkerte ihr zu: «Beides, schätze ich.»

Wenig später sassen sie zu viert am Tisch. Die Pancakes waren lecker, doch Autumn hatte die Schüssel mit dem Teig fallen gelassen und sie konnten nur die Hälfte des Teigs retten. Die frischen Brötchen waren die Rettung. Autumns Freude darüber, dass Sophie wieder da war, war nicht zu übersehen. Als sie noch ein Baby war, hatte Sophie oft mehrere Tage lang hier geschlafen und da die Beziehung zu Jason ernster wurde, war er fast genauso oft hier gewesen. Die Beiden erzählten von ihren Ferien in Spanien und Autumn redete nur noch von Hogwarts. Zufrieden lehnte sich Hermine im Stuhl zurück und beobachtete die kleine Runde, hielt sich aber aus den Gesprächen raus.

Nach dem Essen räumte sie den Tisch ab, während Sophie von Autumn in ihr Zimmer gezerrt wurde. Jason gab ihr noch einen kurzen Kuss und stellte sich dann wartend neben Hermine. Sie sah von dem Teller hoch, den sie abwusch und schüttelte den Kopf. «Du musst mir wirklich nicht helfen, Jason», sagte sie abwehrend.
«Ich helfe dir aber gerne. Schliesslich haben wir uns einfach eingeladen.»

«Unsinn! Ihr seid immer willkommen, das solltest du eigentlich wissen.»

Bevor er antworten konnte, klopfe es wieder an der Tür. Hermine hielt Jason auf, der schon Anstalten machte, loszugehen und beeilte sich, die Tür zu öffnen. Sie hatte nicht nachgedacht und erstarrte, als sie die Person erkannte.

«Hermine.»

Sofort schloss sie die Tür wieder ein Stück, sodass seine Gestalt durch die Tür verdeckt war: «Malfoy. Woher weisst du, wo ich wohne?»

Er sah sie vielversprechend an: «Du solltest es doch besser wissen, dass es nicht so schwer ist, jemanden zu finden.»

«Du hast meine Handynummer gebraucht, um mich zu orten!»

Seine Stirn zog sich zusammen und er überlegte kurz: «Das wäre eine Möglichkeit gewesen. Aber du hast deine Jacke vergessen.»

«Und damit konntest du mich mit einem Aufspürzauber finden», beendete sie monoton seinen Satz. Sie griff nach der Jacke: «Gut, danke. Dann kannst du ja wieder gehen.»

Er trat einen Schritt näher: «Hermine bitte. Darf ich nicht einen kurzen Moment...»

«Nein Draco! Ich habe dir nicht erlaubt, am nächsten Tag einfach aufzukreuzen! Du solltest wirklich wieder gehen.»

Sie sah, wie Draco zuerst sie ansah, sein Blick dann aber zu etwas in ihrer Wohnung wanderte und sie drehte den Kopf. Jason war aus der Küche getreten und sah zu ihr: «Alles fertig», sein Blick huschte für einen Augenblick zu Draco: «Ich bin bei Autumn, dann seid ihr alleine. Kommst du nachher auch?»
Sie nickte und wandte sich erst wieder Draco zu, als Jason die Tür von Autumns Zimmer hinter sich geschlossen hatte.

Dracos Mine war verschlossen und er meinte nur: «Verstehe.»

Hermine schubste ihn gegen die Brust und folgte ihm ganz in den Flur. «Du verstehst überhaupt nichts», fauchte sie ihn an.

«Du wohnst mit einem Mann zusammen? Denkt Autumn, er sei ihr Vater?»

Hermine war einen kurzen Moment sprachlos. Er schien es ernst zu meinen, er sah sie ungeduldig an und wartete offensichtlich auf eine Antwort.

«Was denkst du dir? Tauchst unangemeldet vor meiner Wohnung auf und erwartest, dass ich dir mein Leben erkläre? Ich habe dich im Fahrstuhl mit einer Frau gesehen! Ist sie deine Freundin oder deine Frau? Oder keines von beiden? Erzähl schon!»

«Keines von beiden. Aber das ist ein Unterschied. Wenn er mit dir zusammenlebt, dann...»

«Was wäre dann? Ich vermute, die Frau damals war nur eine einmalige Bekanntschaft, oder liege ich falsch?»

Draco lehnte sich zu ihr hinunter und sah ihr fest in die Augen: «Denkst du, nur weil wir einmal etwas miteinander hatten, würde ich dir dann jahrelang hinterhertrauern und leben wie ein Mönch?» Sein Tonfall war hart und höhnisch.

Hermine musste schlucken und sie brach den Blickkontakt ab. Sie hatte seit Draco mit niemandem mehr geschlafen. Natürlich hat Autumn viel Zeit beansprucht. Als sie grösser wurde, hatte sie sich einige Male mit Männern getroffen. Doch irgendetwas hatte Hermine immer aufgehalten, es ernster werden zu lassen.
Sie hob ihren Kopf und meinte distanziert: «Du hast Recht. Ausserdem erwarte ich weder Geld, noch sonst etwas von dir. Dafür lässt du mich und Autumn in Ruhe!»
Sie gab ihm keine Chance zu antworten und knallte wütend die Tür hinter sich zu. Mit zitternden Fingern fummelte sie an der Sicherheitskette herum. Erleichtert und erschöpft lehnte sie sich gegen die Tür und schloss die Augen. Sie spürte, wie ihre Augen brannten, doch sie wollte sich diese Schwäche nicht eingestehen. Sie würde nicht wegen ihm weinen. Nicht wegen Draco, nicht...

«Süsse?»

Sophies leise Stimme schreckte sie auf und sie sah ihre Freundin auf dem Sofa. Sophie klopfte neben sich auf das Polster: «Komm her.»

«Wie viel?», hauchte Hermine und setzte sich neben sie.

«Ich habe einen Teil mitgehört.»

«Es war schrecklich. Ich habe keine Ahnung, was ich mir gestern gedacht habe.»

Sophie legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie zu sich. «Jetzt verstehe ich.»

Hermine löste sich, um sie fragend anzusehen und Sophie deutete mit einem halbherzigen Lächeln auf den Tisch vor ihnen. Auf dem Zwischenboden lagen einige Zeitungen, der Klitterer und der Tagesprophet lag zwischen einigen normalen Zeitungen.

«Das erklärt die monatlichen Ausgaben der Klatschblätter.»

«Was meinst du?», fragte Hermine und drehte eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern.

«Naja, deine speziellen Zeitungen, die den gesamten Tratsch der Zaubergemeinschaft offenbart? Er ist regelmässig darin abgebildet.» Sophie griff nach einer Zeitschrift und schlug eine Seite auf. Draco, wie er aus einem Gebäude trat und mit einem Zauberer aus dem Zaubereiministerium sprach. Hermine konnte es nicht verstehen, wie nach all den Jahren noch so viele Journalisten an ihm interessiert waren.

Sie winkte ab: «Das war nur, weil Autumn nach ihrem Vater gefragt hatte. Als ich ihr keine Antworten auf ihre Fragen geben konnte – und wollte – wurde mir klar, dass ich eigentlich nichts über ihn weiss.»

«Und wie viel hast du über diese Zeitung dazugelernt? Ausser einige heisse Schnappschüsse anzuschauen? Ich kann es bei einem solchen Mann natürlich verstehen, dass man ihn gerne ansieht.»

«Es ist weit komplizierter, als ihn nur auf sein Äusseres reduzieren zu können. Was, wenn er mir Autumn wegnehmen will, wenn er sie nicht sehen darf?»

«Wieso darf sie ihn denn nicht sehen?»

«Ich habe ihr erzählt, dass er sie nicht wollte.»

Sophie dachte einen Moment nach, dann seufzte sie leise. «Wenigstens hast du ihr nicht gesagt, er wäre tot. Würde er sie dir denn wegnehmen?»

«Keine Ahnung, wie gesagt: Ich kenne ihn eigentlich nicht.» Hermine fuhr sich über das Gesicht und stockte. Sie kramte nach ihrem Handy und tippte schnell eine Nachricht.

«Was tust du?», fragte Sophie verwirrt, als Hermine sich eine Jacke griff und sie anzog.

«Verhindern, dass er mir meine Tochter wegnehmen will. Kannst du auf Autumn aufpassen?»

«Natürlich.»

Wir treffen uns in dreissig Minuten im Café Lundo. Ist bei meiner Wohnung in der Nähe.
-H

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