Ilvermorny

286 12 0
                                    

Hermine war hin und weg. Zur Schule schlängelte sich eine gepflasterte Strasse und mit den Laternen und dem Nebel wirkte alles wie aus einer anderen Welt. Anders als Hogwarts war die Schule nicht durch eine Mauer abgegrenzt, erzählte ihr Draco auf dem Weg zum Eingangstor. Stattdessen bildete dieser Nebel eine unüberwindbare Barriere für unerwünschte Besucher und Nichtmagier.
Er beendete seine Erzählung schliesslich, als sie vor dem Tor standen. Wie auf ein stummes Kommando glitten die Türen auf und Draco liess sie vorangehen. Der Eingangsbereich des Hauptgebäudes war gross, die Decke mit verschiedenen Szenen bemalt. Hermines Blick verharrte auf den Werken und stellt überrascht fest, dass sie die Etappen aus der Geschichte der Zauberwelt abbildeten.

»Eine stetige Erinnerung, was unsere Vorfahren früher erlebt und erreicht haben.»
Hermines Blick flog von den Gemälden zu einer älteren Frau, die auf dem oberen Treppenabsatz aufgetaucht war. Ihre Erscheinung war genau wie die Schule selbst: ihr fahle Haut glomm im Licht der Fackeln, die langen schwarzen Haare wanden sich um ihren schlanken Oberkörper bis zur Hüfte. Aber die Augen waren es, die Hermine nach Luft schnappen lüscht. Sie glühten giftgelb, die Pupillen waren zu Schlitzen geformt. Kurz gesagt, sie wirkte so unmenschlich und fremd wie das Schloss selbst.
Sie räusperte sich und wandte den Blick wieder hoch zur Decke: »Die Hexenverfolgungen.»
»Und der Preis für dieses Opfer ist, dass wir hier im Verborgenen zu leben.»
»Ja, so ist es das Beste.», murmelte Hermine.
Die Frau sah sie durchdringend an: »Fürs Erste».
Sie runzelte die Stirn und wollte zu einer Frage ansetzen, als sie unterbrochen wurde.
"Kamarilla, verschrecke nicht unsere jungen Gäste. Ich habe auch euch gewartet, Draco und Hermine. Willkommen in Ilvermorny. Entschuldigung, Kamarilla ist Lehrerin in Geschichte der Zauberei und an Manchen Tagen sehr eigen.»
Der Zauberer schritt die Treppe herunter und ein Augenblick lang erinnerte er sie schmerzlich an Dumbledore. Er hat das wissende Lächeln und Hermine musste schlucken.
"Ich bin Reloculus, Schulleiter von Ilvermorny. Ich erhalte selten Nachrichten, in denen gefragt wird, ob jemand diese Schule besichtigen darf. Trotzdem würde ich diese Einladung nie ausschlagen. Wollt ihr selbst durch die Gänge wandern, oder wünscht ihr beide eine Begleitung?»
Draco sah Hermine fragend an und diese überlegte Moment einen. "Ich habe einiges über eure Schule gelesen und ihr sollt ein sehr spezielles Auswahlverfahren haben für die vier Häuser. Ich würde gerne etwas daüber hören, nachher aber gerne alleine den Rest der Schule erkunden.»
Reloculus nickte gutmütig und deutete an, ihm zu folgen. Sie schritten gemeinsam die Treppe hoch und betraten durch einen bogenförmigen Durchgang einen runden Raum, der von einer gewaltigen Glaskuppel überdeckt wurde. Der Saal besass eine zweite Etage und erinnerte Hermine ein wenig an ein Theater. Gegenüber dem Eingang stand vier Schnitzfiguren, die vier verschiedenen Wesen zeigten.
»Der Donnervogel, die Wampuskatze, die gehörnte Schlange und die Pukwudgie», der Schulleiter deutete in der Reihe nach auf die Statuen: »Sie sind die Grundpfeiler dieser Schule und stehen für verschiedene Qualitäten».
Der Zauberer hielt inne und sah Hermine und Draco neugierig an. »Möchtet ihr wissen, wo ihr in Ilvermorny eingeteilt worden wärt?»
Bevor auch nur einer der Beiden antworten konnte, hob Reloculus die Arme und Fackeln entzündeten sich an den Wänden. Gleichzeitig war es, als aus dem Statuen lebende, atmende Wesen geworden, die sie jetzt quer durch den Raum beobachteten.
"Stellt euch auf den gordischen Knoten. Ihr werdet merken, wenn ein Wesen euch auswählt.»
Der Schulleiter wartete, doch Hermine war unsicher. Erst als Draco ihre Hand drückte und sie dann losliess, sie zu ihm auf: »Ich gehe zuerst.»
Sie folgte ihm mit den Augen, wie er in die Mitte des Saales lief und über dem Symbol stehenblieb. Das Licht im Saal liess seine Haare schimmern und Hermine liess erst von ihm ab, als Bewegung am hinteren Ende des Raumes entstand. Der Kristall auf der Stirn der gehörnten Schlange glühte plötzlich und erhellte damit den gesamten Raum. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich Dracos Haltung ein klein wenig veränderte. Sie zuckte erschrocken zusammen, als ein Brüllen folgte. Das Geräusch wurde von den Wänden zurückgeworden und schwoll auf eine ohrenbetäubende Lautstärke an. Draco rührte sich erst, als der Raum wieder vollkommen still war. Wenige Augenblicke später stand Draco wieder neben ihr, die Kiefer fest zusammengepresst.
Zaghaft fragte Hermine: »Ist alles in Ordnung?»
Statt ihre Antwort zu geben, wandte sich Draco an Reloculus: »Die Schlange...»

"Ah", unterbracht dieser ihn, bevor Draco überhaupt eine Frage stellen konnte: »Du willst wissen, für was sie steht. Sie ist das Zeichen für Wissen, Gelehrsamkeit und Weisheit. Die einzige Gemeinsamkeit mit Slytherin ist das ehrgeizige Streben.»
Er hielt inne und sah Draco lange an. Seine Stimme war einfühlsam: "Ausserdem, junger Mann, hat euch auch die Wampuskatze ausgewählt. Sie steht für Mut, Stärke und ein kämpferisches Gemüt. Beide sind gute Eigenschaften.»
Hermine spürte, wie Draco die Antwort des Schulleiters besänftigte und legte eine Hand auf seinen Arm. Draco sah sie an und schenkte ihr ein leichtes, schiefes Lächeln.
»Jetzt bin ich dran.»

Hermine trat genau an den Ort, an dem Draco gestanden hat und wartete. Mit einem Mal fühlte sie sich wieder als junges Mädchen. Sie erinnerte sich daran, wie aufgeregt sie zu ihrer Auswahlzeremonie war und wie sie sich gefürchet hatte, doch in kein Haus aufgenommen zu werden. Selbst jetzt schlug ihr Herz schneller und sie sah gebannt auf die reglosen Figuren.
Fast erleichtert atmete sie auf, als sich der Donnervogel regte und seine Schwingen ausstreckte und sie lachte leise, als der Raum wieder von hellem Licht durchflutet wurde. Sie drehte sich erst um, als der Kristall erloschen war und sah verlegen zu Boden.
"Eine sehr vielversprechende Kombination. Ich vermute, Ravenclaw oder Gryffindor?»

"Gryffindor", bestätigte Hermine und ihre Wangen wurden rot.
Der Schulleiter lächelte das Dumbledore-Lächeln und meinte: "Dann lasse ich euch alleine. Kommt bei mir vorbei, bevor ihr geht.»
Hermine sah ihm nach, als er den Saal verliess und dann zu einer weiteren Treppe: »Gehen wir?»
Draco ergriff ihre Hand und hielt sie auf: »Warte.»

Als sie sich fragend zu ihm umdrehte, sah er ihr tief in die Augen: "Du bist einmalig, Hermine Granger. Und die Vorstellung, wie mein gesamtes Leben anders hätte gehen können, wenn ich nur auf eine andere Schule gegangen wäre... Hier wären wir vielleicht sogar im selben Haus gewesen.»
Trauer spiegelte sich in seinen Augen und etwas anderes, dass Hermine nicht benennen konnte.
»Ich glaube, alles ist so geschehen, wie es sollte», Hermine gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange: »Komm jetzt.»
Widerstandlos liess sich Draco von ihr mitziehen.
Sie wanderten etwa zwei Stunden umher, erkundeten die Umgebung und Hermine liess es sich nicht nehmen, die Bibliothek zu
besuchen. Schliesslich erinnerte sie Draco, dass sie langsam weitersollten und Hermine gab nach.
Kurze Zeit später standen sie vor dem Büro des Schulleiters und klopften. Augenblicklich schwang die Tür auf und Reloculus Stimme ertönte.
Sie traten ein und Hermine verkniff sich ein Lächeln. Genau wie sie ist das Büro des Zauberers vorgestellt hatte: bis zur Decke gefüllt mit allerlei Gegenständen, Geräten und Fläschchen. In der Mitte auf einem kleinen Podium stand der einzige Tisch, der nicht vollgestellt war. Der Zauberer sass dahinter und sah ihnen interessiert entgegen: »Und?»
"Ilvermorny scheint nur halb so gefährlich zu sein wie Hogwarts", witzelte Draco und Reloculus kicherte leise. "Es gibt dafür viele Geheimnisse, die selbst ich nicht alle kenne. Aber wohl wahr, gefährlich ist Ilvermorny nicht.»
"Danke, das wir uns umschauen. Es ist eine wunderschöne, beeindruckende Schule», beteiligte sich Hermine.
Der Zauberer erhob sich und kam hinter dem Tisch hervor: "Es war mir eine Freude. Ich hoffe, ihr habt es hier genossen. Ilvermorny wäre stolz gewesen, euch als Schüler zu haben.»
»Wohl eher nicht...», murmelte ihr Draco ins Ohr und schlang ein Arm um ihre Taille.
Reloculus musterte Draco mit scharfem Blick: "Ich vertraue auf die Werte und das Wissen der Gründer dieser Schule. Und du wurdest nicht nur von einem, sondern zwei Wesen ausgewählt. Hier hättest du vielleicht nie denselben Weg eingeschlagen, den du ihn in Hogwarts gegangen bist. Aber noch wichtiger ist, dass du dir selbst vergibst und deinen Fähigkeiten vertraust. Ich wünsche dir und Hermine alles Gute.»
Er deutete zur Tür, die lautlos aufglitt und setzt sich wieder hin. Sie waren entlassen. Draco hüllte sich in beharrliches Schweigen, bis der Nebel die Sicht auf Ilvermorny versperrte.
"Wohin willst du als Nächstes?"

we all change Où les histoires vivent. Découvrez maintenant