star boy

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right now i know that i'm not really worth itif you give me time, i can work on itgive me some timewhile i work on it

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right now i know
that i'm not really worth it
if you give me time,
i can work on it
give me some time
while i work on it

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Jungkook seufzt so laut er möchte.
Das ist das gute an der Natur und an den Sternen. Sie beschweren sich nie. Sie lassen ihn seufzen. Sie lassen ihn klagen. Sie hören einfach nur zu.

Und das reicht Jungkook. Die Sterne müssen ihm nicht antworten.
Gute Ratschläge bekommt er schon seinem Chef genug. Und von seinen Kollegen. Denn schließlich ist er ja das jüngste Mitglied im Team und muss daher von den Erfahrungen der Älteren profitieren. Auszuschließen, dass er seine eigenen Entscheidungen treffen kann. Sowas lernt man in der Schule doch gar nicht. Und im Studium erst Recht nicht.

Wenn die eingestaubten Ratschläge seiner Kollegen nicht mehr ausreichen, ist da ja auch immer noch sein Vater. Der – im Gegensatz zu den schimmernden Gebilden am Himmel -  immer mit ihm redet. Unabhängig davon, ob Jungkook ihm überhaupt zuhört. Wichtig ist nur, dass er überzeugend genug so tun kann. Das reicht seinem Vater.
Aber manchmal ist selbst das schon fast zu anstrengend.

Obwohl die Nacht heute wunderschön und klar ist, hat Jungkook seinen entfernten Vertrauten nicht sonderlich viel zu berichten.
Obwohl die eigentliche Frage ist: Hat er das denn jemals?

Er ist heute Morgen früh aufgebrochen. So früh, dass die Dämmerung nur als schmaler Streifen am Horizont erkennbar war. Seine Ausrüstung hat er gestern Abend noch zusammengepackt. Auch schon den Punkt auf der Karte markiert, den er bereits vorab zu seiner Destination erklärt hatte.

Ein unberührtes Stück Natur, irgendwo mitten im Gyeongju National Park.  
Sicher hätten ihn auch sein Handy und Google Maps an diesen Ort führen können.
Aber Jungkook ist stolz auf sich, wenn er sein Ziel alleinig mittels einer Karte ausmachen kann. Dann fühlt es sich mehr danach an, als wäre es tatsächlich seine eigene Leistung.

Vielleicht ist es das dann auch.
Das weiß Jungkook nicht.
Eigentlich kennt er das Gefühl ja gar nicht. Irgendetwas alleine zu schaffen.
Sein Vater trichtert ihm erfolgreich ein, dass er nur dank ihm so weit gekommen ist.   

Aber eigentlich fühlt sich kein Ort weiter entfernt von den Sternen an, als das teure Autohaus in Busan.  

Hier in den Bergen ist er dem Firmament so viel näher.
Natürlich nicht wirklich. Nur gefühlt.
Aber Gefühle sind doch auch wichtig. Und nicht nur die Realität.

„Ich habe heute meinen bisher teuersten Wagen verkauft“, erklärt Jungkook gerade dem Sternenbild Kassiopeia, weil er ansonsten nichts Wichtiges zu sagen hat. Schon früh wurde ihm eingebläut, dass nur Erfolge es wert sind, über sie zu sprechen.
Niemand spricht über Träume, Wünsche und Hoffnungen.

Warum auch?
Kann man sie anfassen? Sichern sie dir ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit auf dem Tisch?

Heute Nacht wird Jungkook kein Dach über dem Kopf brauchen.

Er hat zwar sein Zelt aufgebaut, aber eigentlich findet er es viel beruhigender, wenn nichts anderes über ihm ist, als der weite, weite Himmel.

„Mein Chef hat mich gelobt“, erzählt Jungkook weiterhin.
Er betrachtet die Sternenkonstellation durch ein großes Teleskop, welches er sich erst vor Kurzem leisten konnte. Er verdient zwar genug Geld in seinem Job, jedoch wird sein Vater misstrauisch, wenn eine zu große Summe auf einmal von seinem Konto verschwindet.

Und der Anschaffung eines Teleskops hätte sein Vater sicher niemals zugestimmt.

Direkt neben Kassiopeia verglüht innerhalb eines Wimpernschlags eine Sternschnuppe.
Jungkook kann das Stativ nicht schnell genug drehen, um mehr von ihr sehen zu können, als nur die letzte Erinnerung an ihren verblassenden Schweif.

Wenn man eine Sternschuppe sieht, dann darf man sich etwas wünschen.
Das sagt zumindest das Internet.
Dem darf Jungkook zwar nicht vorbehaltlos vertrauen, aber er kann keine versteckten Kosten hinter dieser alten Tradition entdecken. Und sicherlich wird er auch nicht sofort ein entgeltliches Abonnement mit dem Himmel abschließen.

Sternschnuppen und Wünsche sind kostenlos.

Nur das Jungkook beigebracht wurde, dass kostenlose Dinge keinen Wert besitzen.
Natürlich zählen deswegen auch seine Ansichten und Meinungen nichts.
Sie besitzen keinen Gegenwert. Zumindest keinen materiellen. Und gibt es überhaupt einen anderen?

Jungkook wünscht sich Gesellschaft.
Nicht die Art von Gesellschaft, die meint ihm sagen zu können, mit welchen Augen er die Welt zu sehen hat. Das kann ihm doch niemand vorschreiben. Er kann die Welt nur durch ein Paar Augen sehen. Durch seine eigenen.

Sondern die Art von Gesellschaft, die mit ihm die Sterne anguckt. Schweigend. Und währenddessen vielleicht seine Hand hält.

Das hat noch nie jemand getan.

Zumindest denkt Jungkook, dass ein geschäftiges Händeschütteln sicherlich nicht als Akt in dieser Kategorie zu werten ist.

Natürlich spricht er seinen Wunsch nicht laut aus.
Nicht mal den Sternen traut er genug über den Weg, als dass er daran glaubt, dass sie ihn dafür nicht auslachen würden.

Es gibt so viel bessere Wünsche. Wenn man schon an solch kindischen Konstrukten festhalten will.
Ein teures Auto zum Beispiel. Das ist immerhin ein solider Wunsch.

„Hey“, unterbricht eine dunkle Stimme die friedliche Umgebung.
Jungkook fährt erschrocken zusammen. Es ist nicht seine eigene gewesen.
Halluziniert er?

„Wer bist du? Was machst du hier?“, fragt ihn die Stimme sanft und dunkel. So wie die Umgebung.

Nur mit Mühe kann Jungkook eine Silhouette ausmachen, die nicht ganz drei Meter von ihm entfernt steht.
Warum hat er die Schritte nicht gehört, als die Person sich ihm genähert hat?
Das kann er sich nicht erklären.
Außer die Person ist vom Himmel gefallen. Aber vielleicht hätte er dann zumindest den Aufschlag hören müssen.

Ganz offensichtlich ist die Gestalt in den Schatten männlich, auch wenn Jungkook das Alter von seiner Position aus nicht abschätzen kann.
Es wundert ihn ein bisschen, dass er ihn überhaupt erkennen kann.

Aber irgendwie…
leuchtet der Junge.
Auf eine Weise die gleichzeitig so wirkt, als würde er verblassen.
Wie der Schweif einer Sternschnuppe.

„Ich bin Min Yoongi. Wie heißt du?“

Jungkook wusste bisher gar nicht, dass es einen Stern gibt, der Yoongi heißt.

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