shooting star

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shout out to everyone makin' my beats, you helpin' me preachThis music's the only thing keepin' the peace when i'm fallin' to pieces

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shout out to everyone
makin' my beats,
you helpin' me preach
This music's the only thing
keepin' the peace
when i'm fallin' to pieces

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Die Nacht ist mittlerweile weit vorangeschritten. Die Dämmerung wartet bereits hinter der nächsten Ecke auf sie.

Jungkook ist sich irgendwie bewusst darüber, dass Yoongi mit dem Sonnenaufgang verschwinden wird. Sternschnuppen sind tagsüber nicht zu sehen. Sie leben nur für einen kurzen Moment, weil es ihr letzter ist. Die eigentliche Geschichte des Sterns ist schon lange erzählt, wenn wir auf der Erde ihr finales Aufflackern miterleben.

Yoongi wurde mehr als ein letzter Moment geschenkt. Er darf langsam ausbrennen.

Energie kann nicht zerstört werden. Der erste Satz der Thermodynamik. Energie wird nur umgewandelt.
Und vielleicht ist Yoongi hier, weil er seine Energie in Jungkook umwandeln möchte. Vielleicht ist es notwendig. Vielleicht brauchen wir manchmal einen Anstoß von außen, weil wir selbst zu apathisch sind, um die Richtung zu wechseln. Ein träger Körper im Raum, nicht mehr.

Energie macht den Unterschied zwischen passiv und aktiv. Zwischen Bewegung und bewegt werden.
Jungkook wurde lang genug nur fremdbewegt.

Je heller die Umgebung um sie herum wird, desto schwächer glüht der Stern namens Yoongi. Sie nähern sich dem Ende. Anfänge gehen immer viel zu schnell vorbei.

„Es ist schön, weißt du", beginnt Yoongi zu sprechen. Die Stille zwischen ihnen wird schon von leisem, aufgeregtem Vogelgezwitscher begleitet. Sie begrüßen bereits den neuen Tag, während Jungkook sich noch auf den Abschied vorbereitet.
Er war schon immer schlecht darin, der Erste zu sein.
Ein tragischer Umstand, dem ihm sein Vater wohl nie gänzlich verziehen hat.

Yoongi deutet auf ihre Hände. Auf die Finger, die innig miteinander verschlungen sind.
„Es ist schon lange her, seit ich das letzte Mal eine Hand gehalten habe", erzählt er weiter.

„Ich habe noch nie eine Hand gehalten", muss Jungkook leise eingestehen. „Zumindest nicht auf diese Weise."

Sein Gegenüber grinst ihm aufmunternd zu. Er wirkt immer noch belustigt, scheint sich keine Gedanken darüber zu machen, dass er gerade verglüht. Dass er es beinahe geschafft hat.
„Dann wurde es langsam Zeit, oder nicht?", fragt er, aber es ist wieder rhetorisch gemeint.

Das Prinzip kennt Jungkook.
Es ist meistens so, dass keine Antwort von ihm erwartet wird.
Aber niemals zuvor fühlte sich das so unbeschwert an.

„Gefällt es dir?", erkundigt sich der Ältere. Diesmal ist eine Erwiderung nicht inkludiert, sondern wird von ihm erwartet.

Jungkook nickt.
„Es ist alles, was ich mir für heute Nacht gewünscht habe", gibt er zu und muss dabei an den Wunsch denken, den er sich nicht einmal traute laut auszusprechen, so lächerlich kam er ihm vor.
Mit Yoongi an seiner Seite fühlt er sich stärker. Stark genug, um die Worte dieses Mal laut zu sagen: „Ich wollte eine Hand halten."

„Dann bist du nicht sonderlich anspruchsvoll", neckt ihn Yoongi liebevoll. Er stupst ihn mit der Schulter an.
Jungkook lässt die Geste sprachlos zurück.
Wie reagiert man auf solche Berührungen?

Einen Handschlag. Den kennt er. Dann lächelt man vertrauensvoll und legt die andere Hand auf die Schulter seines Gegenübers, um ihn in die Büroräume hinter der Verkaufsfläche zu weisen. Schließlich werden dort die Kaufverträge unterschrieben.

Schläge.
Die kennt Jungkook auch. Am besten wehrt er sich nicht dagegen. Dann ist es am schnellsten wieder vorbei. So eine Ohrfeige tut auch nur ganz kurz weh. Ein Faustschlag hingegen schmerzt schon wesentlich länger. Vor allen Dingen, wenn er in die Magengegend platziert wurde. Aber das kann eigentlich dadurch verhindert werden, dass Jungkook sich nicht wehrt. Außer sein Vater ist sehr schlecht drauf, dann schlägt er natürlich trotzdem zu. Aber das passiert zum Glück nur selten.

Freundschaftliche, spielerische, flirtende Gesten voller Zuneigung? Die kennt Jungkook nicht.
Und wir lernen wohl erst damit umzugehen, wenn wir ihnen öfter begegnen.
Hier muss Jungkook selbst einräumen, dass er noch einen weiten Weg zu gehen hat.

„Ich hoffe, du bemerkst daran" und Yoongi drückt seine Hand plakativ noch ein wenig fester, „dass es nie zu spät dafür ist, Dinge zum ersten Mal zu machen."
Er stört sich nicht daran, dass Jungkook ihm nicht antwortet.
Er weiß, dass der Jüngere es tun würde, wenn er wüsste, wie.

Je heller es wird, desto mehr gewinnt Yoongi an Kontur. Das dunkelschwache Schimmern verschwindet und lässt ihn damit viel plastischer erscheinen.
Fast so, als wäre er tatsächlich ein normaler Mensch und kein verglühender Stern.
Oder lediglich eine Halluzination von Jungkook.
Aus der Einsamkeit geboren.
Oder der letzte Funke einer inneren Rebellion, die sich schon immer standhaft dagegen wehrte, das oktroyierte Leben widerstandslos zu akzeptieren.

„Wer bist du?", fragte Jungkook und es erscheint ihm dringend, beinah existentiell.
Ihnen läuft die Zeit davon.
Obwohl sie es doch war, die ihnen überhaupt erst einen letzten Moment schenkte, der zwischen ihnen zu tausenden zersplitterte.

„Min Yoongi", wiederholt der Stern, der ohne sein Glühen wirklich nur noch wie ein normaler Mensch aussieht.
„Das hab ich dir doch ganz am Anfang schon gesagt."

„Ja aber..." und Jungkook muss sich sammeln. Die folgende Frage klingt sogar in seinen eigenen Ohren so abstrakt, dass er die Ohrfeige seines Vaters schon auf seiner Wange brennen fühlen kann.

„Aber...", setzt er erneut an. Jetzt oder nie. Die Sonne hat den letzten Schritt über den Horizont schon fast überschritten.

„Bist du ich?", fragt Jungkook letztendlich.

Yoongi grinst jetzt breiter. Sein Mund verzieht sich dabei zu einem hinreißenden Viereck, dass seine schmalen Zähne entblößt.

Jungkook weiß nicht, wie sich fallen anfühlt, weil er nie zuvor geflogen ist. Aber das muss es sein, oder?
Das schwere Gefühl in seinem Magen. Sein Herz kopfüber im Looping einer Achterbahn stehengeblieben. Vielleicht ist es auch der Aufprall auf den Boden. Wenn du nicht mehr weißt, was du eigentlich sagen wolltest, weil dein Kopf so stark vernebelt ist, als wärst du gerade im vollen Lauf gegen eine Wand geprallt.

So fühlt sich Yoongis Lächeln an.
Schön und schmerzhaft, weil der Moment, in dem es erblüht, auch der einzige ist, in dem Jungkook es jemals sehen wird. Und es ist tragisch, dass er sich sofort darin verliebt.
Aber es ist auch tragisch, dass es das erste Mal ist, dass er sich überhaupt in etwas verliebt. Bis auf die Sterne. Und vielleicht ist Yoongi ja sogar ein Teil davon.

„Wenn ich das wäre", entgegnet der Ältere geheimnisvoll, „könnte ich dann das hier tun?"

In einer fließenden Bewegung beugt er sich zu Jungkook hinab und presst ihm seine Lippen auf den Mund.
Jungkook kann das amüsierte Grinsen jetzt nicht mehr nur sehen. Er kann es auch schmecken. Unweigerlich schließen sich seine Augen, denn seine visuelle Wahrnehmung wird absolut von seinen Empfindungen überrannt und damit nichtig gemacht.

Wir müssen den richtigen Weg nicht immer sehen.
Manchmal reicht es auch, wenn wir ihn fühlen.

Es ist Jungkooks erster Kuss.
Und er schmeckt weich und warm und es schmeckt nach mehr.
Deswegen schnappt er hungrig nach Yoongis Lippen. Es prickelt in seiner Mundhöhle, auf seiner Zunge, auf seinem Körper.

Da sind jetzt nicht mehr nur Sterne am Himmel. Jetzt sind sie auch in Jungkook. Und sie fühlen sich besser an, als jeder Autoverkauf es jemals tun könnte. Nicht einmal im fünf Milliarden Jahren.
Denn so lange ungefähr wird Yoongi wohl bereits gelebt haben, bis er sich dazu entschloss, dass Jungkook es wert war, für ihn zu verglühen.

Das Gefühl auf seinen Lippen verschwindet. Aber die Sterne in ihm bleiben.

Als Jungkook die Augen wieder öffnet, muss er bemerken, dass der Junge vor ihm auch verschwunden ist. Der letzte Moment ist nun vorbei.

Min Yoongi ist verglüht. 

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