falling stars

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losin' your patienceand, boy, i don't blame youthe earth's in rotation,you're waitin' for me

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losin' your patience
and, boy,
i don't blame you
the earth's in rotation,
you're waitin' for me

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Jungkook versucht hektisch auf die Beine zu kommen.
Er verbeugt sich tief vor dem Fremden. Das wurde ihm so beigebracht.

Weil er das Alter nicht erkennen kann, besteht die Möglichkeit, dass sein Gegenüber älter als er selbst sein könnte.
In keinen Umständen möchte er unhöflich erscheinen.
Höflichkeit in allen Lebenssituationen öffnet dir schließlich Tür und Tor. Wer weiß, ob du nicht vielleicht gerade dem nächsten Autokäufer gegenüberstehst.

Das wurde Jungkook direkt zu Beginn an seiner Arbeitsstelle als oberstes Gebot weißgemacht.

„Ich bin Jeon Jungkook", sagt er mit seiner lauten und selbstsicheren Verkäuferstimme.
Sie ist so falsch.
Sie passt nicht in diese echte Umgebung.

„Und wer bist du, wenn niemand hinsieht?", entgegnet die Person namens Min Yoongi und nähert sich weiter. Seine Schritte sind immer noch absolut geräuschlos.
Vielleicht fällt er. Wie eine Sternschnuppe vom Himmel.
Er hat den Boden noch nicht berührt.
Deswegen flimmert er auch nur so schwach dunkel. Er leuchtet nicht. Er verglüht.

„Jeon Jungkook", wiederholt er noch einmal, diesmal schwankt auch Unsicherheit in seiner Stimmfarbe.
Solche Fragen werden ihm an der Arbeit nicht gestellt.
Selbstverständlich nicht von den Kunden. Die interessieren sich nur für Motorleistungen, technische Ausstattungen und den Kaufpreis.
Aber auch nicht von den Kollegen oder früheren Kommilitonen oder Mitschülern. Die interessieren sich nur für den Konkurrenzkampf.
Und erst recht nicht von seinem Vater. Der interessiert sich nur für Fortschritte.

Und sonst gab es nie jemanden, der Jungkook überhaupt hätte etwas fragen können.

„Nun gut, Jeon Jungkook. Darf ich mich zu dir setzen?"

Jungkook nickt.
Für einen kurzen Moment überlegt er, ob er Angst davor haben sollte, dass ihn der Fremde ausraubt. Sein Vater hat ihm ein gesundes Misstrauen eingeprügelt.

Mit der flachen Hand.
Nur selten mit der Faust.
Und vielleicht war auch rein gar nichts gesund daran.

Aber er hat heute ohnehin nichts dabei, was sich zu stehlen lohnen würde. Sein Handy, okay. Aber er besitzt nicht einmal ein aktuelles Modell. Es schreibt ihm sowieso kaum jemand.
Sein wertvollster Gegenstand ist mit Abstand das Teleskop. Aber dafür interessieren sich die meisten Menschen nicht. Außerdem ist es unhandlich. Und Jungkook ist kräftig. Er trainiert viel, denn das ist gut für seine Gesundheit und steigert seine Attraktivität.

Ein durchtrainierter Körper erhöht seinen Marktwert. Damit hat er bessere Chancen die Ehefrau zu finden, die nur sein Vater für ihn haben will.

Für sein Teleskop würde Jeon Jungkook kämpfen.
Seltsam.
Für sich selbst hatte er das noch nie getan.

Min Yoongi wartet, bis sich Jungkook als erstes wieder auf seinen vorherigen Platz niedergelassen hat. Dann setzt er sich neben ihn.
Missachtet dabei jegliche Regularien bezüglich eines angemessenen Mindestabstands. Sogar ihre Oberschenkel berühren sich.

Jungkook wird warm an der Stelle, an der sich ihre Körper berühren.
Yoongis Körper verglüht wirklich. Er ist so heiß.

Oder vielleicht kommt dir das auch nur so vor, wenn dir dein ganzes Leben lang kalt war.

Es wird still zwischen ihnen.
Einen Anfang zu finden ist immer am aller schwersten.
Die Mitte ist leichter und das Ende am leichtesten. Es wird doch ohnehin determiniert davon, was zuvor geschehen ist. Das Ende wird immer gleichzeitig mitgeschrieben.
Ein Anfang hingegen ist wirklich schwer.
Da stehen dir alle Chancen offen.
Aber das bedeutet nun mal auch, dass du es falsch machen kannst.

Und dann sind da plötzlich gar keine Chancen mehr.

„Wo kommst du her?", fragt Jungkook schließlich, weil es ihn aufrichtig interessiert.
Der Mann neben ihm beachtet ihn kaum noch. Er blickt lediglich sehnsüchtig hinauf in den Himmel und beobachtet die Sterne. Sein Blick wandert vom Adler über den Kompass und bleibt schließlich ebenfalls an der Kassiopeia stehen. Vermutlich erkennt er die Konstellationen gar nicht.
Sieht nur die einzelnen, glitzernden Punkte.
Aber vielleicht sieht er auch einen Teil von sich, den er schon immer vermisst hat.

„Nirgendwo", antwortet Yoongi schließlich.

„Nirgendwo?", wiederholt Jungkook verwirrt. Wie kann das sein? „Aber jeder kommt doch irgendwo her."

„Ich nicht", sagt der Fremde. „Und selbst wenn? Was würde es über mich aussagen? Willst du mich nicht lieber etwas fragen, das etwas bedeutet?"

Etwas bedeutet.
Sollte er nach seinem Kontostand fragen? Dem Schulabschluss?
Seinen Verkaufszahlen im letzten Quartal?
Darüber spricht er zumindest mit seinem Vater, wenn sie über etwas bedeutungsvolles reden.
Irgendwie glaubt Jungkook nicht daran, dass der glühende Körper neben ihm dasselbe meint.

„Was ist denn etwas von Bedeutung?", erkundigt er sich daher sicherheitshalber.

Yoongis Gesichtsausdruck zeigt keine Regung. Er blickt weiterhin starr in den Himmel hinauf und scheint eigentlich gar nicht anwesend zu sein. Vielleicht ist das so, wenn man verglüht. Der eine Teil von dir ist noch in dieser Welt, während der andere schon weitergezogen ist.
Vielleicht fühlt sich Jungkook deswegen häufig so fehl am Platz.
Vielleicht verglüht er auch.

„Frag mich zum Beispiel, wo ich hin möchte", schlägt Yoongi vor.

Wie seltsam.
Wie kann man dann irgendwo hin wollen, wenn man noch nicht mal weiß, wo man denn eigentlich herkommt?

„Okay", kommt ihm Jungkook trotzdem entgegen. „Dann eben so. Min Yoongi, wo möchtest du hin?"

„Nach Hause", ist die sofortige Antwort.

„Oh. Hast du dich verlaufen?"

Jungkooks naive Reaktion entlockt sogar dem reservierten Mann neben ihm ein leises Kichern.

„Ja, das habe ich", bejaht er trotzdem. „Aber schon vor langer, langer Zeit."

Jungkook sieht ihn mit großen Augen an.
Sie können sich in der Dunkelheit der Umgebung nur deswegen schemenhaft erkennen, weil Yoongi immer noch schwachdunkel leuchtet.

„Weißt du etwa noch nicht", setzt sein Gesprächspartner anstandslos fort, „dass du dich auch verlaufen hast, Jeon Jungkook?"

Jungkook schüttelt den Kopf.
Er hat sich nicht verlaufen. Er hat doch die Karte benutzt. Er ist gerade an genau dem Punkt, an dem er sein möchte.

Yoongis amüsiertes Grinsen bröckelt von seinem Gesicht wie eine eingetrocknete Maske. Seine Augen flimmern bereits ganz traurig.
„Natürlich hast du das", erklärt er. „Und ich glaube, dass das der Grund dafür ist, dass wir uns heute Nacht gefunden haben." 

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