Kapitel 1

755 85 43
                                    

Taehyung

Noch immer schläfrig kämpfe ich mich aus meinem Bett. Es sind Ferien, also muss ich mir keine Sorgen machen, dass ich den Wecker möglicherweise überhört habe. Etwas, was leider viel zu häufig passiert.
Erst strecke ich mich, um gegen meinen noch leicht verspannten Rücken anzukämpfen.
Das Entrümpeln des Dachbodens meines Großvaters liegt nun zwei Tage in der Vergangenheit. Die Sachen, die ich an diesem Tag in die Finger bekommen habe, befinden sich noch in der Kiste, welche mich bei meinem Sturz begleitet hat. Steht sie nun allerdings in meinem Schlafzimmer.

Diesen Brief, der an meine Großmutter adressiert gewesen ist, habe ich an mich genommen, wie auch den silbernen Handspiegel.

Ich weiß nicht wirklich warum, aber es lässt mich nicht in Frieden. Seit dem dieser Spiegel wortwörtlich in meine Obhut gefallen ist, ich den eingravierten Namen gelesen habe, haben sich Fragen über Fragen in meinem Kopf aufgetürmt. Meine Eltern, vor allem meine Mutter, sind viel beschäftigt, also habe ich noch keine wirkliche Möglichkeit gefunden, sie darüber auszufragen. Da mein Vater ein eher kühles Verhältnis zu seinen Schwiegereltern gepflegt hat, kann ich von ihm keine hilfreichen Informationen erwarten, als von meiner Mutter, die noch immer nicht von ihrem Arbeitstrip zurück ist.

Seufzend schlüpfe ich in meine Hausschuhe, die neben meinem Bett auf mich warten.
Mein Shirt hängt etwas schräg auf halb acht, da ich wohl wieder einen intensiven Traum gehabt haben muss. Meiner zerzausten Frisur nach, muss meine Vermutung sehr wohl stimmen. Langsam gehe ich die Treppen hinunter und komme am Wohnzimmer vorbei, wo bereits der Fernseher mit höchster Lautstärke läuft. Unter mehr als zwei Decken liegt meine Schwester, das Smartphone dicht vor die Nase haltend und pausenlos darauf tippend, verbringt sie ihren Freitagmorgen.
Ich wuschele ihr durch das dunkle Haar, woraufhin sie erbost nach meiner Hand schlägt.

„Lass das! Sonst...", keift sich, doch verstummt augenblicklich, als sie mich zu Gesicht bekommt. „Ich brauch' dir ja gar nicht die Frisur zu zerzausen? Hast du die Nacht mit jemandem verbracht, oder warum siehst du so abgewrackt aus?"
Ich runzele die Stirn und schaue sie bloß verwirrt an.
„Ich habe wahrscheinlich komisch geträumt, doch ich kann mich nicht wirklich erinnern", antworte ich ihr gähnend und beuge mich über die Lehne der Couch, um herauszufinden, was sie im Fernseher schaut. „Aha...", spricht sie, ohne vom Display ihres Handys aufzuschauen. „Frühstück steht noch auf dem Tisch. Milch ist im Kühlschrank."
Sie greift nach oben, kneift mir die Wange und verzieht die Lippen in ein schelmisches Grinsen. Ich bin aber einfach noch viel zu müde, um mich gegen sie zu wehren.

Aus der Küche kommen Geräusche, als würde jemand versuchen mit Kopftöpfen zu jonglieren. Verwundert betrete ich den Raum und finde meinen Vater vor wie er versucht, den Schrank der Töpfe und Schüsseln, zu sortieren. Als er mich bemerkt, schnellt er zügig mit dem Kopf in meine Richtung, stößt er sich dabei aber die Nase etwas an. „Guten Morgen, Tae. Autsch! Verdammt. Na, gut geschlafen?", erkundigt er sich, während er an seine sich rot färbende Nase fasst.
Meine Antwort ist nur ein zaghaftes Nicken. Anschließend setze ich mich an den Essenstisch.
Da nicht wirklich viel vom Essen übrig geblieben ist, muss ich mich mit alten Cornflakes und einem Kakao zufriedengeben.
Ungefragt stellt mein Vater den Beutel Milch aus dem Kühlschrank vor meiner leeren Schüssel ab und schenkt mir ein vielsagendes Lächeln. ,,Danke dir", antworte ich und beginne - vor lauter Gähnen erkenne ich kaum meine Umgebung - das Frühstück vorzubereiten.

„Denkt daran, dass einer von euch Beiden heute kochen muss. Ich komme heute später nach Hause, als üblich. Brennt bitte nichts ab!"
Mein Vater klopft mir leicht auf die Schulter, als er von seiner anstehenden Schicht spricht.
„Was? Nein! Dann ist Tae dieses Mal an der Reihe. Muss das wirklich sein? Och, Papa!", klagt meine Schwester und ich verrolle bloß die Augen.
Sie weiß ich kann nicht gut kochen, doch mir ist ebenfalls bewusst, sie ist noch miserabler. Das wird was werden...

I AM | TaekookWhere stories live. Discover now