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-Lucy-

Verwundert schaut mich meine Psychiaterin an.

„Wirklich? Na wenn du es willst, dann können wir ihn gerne dazu holen.", meint sie dann.

Froh darüber, dass sie einverstanden ist lächle ich und so geht sie zur Tür und bittet Julien ins Zimmer. Wenige Sekunden später erscheint der Schwarzhaarige auch schon und stellt sich zu mir. Nervös sehe ich zu ihm hoch und er schenkt mir eines dieser Lächeln, die ich so gerne mag, und schon fühlt sich alles besser an.

„Also.", fängt Sabine zu sprechen an. „Lucy wollte mir eben von einem sehr schwierigen Thema erzählen und wollte dich gerne dabei haben."

„Oh, echt?", Ju sieht überrascht aus. „Du meinst das, warum du...?"

Ich nicke und atme zittrig aus, da mir etwas Aufregung natürlich nicht erspart wird.

„Lass dir ruhig Zeit.", ergreift Sabine wieder das Wort, weshalb ich zu ihr gucke.

„Ja, ich uhm...", ich halte inne. „Ich muss mich nur kurz sammeln."

„Absolut kein Problem.", aufmunternd lächelt die Blonde und ich spüre wie mich Julien leicht an meiner Schulter berührt.

Vorsichtig streichelt er mich und ich schließe mit einem leichten Lächeln meine Augen, räuspere mich, öffne sie wieder und fange letzten Endes zu erzählen an.

„Das...Das Ganze ist auf der Party passiert, die am Freitag stattfand als wir unsere Noten bekommen haben. Ich...ich war dort mit Freunden und wir...", ich schlucke. „...wir haben was genommen."

Meinen Blick wende ich nun auf eine Pflanze im Hintergrund, da ich gerade nicht dazu fähig bin Blickkontakt zu halten. Ich könnte die enttäuschten, überraschten oder schockierten Gesichter nicht ertragen.

„Mir ging es dann wirklich gut.", fahre ich fort. „Wir haben getanzt, bis uns zu warm war und sind was trinken gegangen, ehe wir rausgegangen sind, also nur Amelie und ich. Da...da waren wir dann eine Weile, bis sie meinte, dass sie aufs Klo muss und gleich wieder da ist. I-Ich bin nicht mitgegangen, obwohl sie es mir angeboten hab und plötzlich...plötzlich war Adrian da."

„Adrian?", frägt Sabine, da ich seinen Namen bisher noch nicht verwendet habe.

Bei Julien hatte ich ihn ebenfalls noch nie genannt.

„Er...er ist ein Kumpel von Chris und er war auch derjenige, der mich bei der letzten Feier schon fast vergewaltigt hat und mich, als ich mit Amelie nach dem Arbeiten bei ihren Freunden war, angemacht und belästigt hat."

Sofort spüre ich, wie sich die Hand meines Freundes an meiner Schulter verkrampft. Er weiß nun, dass ich ihm etwas verschwiegen habe und wohl auch wie diese Geschichte ausgehen wird.

Schnell ergreife ich wieder das Wort, bevor ich zu feige werde, um weiterzumachen: „Also...er hat mich dann wieder angemacht und...und dann wurde mein Trip richtig schlimm. Mir ist alles zu viel geworden und ich...ich wollte nur noch weg von ihm und bin ins Haus geflüchtet. Dort habe ich ihn erst mal abgeschüttelt und irgendwann an einer Wand Halt gemacht, da ich mich wirklich unwohl und schlecht gefühlt habe."

Wieder pausiere ich, denn jetzt kommt gleich der schlimmste Teil und ich muss wieder etwas Kraft tanken.

„Alles gut, rede einfach weiter, wenn du es wieder kannst.", sagt Sabine nach einer Weile, als sie bemerkt wie sehr ich struggle.

Nickend atme ich mehrmals tief ein und aus, dann zwinge ich mich dazu fortzufahren.

„Schließlich bin ich wieder weitergegangen, um nach Leuten zu suchen, die ich kenne, und dann...dann hat mich plötzlich jemand in ein Büro gezerrt und abgeschlossen. Adrian...er hat mich gefunden. Natürlich habe ich gleich nach einem Ausweg gesucht, aber...es...", mir kommen nun die Tränen. „E-Es war zwecklos. Ich k-konnte nur noch ein Video auf meinem Handy starten, d-dann hat er mich gepackt und aufs Gästebett gezerrt."

Feelings | Julien BamWhere stories live. Discover now