Kapitel 19

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Wie von der Tarantel gebissen fuhr Reich hoch und sah zu seinem Nachbarn. "Bist du wahnsinnig?! Du kannst doch hier nicht bei 200km/h deinen Gurt lösen um dir damit ein Bier zu öffnen!" rief Reich aufgebracht und krallte sich in den Sitz. "Jetzt mecker nicht rum und gib mir ein scheiß Taschentuch! Der dumme Schaum läuft mir in den Ärmel!" Wütend packte Reich die Flasche und hob schon den Arm an, damit er das Objekt im hohen Bogen aus dem Fenster werfen könnte, doch versucht Finnland mit aller Kraft danach zu greifen. Schwungvoll warf er sich mit dem ganzen Körper nach Rechts - nun - das Lenkrad hatte er jedoch nicht losgelassen. Genauso schnell wie Finnland nach rechts fiel, wendeten sich die Reifen in die selbe Richtung und trugen das Fahrzeug blitzschnell in die Leitplanke.
Es ging so schrecklich schnell.
Reich konnte nur noch die Augen schließen, bevor sein Körper das für ihn übernahm. All das Gewicht und die Ängste der letzten Tage waren wie weggefegt. Alles war plötzlich so schön und leicht. Bunte Farben tanzten vor Reichs Augen umher.
Blau
Grün
Rot
Gelb
Sie alle waren da.
Blau
Grün
Rot
Gelb
Reich fühlte sich so unbeschwert und wollte am liebsten für ewig hier bleiben. War er tot? War dies das Leben nach dem Tod? Wenn ja, dann hätte er schon viel früher an einen Suizid denken sollen.
Die Farben zogen wieder Reichs Aufmerksamkeit auf sich.
Schwarz
Rot
Gelb
Reich stockte der Atem
Schwarz
Rot
Gelb
Deutschland! West- und Ostdeutschland! Wegen ihnen wollte er kämpfen und zurück kommen!
Ein Blitz durchfuhr seinen Körper und schien seine Gliedmaßen mit Blut und Kraft zu füllen. Die Farben verschwanden.
Stattdessen stach ihm nur ein grelles Licht in die Augen. "Pupillen isokor!" Rief eine Stimme. Sie war so laut und zerriss ihm förmlich die Trommelfelle. Was war nochmals passiert? Reich schloss die Augen wieder. Seine Augenlider waren so scheußlich schwer. Sein Körper war so eisig kalt. Er hätte sich jeden Moment übergeben können, da ihm so schlecht war. Seine Glieder bebten und Tränen stachen in seinen Augen. War er unter einem Schock? (So wars bei mir jedenfalls)
Der schwarze Schleier kam zurück, das Gewicht auf seinen Schultern verschwand wieder und langsam fühlte er sich wieder schwerelos und leicht. Die Farben kamen wieder. Zufrieden griff er danach. Natürlich konnte er sie nicht fassen, aber das Bedürfnis danach war riesig. Entrüstet sah er auf seine Hände. Keine Farbe. Nur rot. Lächelnd schloss er die Augen und ließ sich treiben. Die angenehme wärme der Frühlingssonne ruhte auf seiner Haut, die Vögel trällerten frohlockend ihre Lieder und die ersten Blumen streckten stolz ihre Pracht dem Himmel empor. Reich hatte sich Hals über Kopf in diese Idylle verliebt. Ein wunderbarer Frühlingstag. Dieses Bild könnte aus einem Kinderbuch stammen.

Am liebsten wollte er sich gerade in das frische Gras unter seinen Füßen werfen, als etwas an seiner Hand zupfte. Vorsichtigst senkte er den Blick. Wieso trug er nur ein Blatt? Das tut jetzt nichts zur Sache! Es zupfte erneut. Niemand war da. Vielleicht nur ein Insekt. Ungestört ließ sich der Deutsche in das Gras nieder.

"Papa!"

Eilig schreckte er auf und sah sich nach der Stimme um.

"Papa! Guck mal!"

Die Stimme kam auf jeden Fall von einem kleinem Jungen. Hektisch sprang Reich auf und rannte die kleine Anhöhe, auf der er war hinauf. Sofort stach sein Elternhaus ihm ins Gesicht. Zwei Gestalten waren dort. Eine der Beiden saß auf der Bank vor der kleinen Hütte und sah gerade von der Zeitung auf, während die zweite freudig mit einem Blumenkranz angerannt.

"Der ist ja schön geworden, kleiner" lobte die Person auf der Bank die Zweite. Vorsichtigst lugte Reich hinter dem Gras hervor. Die beiden kamen ihm so bekannt vor.

"Hat dein Bruder dir wohl gezeigt wie das funktioniert?" schmunzelnd platzierte das ältere Land den Kranz auf dem Kopf des Jüngeren, welches stolz nickte und über beide Ohren grinste. Ein drittes Land kam angerannt. Reich traf es wie ein Blitz. Weimar! Der kleine Junge mit dem Blumenkranz war er selbst! Das dritte Reich! Und der Älteste war ihr Vater, das Kaiserreich! War er etwa doch tot? Nein! Er durfte doch nicht sterben, oder? Niemals! Panik erfüllt wollte er sich gerade aus dem Staub machen, als sich neben ihm eine Axt in den Boden vergrub. Reich konnte seine vor Angst geweiteten Augen in dem Eisen des Beils. "Burschi schleich de ham, sunst bist du da' nächste Bam'" (Junge, geh nach Hause sonst bist du der nächste Baum. (ps. Wer mir sagt woher das kommt, bekommt einen Kugelschreiber von mirC:) )
Nein, Nein. Reich musste nicht mal nachsehen wer das war. Der Akzent und die Stimme waren einfach unverwechselbar. Es war Österreich, ihr Hilfsarbeiter. Er zog keine leeren Versprechen. In einem Husch sprang er auf und rannte los. Natürlich wusste er noch alle Wege auswendig und somit wählte er den schnellsten um auf eine der Bergwiesen tief im Wald zu gelangen.

An alles hatte er gedacht, außer dass er nun nicht mehr so klein und flink war wie damals. Was das Problem dahinter war? Die alte Eiche kurz vor der Lichtung.

Mit einem dumpfen Stoß knallte Reich gegen einen der gewaltigen Äste und fiel zu Boden. Sein Kopf drohte zu explodieren dank dem unendlich lautem Pfeifen, welches darin ertönte und alles um ihn herum so still und leise erscheinen ließ. Seine Glieder fühlten sich erneut so schwer und taub an. Mit starre Augen fixierte er den Himmel. Die Vögel tanzten und sangen ihr Lied. Es begann noch viel lauter zu pfeifen. Panisch presste Reich die Hände auf die Ohren. Singen und Tanzen. Das Pfeifen wurde lauter. Singen und Tanzen! Gerade wollte Reich am liebsten schreien, als eine Stimme das Pfeifen durchschlug.

"Oreidiche Sau!" (Widerliches Schwein)

Das Beil plauzte ihm Rücklinks zwischen die Augen.
So hatte er auch Blondi den Garaus gemacht.

Hektisch schreckte Reich hoch und starrte geradewegs an eine sterile, weiße Wand. Das Herz schlug ihm gegen die Rippen und sein gesamter Körper war gespannt wie eine Feder.

"Reich! Komm runter!" jemand drückte ihn nach unten. Sowjet?

Geschrieben von Caro

War instead of Love // UdSSR X Drittes Reich // Countryhumans FFWhere stories live. Discover now