- Innerer Krieg -

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Der innere Krieg war der schlimmste Krieg. Er frass sich tief in das Fleisch und verankerte sich im Herzen. Er brannte in der Kehle und verrauchte die Lunge.

Er hasste dieses Gefühl. Das Gefühl der inneren Unruhe. Er hasste es.

Manchmal hasste er auch sein Schicksal. Er hasste die Prophezeihung, die ihm nichts als Dunkelheit versprach. Sie sagte nichts Gutes bevor. Sie zeigte ihm immer wieder sein Abgrund und sagte klar und deutlich, dass er diesem Schicksal nicht entkommen konnte. Er war gefangen in einer Geschichte, die er nicht ändern konnte.

Ein Grund mehr, um seinen Grossvater zu hassen. Dabei liebte ihn doch zu gleich. Er liebte seine Zuneigung und die Liebe, die er ihm geschenkt hatte. Doch er hasste den Fluch, den er ihm ins Blut gelegt hatte. Ein Fluch, den er niemals wieder los werden konnte.

Während dieser ganze Hass in ihm kreiste, blickte er sie an. Das Mädchen, das sich so sehr verändert hatte. Sie war nicht mehr schüchtern und weinerlich. Sie hatte den ganzen Schmerz, den er ihr verursacht hatte, in sich hineingefressen. Sie hatte ihm Stand gehalten und gegen ihn gekämpft. Es war etwas, was sie in seinen Augen wachsen liess.

Sie war schöner geworden. Optischt hatte sie sich nicht verändert, doch sie strahlte etwas aus, das ihn faszinierte. Etwas, was er schon davor vermutet hatte, sie jedoch tief in sich verborgen gehalten hatte. Und jetzt strahlte sie es aus. Es leuchtete heller als die Sterne.

Es war eine schreckliche Faszination, die von ihm Besitz genommen hatte. Er wehrte sich dagegen, doch sie drang immer weiter durch. Einerseits wollte er sie gewehren lassen, andererseits war da sein Blut. Es sträubte sich und verbrannte sich daran. Es weinte und schrie.

Schon bald war es so weit, dass er sich entscheiden musste. Schon bald würde er seinem Schicksal ins Auge blicken müssen. Schon bald musste er einen Entschluss treffen.

Seidenfaden - ein Reich aus Asche und BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt