Ein Wiedersehen mit alten Bekannten

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„Ich würde mich nur gerne selber davon überzeugen, ob es die Richtige Entscheidung von ihm gewesen ist...“

Nach diesem Satz meinerseits ist eine bedrückende Stille eingekehrt, während wir unseren Weg in Richtung des Fangorns fortsetzen. Brego tänzelt hin und wieder unruhig unter mir, doch das ist lediglich meine Furcht, die sich auf ihn überträgt.

„Ruhig, mein Großer...,“ sage ich mehrmals sanft und streiche dabei über sein warmes Fell, doch er schnaubt nur unzufrieden und bleibt stur stehen.

„Du willst dort auch nicht hin, nicht wahr? Die Orks wiederzusehen, die ihn umgebracht haben?“ Bei diesen Worten entsteht ein Kloß in meinem Hals, den ich jedoch runterschlucke und mit Tränen in den Augen in die Dämmerung blicke. „Doch sie sind tot, mein Großer... Alle die ihm einst schaden wollten schmoren nun in der Hölle... Sie können keinem von uns mehr Schaden zufügen, glaube mir...“ Mittlerweile bin ich von Bregos Rücken geglitten und streiche ihm sanft über seine Nüstern, während er aufmunternd in mein Gesicht schnaubt, sodass meine Haare völlig wirr auf meinem Kopf liegen.

„Was ist los?“ hörte ich plötzlich die brummende Stimme des Zwerges und drehe mich schreckhaft zu den dreien um, welche mit alle fragend ansehen.

„N... Nichts...,“ winke ich ab und möchte mich grade wieder auf Bregos Rücken schwingen, als die Stimme des Elben mich aufhält.

„Ihr sagtet etwas von einem Toten. Doch Boromir könnt Ihr nicht meinen, da der Hengst ihn mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gekannt hat... Von wem habt Ihr gesprochen?“

Seufzend zog ich meinen Fuß aus dem Steigbügel und führte Brego derweil an den Zügeln weiter.

„Wollen wir nicht ein Lager aufschlagen? Ihr seht alle ziemlich erschöpft aus, und die Leichen der Orks werden sich kaum von dort fortbewegen,“ ignoriere ich die Frage des Elben vorerst, doch mein Unterton sollte ihnen eigentlich verraten, dass ich es ihnen noch erzählen werde.

Skeptisch blicken der Zwerg und der Elb zu dem Menschen, welcher anscheinend ihr Anführer ist und als dieser Nickt, steht die Entscheidung fest und die drei sitzen von Arod und Hasufel ab.

Sofort kommt mein Hengst auf mich zugetrabt und schmiegt sich an mich, weshalb ich mir ein leises Auflachen nicht verkneifen kann.

„Du kannst mich doch kaum vermisst haben, Großer!“ grinse ich und blicke zu seinem derzeitigen Reiter hinüber. „Und Er hat dich sicherlich nicht schlecht behandelt!“

Verneinend schüttelt Hasufel seinen Kopf, sodass seine Mähne nur so umher weht und mit einem Wiehern galoppieren er und Arod davon. Brego bleibt immer noch auf der Stelle stehen und auch mit Aufforderung der beiden anderen Pferde blickt er weiterhin starr in meine Richtung und regt sich kein Bisschen.

„Er scheint eine tiefe Verbindung zu Euch zu haben, Herrin,“ stellte der Mensch fest und seufzend nickte ich.

„Ja...,“ hauche ich und lasse mich auf den Boden fallen, sodass ich im Schneidersitz auf meinem Mantel hocke. „Wir beide haben die wohl wichtigste Person in unserem Leben am selben Tag verloren und mussten es auch noch mit ansehen.“

„War es die selbe Person?“ wollte der Zwerg wissen und wortlos nickte ich.

Schweigen trat ein und Brego ließ sich hinter mir ins Gras fallen, sodass ich mich an ihn anlehnen konnte.

„Ihr vermisst ihn sehr, nicht wahr?“ fragte der Elb. Mit dieser Frage riss er mich aus meinen Gedanken und ich brauchte einen Moment, bis ich verstand.

„Ja,“ murmelte ich und zog meine Knie an die Brust an.

„Wie war sein Name?“

Betrübt sah ich dem Menschen in die Augen und monoton gab ich ihm zur Antwort: „Théodred.“

„König Théodens Sohn?“ schaltete sich nun der Elb erschrocken ein und wieder bekam er nur ein bejahendes Nicken meinerseits.

„Das tut mir leid...“

„Es braucht Euch nicht leid zu tun... Ihr hattet schließlich mit Sarumans Verrat nichts zu tun,“ grummelte ich. „Doch Ihr solltet Euch nun schlafen legen... Bis zum Fangorn ist es nicht mehr weit, doch wer weiß, wo Euch das Schicksal noch hinführen wird.“

Den dreien schien dieser Gedanke einzuleuchten und bereits nach kurzer Zeit lagen der Mensch und der Zwerg in einem tiefen Schlaf, doch der Elb schien keine Ruhe zu finden.

„Was bedrückt euch, Herr?“ wollte ich wissen und sah in seine Augen, in welchen sich das kleine Lagerfeuer, welches der Zwerg errichtet hatte, spiegelte.

„Die Dunkelheit, die über diesen Landen liegt,“ gab er zur Antwort und sah in den Sternenhimmel.

„Habt Ihr ihn bestattet?“ Völlig ohne Zusammenhang stelle ich ihm diese Frage, weswegen er zuerst etwas verwirrt scheint, doch er fasst sich schnell und blickt fest in meine Augen.

„Wir legten ihn in ein Boot nieder und ließen ihm auf dem Anduin zurück in seine Heimat fahren.“

„Das war also sein letzter Weg... Zurück in unsere Heimat... Danke...“

„Danke wofür?“ hakte der Elbe nach und ein sanftes Lächeln huschte über meine Lippen.

„Dafür, dass Ihr meinem Vater seinen einzigen Sohn wiedergegeben habt...,“ war daraufhin meine Erklärung, doch der Blonde sah mich nur perplex an.

„A... Aber Boromir erzählte öfters von seinem Bruder...?! Faramir, nicht wahr?“

„Das ist wahr, wir haben einen Bruder, dennoch war Boromir immer der einzige Sohn meines Vaters.“ Mit diesen Worten war die Geschichte meiner Familie für mich geklärt, doch der Elbe schien neugierig.

„Darf ich fragen, weshalb Ihr eigentlich in Rohan lebt und Éomer als Euren Bruder bezeichnet, wenn Ihr doch aus Gondor kommt?“ fragte er vorsichtig, doch ich blockte direkt ab.

„Nein dürft Ihr nicht!“ grummelte ich, doch es klang düsterer, als ich es beabsichtigt hatte, weswegen ich dem Elben direkt entschuldigend in die Augen sah. „Verzeiht meinen Ton, doch ich rede nicht gerne darüber...“

Verständnisvoll lächelte er mich an und legte eine Hand auf meine Schulter.

„Ihr braucht Euch dafür nicht zu entschuldigen, ich hätte einfach nicht fragen sollen... Doch nun solltet Ihr Euren eigenen Rat zu Herzen nehmen und auch etwas schlafen. Ich übernehme wohl die erste Wache, auch wenn ich nicht denke, dass wir sie hier brauchen werden.“

Sein Blick wanderte wieder zum Himmel und es schien, als würde er Geschichten in den Sternen lesen können, so funkelten seine Augen, während er sich still gegen einen Stein lehnte.

„Danke, Herr Elb, aber ich brauche keinen Schlaf. Ich würde sowieso keinen finden.“

„Legolas,“ brachte er daraufhin hervor und ich gab ein Geräusch von mir, das auf eine Frage hindeuten sollte.

„Mein Name... Legolas ist mein Name und da wir von nun an gemeinsam reisen werden, und ich glaube ich spreche für jeden von uns, könnt Ihr das Höfliche ruhig ablegen,“ sprach er in den Himmel und ich glaubte ein Lächeln in seinen Mundwinkeln zu erkennen.

Ruhig ausatmend schmiegte ich mich an Bregos Seite und er wand seinen Hals so, dass sein Kopf auf meinen Beinen lag, welche ich zum Schneidersitz geformt hatte.

„Warum schlaft Ihr... Ich meine, du. Warum schläfst du nicht, Legolas?“ wollte ich wissen und gemütlich ließ der Elbe sich auf das weiche Gras nieder.

„Wir Elben brauchen von Natur aus nicht viel Schlaf,“ war daraufhin seine einzige Begründung und lange noch lag mein Blick auf meinen neuen Gefährten...

Und egal wie viele Sorgen mich diese Nacht geplagt hätten, immer wären meine Gedanken zurück zu Éomer geglitten... Würde ich ihn je wiedersehen...?

Ich wusste es nicht, denn es sind komische Zeiten und in Mittelerde herrscht nicht länger nur Frieden. Der Krieg ist ausgebrochen und früher oder später wird das gesamte Land in einer ewigen Dunkelheit getaucht sein...

Egal wie sehr wir versuchen werden dagegen anzukämpfen – bald werden wir alle von dem Dunklen Herrscher unterjocht werden...

Der Herr der Ringe FanFiction - Die Vergessene TochterWhere stories live. Discover now