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Jimin liebte es sich auf den klapprigen weißen Stuhl auf seinem kleinen Balkon nieder zu lassen.

Die kühle, metallene Abgrenzung des Balkons war dabei eine gewollte —und wie Jimin schon früh erkannt hatte— gute Gelegenheit zum Fußhoch legen.

Er spürte das Kitzeln der Blätter an seiner Haut, als er die Beine ausstreckte und seine Füße genüßlich zwischen seine selbst gepflanzten Bäumchen, sowie dem sonnengebrannten knallgelben Kaktus gleiten ließ.

Egal ob Morgens oder Abends, Nachts oder Tagsüber, Sommer oder Winter, die Sicht von dem kleinen versteckten Paradis war atemberaubend schön.

Besonders am Morgen, das empfand Jimin schon immer so, denn zu diesem Zeitpunkt schafften es die wenigen Strahlen nur spärlich durch das Blattwerk vor ihm und erzeugten ein wahres Funkeln vor seinen Augen.

Die hohen Bäume hatten jedes Mal etwas maestetisches und Jimin bekam jedes Mal das Gefühl, als würden sie über ihn wachen. Über ihn und die große Wiese, die ein Stückchen weiter hinter den Bäumen begann und deren Tiere sich hin und wieder an den Rand des grünen Feldes trauten um ihn zu beäugen.

Jimins blondes Haar wehte sanft in der leichten Brise und ein zarter Rosenduft, gemischt mit einem Hauch von Frühling lag für ein paar Sekunden in der Luft.

Ein schimmerndes Regenbogenlicht weckte für einen Moment seine Aufmerksamkeit.

Sein Blick wanderte zu dem dunkelbraunen Rankgitter, welches zu diesem Zeitpunkt nur von einzelnen Pflanzentrieben besetzt war, aber in einigen Wochen eine saftig grüne Wand aus Blättern, Zweigen und frisch erblüten Ranken sein würde.

Und dort, weiter oben an dem selbstgebauten Konstrukt, war der Ursprung der schimmernden Regenbögen, die Jimin sich in Form von Kristallen zu sich auf den Balkon geholt hatte.

Das Licht brach sich wieder und wieder, wann immer der Wind die gläsernen Edelsteine zum Leuchten und die Perlenketten, die sich kreuz und quer über Jimins Kopf gespannt befanden, zum Schwingen brachte.

Die Wärme der Sonne schien geradewegs in Jimins Brust zu scheinen, während er seine Umgebung mit allen Sinnen in sich aufnahm und diesen Moment in Gedanken in sein Herz aufnahm.

»Yoongi...?«

Jimins Blick schweifte von den Bäumen vor sich zu dem jungen Mann, der sich genau wie Jimin bis ebend in Stille gehüllt hatte, um all die Geräusche und Gerüche des Frühlingsmorgens in allen Facetten zu genießen.

Jetzt jedoch verließ ein leises sanftes »Mh...« seine Lippen.

Jimin hob die Füße von der Balkonkante und zog seine Beine an sich heran, um wenig später seinen Kopf auf seine Knie zu betten.

»Wie ist es geliebt zu werden?«, fragte er schließlich, mit ruhiger und dennoch neugieriger Stimme.

Er konnte nur zu gut das sanfte Schmunzeln auf Yoongis Lippen sehen, als dieser mit seinen schokoladenbraunen Augen zu Jimin blickte.

Jimins Herz wurde wärmer bei dem liebevollen Blick und ein Lächeln stahl sich ebenfalls auf sein Gesicht.

"Das Gefühl geliebt zu werden...", Yoongi schien sich die Worte auf der Zunge zergehen zu lassen, während sein Blick auf die Bäume vor ihm wanderte.

"Es fühlt sich an wie ein warmer Lichtschein, der einen umfängt. Weich und rein, voller Sicherheit. Wie das Gefühl am Morgen nach einer dunklen Nacht."

Yoongis Gesichtsausdruck war bis auf ein sanftes Lächeln entspannt, als seine tiefe Stimme leise über Jimin hinwegfloß und dennoch spürte der Blonde die Tiefe seiner Worte.

"Ein Licht, das die geliebte Person zum Strahlen bringen kann. Es fühlt sich leicht an....", Yoongi schmunzelt noch mehr und schaut zu Jimin.
"...und ist dennoch so intensiv, dass es keinem in deren Nähe verborgen bleibt."

Jimins Augen weiten sich unmerklich und sein Lächeln wächst noch ein Stückchen mehr, während sein Herz im Takt von Yoongis Worten schlägt und wie gebannt an den zartrosa Lippen des Älteren hängt.

"Geliebt zu werden...zu lieben...ist das zarteste und zugleich stärkste Gefühl des Universums...aber nicht jeder kann es finden."

Yoongi lächelt sanft, während er sich scheinbar an den Bäumen festgestarrt hat, jedoch fällt sein Blick schon bald wieder auf Jimin.

Einen Moment lang scheint die Zeit um sie herum stehen zu bleiben. Das Gezwitscher um ihnen herum scheint einer angenehmen Stille gewichen zu sein und alles was Jimin noch sieht, ist Yoongi, der sich langsam zu dem blonden, jungen Mann hinbeugt.

Sanfte Lippen treffen aufeinander und hinter den geschlossenen Lidern von Yoongi tanzen die Lichter der Sonne.

Jimins Brust scheint nicht mehr von der Luft der Atmosphäre zu leben, sondern nur von dem Gefühl, wie Yoongis Lippen perfekt auf seine passen und hätten die Beiden ihre Hände auf deren Herzen gelegt, dann wäre ihnen der selbe Herzrhytmus aufgefallen, den sie in ihrer eigenen Brust spüren.

Yoonmin; little momentsWhere stories live. Discover now