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Yoongi p.o.v.

Meine Schritte sind bedacht, als ich die wenigen, schwarz glänzende Treppen nach oben gehe.

Das Klatschen und Trampeln der Leute in den Zuschauerreihen lässt den Boden unter meinen Füßen erzittern, während ich die dunkle Bühne betrete und übertönt damit das langsame, dumpfe Schlagen meines Herzens.

Mein Atem geht flach und versuche im Kopf die Zeilen meines Lied-Parts durch zu gehen, während ich mit langsamen, fast zögernden Schritten zur Bühnenmitte gehe und mich dort in Position stelle.

Meine Augen sind geschlossen, als die Musik beginnt und das kalte Metall meines Mikrofons scheint immer schwerer in meiner Hand zu liegen.
Die Fans jubeln und klatschen.
Ich höre sie rufen, sie rufen meinen Namen, meinen Künstlernamen.
Min Yoongi. Agust D.

Mein Blick ist auf den Bühnenrand vor mir gerichtet. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich die Scheinwerfer in Bewegung setzen.

Die Menge tobt vor mir und das hohe Kreischen der Fans zieht wie Blitze durch mein Trommelfell.

Die Musik dröhnt laut durch meine Kopfhörer und lässt das Adrenalin durch meine Adern schießen.

Alles ist bereit.

...doch ich bin es nicht.

Meine Beine zittern stark, genauso wie meine Hände, die sich mittlerweile krampfhaft um das Mikrofon gekrallt haben. Sofort locker ich den Griff ein wenig, versuche tief durchzuatmen, doch die Anspannung scheint mir mehr und mehr die Luft zu nehmen.

Mein Blick wandert unruhig zwischen den Leuchtschildern im Publikum und dem Boden hin und her, während ich versuche nicht zu sehr über die große Zuschauerzahl nachzudenken, die vor mir tobt.

"Reiß dich zusammen, Yoongi...!"

"Du bist erwachsen, kein Kind mehr!"

"Du hast Fans. Enttäusche sie nicht!"

...

Wie ein Mantra jage ich immer neue Sätze durch meinen Kopf, verzweifelt nach etwas suchend, was mich beruhigt und gleichermaßen beschämt darüber, dass ich diese Worte überhaupt nötig habe.

Meine Nervosität steigt mit jeder Sekunde, je näher ich dem ersten Rap-Part komme und mein Atem geht schneller. Das Mikrofon rutscht mir aus der Hand, als das Zittern meiner Hände zunimmt. Kalter Schweiß tropft von meinen Schläfen, als ich mich nach vorne beuge und es aufhebe, ehe ich das Mikro mit einer Hand fast schon aggressiv festhalte, während die Andere sich zu einer Faust schließt.

Ich kann spüren, wie sich die spitzen Kanten meiner abgebissenen Fingernägel scharf in meine Haut drücken und zucke von dem plötzlichen Schmerz zusammen.
Lösen tue ich sie jedoch nicht von meiner Haut.

Die Scheinwerfer treffen auf den Bühnenrand vor mir und mein Körper erstarrt.

Immer mehr der schützenden Dunkelheit um mich herum wird von dem hellen weißen Licht verschluckt, als sie langsam auf mich zu kommen.

...

Das grelle Licht trifft auf die Mitte der Bühne. Perfekt im Takt, als zeitgleich der erste Rap-Part meines Songs beginnt.

Das Jubeln des Publikums erreicht ihren Höhepunkt. Das Kreischen und Trampeln wird lauter, ehe es mehr und mehr abklingt.

Der Song läuft weiter, während die Zuschauer auf die Bühne starren, dann wieder auf die große Leinwand, die auch den hinteren Plätzen der Zuschauerreihen den Blick auf die Bühne ermöglicht.

Die Leinwand, die nun nichts weiter zeigt, als den Bühnenhintergrund, drn Boden und mein Mikrofon, das dort liegt.

Und ich?

...

Ich war bereits durch den Backstagebereich geflohen.

Vor der Bühne.
Vor den Leute.
Aber vorallem vor mir selbst.

...mal wieder....

...

.....

..

"...ng..."

Etwas berührt sanft meine Wange und streicht behutsam über meine Haut.

"Hyung..."

Jimin...

"Yoongi, wach auf", flüstert die Stimme des Jüngeren leise und nun direkt an meinem Ohr, was mich endgültig aus dem Schlaf holt.

Yoonmin; little momentsWhere stories live. Discover now