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Ich war mit Esther in der Stadt, denn wir suchten nach einem passenden Kostüm für morgen, denn heute war der 30. Oktober. Ich hatte nicht besonders viel Lust mit meinen Brüdern um die Häuser zu ziehen, geschweige denn aufs Arbeiten, aber ich freute mich auf Lou's Party danach. Esther war ebenfalls eingeladen und der Gedanke daran, dass Esther am Anfang der Ferien überhaupt nicht überzeugt von Lou war ließ mich immer wieder schmunzeln.

Das schwierigste daran ein Outfit für mich zu finden, war die Tatsache, dass es nicht zu freizügig sein durfte, um mit Kindern das Haus zu verlassen, es musste handlich und bequem genug sein, damit ich da drin arbeiten konnte, aber für die Party durfte ich auch nicht aussehen wie eine Nonne. Wenn schon wollte ich wenigstens eine Sexy-Nonne sein.

Esther hatte ihr Kostüm schon lange gefunden, sie ging als Katze, was ich jetzt weder besonders gruselig, noch originell fand, aber jedem das seine und ich konnte merken wie sie immer gereizter wurde, als ich nach langen zwei Stunden, in denen uns der Schweiß nur so runterlief, immer noch nichts gefunden hatte. Ich seufzte erschöpft, "Ich gebe auf Esther, ich sollte einfach nicht zu der Party gehen."

Esther rollte mit den Augen, "Ach so klar, arbeiten solltest du auch nicht und deine kleinen acht jährigen Brüder ziehen einfach alleine durch eine Nachbarschaft, in der auch mal Drogen vertickt werden." Mürrisch warf ich ihr einen genervten Blick zu, "Du wohnst auch in dieser Nachbarschaft."

"Ich weiß, ich wollte es nur etwas dramatischer machen. Der Punkt ist, es muss doch wohl ein Kostüm- ein einziges- geben, mit dem du zufrieden bist." stellte Esther nun meine Situation noch dramatischer dar und ich zuckte mit den Schultern, "Keine Ahnung, vielleicht irgendwas aus irgendeinem Horrorfilm. Abgesehen von Nonnen oder anderen alten Menschen."

Esthers Blick hellte sich auf, "Oh mein Gott! Ich habe eine Idee, du kennst doch 'The Purge' oder? Wir geben dir einfach einen Baseball-Schläger, den sprühen wir Pink an und dann noch irgendeine Maske, die irgendwie gruselig aussieht, vielleicht mit LED-Lichtern oder so, dass habe ich mal irgendwann auf Pinterest gesehen und-"

In der Zeit, in der sie einfach nur losgelabert hatte, fand ich bereits genau das Bild, von dem sie gerade sprach auf Pinterest und zeigte es ihr auf meinem Handy, "Meinst du das?"

Sie nickte erfreut, "Ja, genau das. Gefällt es dir?"

Ich warf nochmal einen genaueren Blick auf das Bild und es gefiel mir tatsächlich ziemlich gut, ich hatte nur ein paar Änderungen vor, "Ja, ziemlich cool, aber ich weiß ja nicht wie es dir geht, ich habe keine Ahnung wo ich eine LED-Maske herbekomme. Aber folgendes: Wir können Glitzersteine kaufen und den Baseball-Schläger, den du eben erwähnt hast, genauso wie die Maske damit bekleben. Klamotten dafür sollte ich auch bei mir zuhause haben."

An Esthers Gesichtsausdruck bemerkte ich schon, dass sie sehr begeistert von dieser Idee war und sie klatschte freudig in die Hände, "ich dachte schon das alles nimmt nie ein Ende. Los, da vorne ist ein Sportgeschäft."

Sie schnappte meine Hand und zog mich hinter sich her, während ich versuchte mit ihr mitzuhalten.

Als ich nach Hause kam musste ich meiner Mum und den Zwillingen erst einmal mein Outfit präsentieren, was im Endeffekt nur dazu führte, dass die Zwillinge nun genauso aussehen wollten, wie ich, nur ohne die Glitzersteine. Meine Mum war nun also auf dem Weg zu irgendwelchen Läden um zwei schwarze Bandanas zu holen, die die Maske der beiden darstellen würde und zwei Baseball-Schläger zu finden, die nicht fast genauso groß waren, wie die beiden Jungs selbst. Außerdem versuchte sie noch die Spiderman-Kostüme, die sie für die beiden gekauft hatte wieder umzutauschen.

Während die Zwillinge mal wieder X-BOX spielten, saß ich am Esstisch und klebte die Strasssteine auf die Maske und den Baseball-Schläger und ich musste zugeben, der glitzernde Baseball-Schläger hatte etwas ganz schön cooles an sich. Die Zwillinge hatten angeboten mir zu helfen, jedoch musste ich zugeben, dass ich ihnen in dieser Feinarbeit nicht ganz vertraute. Die beiden verloren schnell ihre Geduld und das könnte in diesem Fall zu meinem Nachteil werden. In der Stadt hatte ich mir noch ein weißes, kurzes Shirt geholt, wo drunter ich einen hübschen Spitzen-BH tragen würde, das Shirt selbst würde ich noch etwas mit Kunstblut beschmieren, welches ich noch vom letzten Jahr übrig hatte, aber darauf würde ich bis zur Party warten, denn ich hatte keine Lust die anderen Eltern und Kinder der Nachbarschaft mit meinem Aussehen zu verschrecken.

Als meine Mum nach Hause kam half sie mir noch mit den letzten Steinchen und ich war froh, dass ich diese Arbeit endlich hinter mir hatte. Man musste zugeben, die Sachen waren wirklich gut geworden. Auch meine Mutter beäugte die Sache mit großen Augen, "Nicht schlecht Celia."

Ich lächelte, "Danke Mum."

Mein Körper war schon dabei aufzustehen und die Sachen wegzuräumen, da legte meine Mutter ihre Hand auf meine und hielt mich auf. Ihr Blick war besorgt, "Celia, wie geht es dir?" Ich wollte ihr keine Sorgen bereiten, aber genauso wenig wollte ich sie anlügen. Ich warf ihr ein halbes Lächeln zu, "Mir geht's besser Mum. Danke dir."

CeliaWhere stories live. Discover now