Kapitel 2

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Sicht Leyla:
Mein Wecker klingelt. Genervt drücke ich mir das Kissen auf mein verschlafenes Gesicht. Es ist erst halb sechs am Sonntagmorgen und doch muss ich auch heute Tüten zum Übergeben verteilen und dehydrierten Leuten erklären, dass sie bei der Hitze unbedingt mehr trinken müssen. Vor allem heute - Landgang an der Ostküste Amerikas. ,,Nur noch ein paar Minuten", denke ich und drehe mich wieder um. Erst als der ätzende Piepton erneut in meine Ohren schrillt raffe ich mich schließlich auf und mache mich wie ferngesteuert fertig. Die nächsten Stunden verlaufen wie gewohnt und vor allem nicht anders, als ich es mir gedacht habe. Viertel vor drei. Müde gähne ich, blicke in den Spiegel meines winzigen Untersuchungsraumes und würde am liebsten sofort wieder wegschauen, als ich die dicken Augenringe sehe, die nahezu mein gesamtes Gesicht füllen. Nur zu gerne würde ich mich jetzt in meine Decke kuscheln und abschalten, aber der Feierabend ist nichteinmal in Sicht. Ganz abgesehen von meiner ständigen Bereitschaft. Plötzlich klopft es an der Tür. Innerlich gehe ich bereits jetzt schon zu dem Schrank mit Verandszeug und Magentropfen. Ich stöße nur ein genervtes und abgehetztes ,,Ja?" aus und wende mich der Tür zu, als ich bemerke, dass sie die ganze Zeit über offen stand. Mir steht ein junger Mann mit braunen Haaren gegenüber, dessen Gesichtsausdruck ich nicht wirklich zu deuten weiß. ,,Bei Erschöpfung empfehle ich dringend Ruhe und Schlaf. Für den Notfall hilft aber auch Kaffee." Ohne weitere Erläuterungen reicht er mir eine Tasse der bitteren Bohnen. Rasch bedanke ich mich und nippe an dem Becher. Sein Blick haftet auf mir. Er löchert mich förmlich. Mustert mich von den Haarwurzeln bis zu den Fußspitzen. ,,Was kann ich überhaupt für Sie tun?" Wie ein Patient wirkt er definitiv nicht. Er tritt näher und grinst. ,,Ich weiß ich bin ein Tag zu früh, aber ich bin sozusagen ihr neuer Praktikant." Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe und runzel verwirrt die Stirn. ,,Das kann nicht sein. Sie sind ein Mann", spreche ich trocken das unübersehbare aus. Er lacht. ,,Da bin ich mir ziemlich sicher Frau Doktor." Ich knirsche mit den Zähnen. ,,Das muss ein Fehler sein. Das praktische Jahr...eine junge Kollegin", stammel ich. ,,Das kann schon sein, aber hey hier bin ich." Fast schon überschwänglich reißt er die Arme zur Seite. man könnte wirklich meinen er hat irgendetwas eingeworfen. Wortlos setzte ich mich an meinen Schreibtisch und atme kurz tief durch. ,,Also gut", fange ich an, als er sich arrogant durch die Haare fährt. ,,Sind Sie seefest? Zum Arbeiten und nicht zum Umschauen hier?" Er setzt sich mir gegenüber und entgegnet mir ein überzeugtes und festes: ,,Ja." ,,Wenn Sie schonmal hier sind können Sie direkt loslegen." Ich schiebe ihm den größeren Stapel meines Papierkrams zu. Zugegeben nutze ich seine Anwesenheit schon jetzt aus, aber es ist mir egal. Warum weiß ich nicht, aber mein Blick driftet immer wieder zu ihm ab. Irgendetwas an ihm scheint mich wohl derart zu faszinieren. Völlig unerwartet treffen sich unsere Blicke. Ich merke wie ich automatisch rot werde. Ich fühle mich ertappt, doch er kann nur grinsen. ,,Ich beiße schon nicht. Keine Sorge Frau Doktor." Er widmet sich wieder dem Papierhaufen und ignoriert mich. In mir steigt eine Welle an Zorn auf. Ich hasse es, wenn er mich so nennt und doch kann ich nichts dagegen sagen. Mir wird bewusst, dass die nächsten Wochen anstregend werden, wenn auch anders als gedacht. Ich muss diese Zeit irgendwie überleben, mich ablenken und das alles wegen diesem Typen. Ich weiß nichts über ihn, ich weiß nicht was mit mir los ist. Schließlich kenne ich nichteinmal seinen Namen.

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