Kapitel 22

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Sicht Leyla:
Nervös sitze ich auf deem Badewannenrand und starre auf den Test in meiner Hand. Während ich auf das Ergebnis warte und den länglichen Gegenstand in meiner Hand drehe, kreisen meine Gedanken. In den vergangenen Wochen war furchtbar viel los. Ich habe es nichtmal geschafft, mich bei Ben zu melden. Und jetzt das? Er hat sicher längst eine Jüngere, Bessere gefunden. Mit der er jetzt, um diese Zeit durch das nächtliche Hamburg zieht. Nein! Ich erblicke das unwiederrufliche Ergebnis. Es ist eindeutig - ich bin schwanger! Heilige... Die ersten Tränen steigen in meine Augen, während ich mein Gesicht in meine Hände sinkt. Was soll ich denn jetzt nur machen? Allein, ohne ihn. Selbst wenn er mich noch will, wenn er das erfährt, dann ist er schneller wird weg, als er auf dem Schiff aufgetaucht aus. Ich habs versaut! Ich wünschte ich hätte mich niemals auf ihn eingelassen. Minuten vergehen und noch immer frage ich mich, wie das alles bloß werden soll. Die Klingel der Tür reißt mich aus der Hilflosigkeit. Ein Augenblick vergeht und ich habe das Gefühl nun auch noch zu halluzinieren. Oder bin ich einfach nur zu sehr durcheinander? Ich höre wie Zoe geht und zwei männliche Stimmen aufeinander treffen. Die eine gehört zu Navid und die andere - Ben? Ist das wirklich Ben? So oft habe ich mir gewünscht, dass er vor meiner Tür steht, aber doch bitte nicht jetzt! Verzweifelt werden meine Tränen dünner und mehr. Da klopft Navid völlig unerwartet an die Tür. ,, Leyla Besuch für dich." Ich nicke, obwohl Navid das ja überhaupt nicht mitbekommen kann. Es ist absolut ausgeschlossen, dass ich jetzt da rausgehen werde. Aber wie ich Ben kenne, wird er nicht gehen, ehe er mich wenigstens gesehen und in den Arm genommen hat. Für mich ist die Situation aussichtlos. Ich muss da raus - ob ich will oder nicht. Schnell wische ich mir die Tränen aus meinem Gesicht und stecke den Test, sowie die Verpackung in meinen Hosenbund. Ich sehe wirklich schrecklich aus. Der Blick in den Spiegel verrät mir die Wahrheit. Dann traue ich mich schließlich. Ich trete in den indirekt beleuchteten Flur. Die darauffolgenden Sekunden ziehen wie in einem Schleier an mir vorbei. Als Ben meine Schulter streichelt, kann ich mich sogar kurz beruhigen, aber nur solange, bis mir der Test aus der Hose rutscht. Mist! Nein! Warum? Warum ausgerechnet jetzt?! Wieder vergeht ein Moment. Mein Puls rast, die Tränen laufen. Navid zählt eins und eins zusammen, verabschiedet sich rasch und geht. Ben bückt sich, hebt den Test auf und schaut ihn sich genauer an. Sein geschockter Blick wandert zu mir. Durch meine verschwommene Sicht kann ich nicht im geringsten sehen, was er denkt. Nur erahnen. Ich muss es erklären. Mich erklären. Ihm sagen, dass er uns ruhig allein lassen kann. Gehen und sein Leben leben soll. ,,Ben...ich...es...es tut mir so wahnsinnig leid. Ich...du musst nichts sagen, du kannst einfach umdrehen und gehen. Ich verlange nichts von dir. Keine Unterstützung, einfach nichts", stammel ich aufgelöst und nervös vor mir her. Ich schaffe es nichteinmal ihm im die Augen zu sehen. Dafür ist meine Angst viel zu groß. Gespannt warte ich auf seine Reaktion. Er streicht über das Ergebnis und schaut mich etwas weicher als zuvor an. ,,Und wenn ich gar nicht gehen will?"

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