~ Draya ~
„Wo zum Merlin laufen wir hin?“, keuchte Draya, nachdem sie schon einige Zeit so gelaufen waren. „Ein Schleichweg zurück ins Schloss. Keine Sorge – wir sind gleich da“, rief Draco ihr über die Schulter zu, ohne ihre Frage zu beantworten.
Er war noch nicht einmal außer Atem und zudem ein echt schneller Läufer, sodass Draya, als sie bei einem trockengelegten Kanal in der Nähe vom See angekommen waren, völlig außer Atem erst einmal verschnaufen musste. „Wenn wir hier durchlaufen, kommen wir in der Nähe vom Slytherin Gemeinschaftsraum wieder raus.“ Als er Drayas irritierten Blick sah, lachte er leise auf. Es war ein schönes, volltönendes Lachen, das Draya zum ersten Mal von ihm hörte und sie in seinen Bann zog. „Keine Sorge, ich begleite dich noch bis zum Ravenclaw Gemeinschaftsraum, auch wenn du mir wohl den Weg zeigen musst“, sagte er grinsend. Dann drehte er sich um und verschwand in dem kreisrunden, dunklen Loch von Kanal, das ihn sofort mit Dunkelheit umfing und verschluckte.Draya hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen, wenn sie sich nicht alleine an den Ordnungsschülern und den patrouillierenden Lehrern vorbeischleichen wollte. Es war stockfinster in dem Tunnel, ab und an tropfte Wasser von der Decke und gab ein platschendes, durch das Dunkel klingendes Geräusch von sich, von dessen Echo Draya das ein oder andere Mal leicht zusammenzuckte.
„Lumos“, murmelte sie, als sie zum wiederholten Mal mit dem Fuß an einem etwas erhöhten Stein hängengeblieben war und fast hingefallen wäre. Ein kleiner Tropfen Licht bildete sich an der Spitze ihres Zauberstabes und spendete ein wenig Helligkeit in dem sonst stockdunklen Gang, den sie entlangstolperten. Draco, als wäre ihm gerade wieder eingefallen, dass dieser Zauberspruch existierte und er ein Zauberer war, zückte seinen eigenen Stab und murmelte denselben Zauberspruch, während sie weiter dem – wie Draya nun erkannte – gepflasterten Gang folgten. Dieser machte eine Biegung nach links und ganz plötzlich standen sie vor einer Wand. Fragend sah Draya ihn an. „Jetzt pass auf“, murmelte er ihr leise zu. Erneut hob er seinen Zauberstab. „Alohomora“, murmelte er. Draya vernahm hinter der Wand ein klickendes Geräusch, als wäre ein Riegel zurückgeschoben worden, und sie schwang ähnlich wie eine Tür, nur viel dicker, leise zur linken Seite hin auf. Helles Licht aus dem dahinterliegenden Raum fiel plötzlich in den Gang, und Draya musste die Augen zusammenkneifen und heftig blinzeln, während sie leise ein „Nox“ flüsterte, um das Glühen ihres Zauberstabes zu löschen.
Draco währenddessen kletterte aus dem nun entstandenen Loch in der Wand und ließ sich zu Boden gleiten. Ganz offensichtlich hatte sich die Öffnung in der Wand nicht direkt am Boden des Zimmers, sondern einige Zentimeter höher geöffnet. „Die Luft ist rein“, wisperte Draco nach einigen Sekunden. Als Draya sich dem anliegenden Zimmer näherte, murmelte er „Achtung, Stufe“ und hielt ihr eine Hand hin, um ihr beim Heruntersteigen zu helfen, die sie dankbar annahm, da sie auf Grund des plötzlich hellen Lichtes noch immer nicht wirklich etwas sehen konnte. Die Tür schloss sich hinter ihnen genauso leise und unauffällig, wie sie sich geöffnet hatte, bis nicht einmal mehr zu erkennen war, dass dort einmal ein Durchgang gewesen war. Fasziniert beobachtete sie das Schauspiel bis zu Ende, dann sah sie sich blinzelnd um und war sofort alarmiert.
„Wir… eine Toilette?!“ – „Ja, der Gang führt ins Jungsklo im Kerker. Habe ich das nicht erwähnt?“, grinste er. Da war er wieder – der Draco den sie kannte. „Nein, das hast du irgendwie vergessen zu erwähnen“, antwortete Draya patzig und etwas verärgert. Draco wollte etwas erwidern, doch plötzlich öffnete sich die Tür zum Jungsklo knarzend. Draya hatte keine Zeit zum Reagieren, da hatte Draco sie am Handgelenk gepackt, in eine der Kabinen geschliffen und hinter ihr geschlossen.
„Hä, Draco? Was machst du denn hier?“ Eine verschlafene Stimme von der Eingangstür, so vermutete Draya, hatte den Slytherin angesprochen und war sichtlich verwirrt, diesen hier anzutreffen. „Oh, hi Blaise. Ich musste auf die Toilette, okay?“, erwiderte Draco und Draya hörte, dass seine Stimme leicht zitterte. Vermutlich weil es ein wenig knapp gewesen war, dass sie nicht entdeckt worden waren. Blaise… war das nicht dieser Zabini-Junge, der ihren Zaubertrank manipuliert und die Aktion in der großen Halle mit zu verantworten hatte? Sie biss sich heftig auf die Innenseite der rechten Wange, ohne es zu bemerken. Ausgerechnet von dieser Person erwischt zu werden wäre echt unschön.
„Okay, aber meintest du nicht, dass du das Klo im Kerker eigentlich meidest, weil hier zu wenig Sonne reinkommt?“ Draya musste, trotz ihrer Anspannung, grinsen. Draco brauchte also Sonne zum Kacken? Lustig, aber auch irgendwie sehr seltsam. Draco draußen räusperte sich. Vermutlich war es ihm sehr peinlich, dass Zabini ohne es zu wissen gerade seine Geheimnisse ausplauderte. „Ja, aber es war dringend.“, sagte er und sie konnte sich vorstellen, wie er seinen Klassenkameraden anblitzte, die Klappe zu halten, aber in seinem schläfrigen Zustand bemerkte sein Gegenüber das vermutlich noch nicht einmal. So ist es gut, erzähl mir mehr peinliches Zeug mit dem ich ihn ärgern kann, dachte Draya grinsend und legte ein Ohr an die Tür, um wirklich alles verstehen zu können. „Ach so, also hast du wieder…-“ – „Ja, genau, Blaise. Es reicht jetzt, halt die Klappe“, unterbrach Draco ihn patzig. „Ist ja gut, brauchst ja nicht gleich so auszurasten. Ist doch normal, dass man sowas mal hat“, murmelte Blaise. „Wolltest du nicht aufs Klo oder so?“, fragte Draco entnervt. „Ja… ja wollte ich“, murmelte Zabini. Dann war es einige Minuten lang still. Draya spürte, dass ihr Herzschlag etwas zu schnell ging, da sie noch immer Angst hatte, erwischt zu werden. Sie hörte das Rauschen eines Wasserhahnes, und bald darauf noch das Rauschen eines zweiten. Als das Wasser aufgehört hatte zu laufen, war es kurz still, bevor Blaise die Stille erneut durchbrach. „Du Draco… was in der großen Halle passiert ist… das tut mir wirklich leid. Die Ravenclaw hat uns nichts getan, aber Pansy…“ – „Das musst du nicht mir sagen, sondern Draya“, schnarrte Draco zurück. Es tat ihm also leid? Dann musste diese Pansy wohl eine von der ganz üblen Sorte sein, grübelte Draya. „Ja, stimmt. Du hast Recht. Ich muss mich bei… Moment. Seit wann nennst du sie Draya?“ Draya horchte interessiert auf. „Ich nenne sie, wie ich will“, antwortete Draco hochmütig, und das Mädchen musste feststellen, dass es ihr einen kleinen Stich versetzte, jetzt, da sie ja eigentlich Freundschaft geschlossen hatten. „Okay…?“ Blaise wollte noch etwas anfügen, aber er wurde erneut von dem anderen Slytherin unterbrochen. „Mit dir kann man ja echt keine vernünftige Unterhaltung mehr führen, geh bloß ins Bett.“, sagte Draco hochmütig. Da war er wieder – der altgewohnte Draco. Zu dem Schluss war Zabini wohl auch gekommen, denn er murmelte etwas Unverständliches, dann waren schlurfende Schritte zu hören, dann eine knarrende Tür, die sich öffnete und schließlich wieder zufiel. Schritte entfernten sich. Draya hörte, wie Draco erleichtert aufatmete und merkte, dass sie es zeitgleich tat. „Das war ja eine ganz tolle Idee“, sagte sie so laut, dass Draco es hören konnte. „Jaja, dank mir später“, knurrte Draco und öffnete die Klotür. Draya grinste ihm frech entgegen. Es entging ihr nicht, dass seine Wangen leicht gerötet waren, ob vor Wut oder vor Scham vermochte sie allerdings nicht zu beurteilen. „Also, das Klo im Keller…“, fing sie an. „Ach halt doch deine Klappe!“ Draco drehte sich wutentbrannt um und wollte davonstürmen, da hielt Draya ihn am Saum seines Umhanges fest. „Ist ja gut, ich erzähle keiner Menschenseele was davon, dass du ein Sonnenscheißer bist, keine Sorge“, sagte sie unschuldig grinsend. Draco schnaubte. „Ahja und… danke. Also, dass du mich nicht verraten hast.“ Stirnrunzelnd drehte Draco sich zu ihr um. „Und warum hätte ich das tun sollen?“, fragte er. „Ich weiß nicht“, gab Draya zu und senkte den Blick. Dann seufzte Draco und sie sah auf. Er schüttelte den Kopf, schien sich aber wieder beruhigt zu haben.
„Gern geschehen. Mann – du hast wirklich nicht das geringste Vertrauen, oder?“ Nein, nicht wirklich, dachte Draya traurig. „Tut mir leid“, murmelte sie stattdessen. „Dir braucht nichts leid zu tun. Und jetzt komm – ich bringe dich zu deinem Gemeinschaftsraum.“ Mit den Worten drehte er sich um und ging zielstrebig auf die Tür zu, und Draya folgte ihm.
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Hogwarts - neue Schule, neue Chance?
Fanfiction"Ich... Ehm.. Mein Name ist Draya Kallir. Ich bin.. eine Austauschschülerin aus Deutschland. Ich bleibe ein Jahr", stellte sie sich vor und versuchte, aus seinem Gesicht zu lesen. "Ach so. Das deutsche Schlammblut. Ja, mein Vater hat mir schon davo...