Elisabeth Báthory; Die Blutgräfin

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«Was schallt im tiefen Keller zu Cseitha in der Nacht
Für herzzerreißende Schreien, wenn Niemand droben wacht?
Was tönt für kläglich Wimmern all dort bei kargem Schein
Hinein durch all die Gänge ans taube Felsgestein?»

Gedicht von Johann Nepomuk Vogl: «Die Burgfrau zu Cseitha» (1836)

Als der Vizekönig Ungarns mit seinen Leuten in die Burg Csejte eindringt, findet das abscheuliche Gerücht endlich seine Bestätigung. Lange wurde über die Herrin auf dem kargen Felsen geflüstert, über ihre Grausamkeit, ihr schamloses Martern und Hinmorden ungezählter Jungfrauen.

Lange haben die kalten, von Blut besudelten Mauern geschwiegen, jetzt aber sieht Georg Thurzó mit eigenen Augen ein gänzlich verbläutes, totes Mädchen im Eingang liegen. Daneben eins, das danach aussieht, als würde es nur noch eines wünschen: Endlich seine Seele aus dem gequälten Körper hauchen zu dürfen und diese dunkle Welt für immer zu verlassen. 

Es ist der 29. Dezember 1610.

Das tote Mädchen hiess Doricza. Es wurde von seiner Herrin so lange mit einem Stock geschlagen, bis diese ihn nicht mehr halten konnte. Dann eilte ihr die Kammerzofe Dorkó zur Hilfe, ein «Weib von grosser Hässlichkeit». Mit der Schere schnitt sie den aufgeschwollenen Leib des Mädchens auf. Um 11 Uhr abends wurde alles still. Der unkenntliche Fleischklumpen, der einmal Doricza war, seufzte nicht mehr.

Das war am 28. Dezember 1610.

 Doricza war nur eines von vielen Mädchen, das durch die grausame Hand der Elisabeth Báthory und ihrer Gehilfinnen zu Tode kam. Die Zahl 650 soll sie eigens in ihrem Tagebuch niedergeschrieben haben, will Susanna gehört haben. Oder waren es doch nur 80? Sicher ist sich die Burgdienerin nicht mehr.

Die Legende um die Blutbäder

Im Laufe der Jahrhunderte bekam Báthory viele Namen, alle im Versuch, das Unsagbare zu benennen, das Unerklärliche zu begreifen: In Studien und Aufsätzen ebenso wie in Romanen, Gedichten und Filmen wird sie zur Blutgräfin, zur Titanin der Erotik, zur amazonenhaften Sexualmörderin, zur lesbischen Vampirin.

Je nach Zeitalter wird sie romantisiert, psychologisiert oder pathologisiert. Zugewuchert wie die Gräfin ist mit allerlei Unkraut urmenschlicher Deutungssüchte, müssen wir uns nun Schicht für Schicht durchkämpfen zum historischen Gerippe dieser schauderhaften Person.

Beginnen wollen wir mit der Sagengestalt der Báthory. Es ist die Geschichte einer um ihre Schönheit fürchtenden Gräfin, die mit allen Mitteln versucht, die Zeichen des Alters auszulöschen:

Stets saß sie vor dem Spiegel und wachte mit Argusaugen über das Tun ihrer Dienstmädchen, die allesamt damit beschäftigt waren, ihre Herrin hübsch herzurichten. Nicht der kleinsten Unachtsamkeit durften sich die Zofen schuldig machen, nicht das geringste Ziehen an ihrem langem schwarzen Haar ertrug die überfein fühlende Gebieterin nämlich.

Und doch blieb das unschuldige Geschöpf an einem widerborstigen Strähnchen kurz hängen, das es mit dem feinen Kamm doch so sanft wie nur möglich zu durchstreifen suchte. Sofort wallte die Wut in der Domina auf, sie holte mit ihrer rechten Hand aus und klatschte sie dem Mädchen heftig ins Gesicht.

Das Blut stürzte aus Mund und Nase der Getroffenen. Ein Tropfen davon landete auf dem Antlitz der Báthory. Und als sie es mit einem Tuch wegwischte, da sah sie voller Erstaunen, dass die Haut dort Weiß wie Alabaster strahlte, schöner als der ganze Rest und im frischen Reiz der Verjüngung prangend.

Fortan regierte nur noch ein Gedanke in der hohen Stirn: «Man bringe mir mehr frisches Mädchenblut, baden will ich darin und mich so auf ewig jung halten!» 

Die Suche nach dem Motiv – Von der Eitelkeit zum Vergnügen an fremdem Schmerz

Als erster nahm sich der Jesuitenpater Lázló Turóczi (1729) des Báthory-Stoffes an. Er war sich sicher, dass die Morde an «etwa 600 Mädchen» der Eitelkeit der Gräfin geschuldet waren. Und dass sie aus Liebe zu ihrem Mann, dem Grafen Franz Nádasdy, dem katholischen Glauben entsagte und zum lutherischen übertrat, dem ihr Gatte angehörte. «Hierin», so findet er, «liegen die Anfänge des Untergangs» – aber das nur am Rande.

«Bis zum Wahnsinn» sei sie auf ihr Äußeres bedacht gewesen, schreibt der Jesuitenpater weiter, immerzu «strebte sie danach, den Männern zu gefallen». Erst ihrem Gatten, und nach dessen Tod dann ihren Geliebten, denn sie war in Turóczis Augen eine «nach Liebschaften unersättliche Frau».

Die Sage um die kosmetischen Blutbäder wird in der Folge immer weiter ausgeschmückt und gipfelt in der von Báthory eigens dafür konstruierten Blutpresse, der Eisernen Jungfrau.

 Erst Ende des 18. Jahrhunderts kommt erstmals in der Rezeptionsgeschichte der Blutgräfin ein neues Motiv hinzu: Elisabeth Báthory leidet zwar noch immer unter der Sucht, «dem andern Geschlecht zu gefallen», doch inzwischen ist ihr auch das Morden und Blutvergießen an sich «zum Bedürfnis geworden».

Diese Tatsache jedoch stellte den Menschen des anbrechenden Jahrhunderts abermals vor ein neues Rätsel. Er mochte die Blutbäder Báthorys ins Reich der Legende schicken, doch welche Umstände würden denn bloß eine Frau dazu bringen, aus teuflischem Vergnügen an fremden Schmerzen über hundert unschuldige Geschöpfe ihrer Mordlust zu opfern?

«Wenn Grausamkeit und Blutdurst den Mann entehren, ihn dem allgemeinen Abscheu Preis geben, und mit dem Fluch der beleidigten Menschheit brandmarken; so findet die Sprache keinen Ausdruck, die der empörten zu bezeichnen, wenn ein Weib diesen unnatürlichen Trieben frönt.

Vom Schöpfer sanfter organisiert, um die Stürme in der leidenschaftlichen Seele des Mannes zu mildern, durch körperliche Beschaffenheit, und bürgerliche Verfassung bestimmt, dem wilden Zerstörungstriebe des stärkeren Geschlechts Einhalt zu tun, sehen wir bei allen Nationen der Erde die schönere Hälfte der Menschheit auch treu sich diesem schöneren Berufe widmen.

Nur das Zusammentreffen außerordentlicher Umstände kann das Weib solch' einer süßen Bestimmung entrücken, und in das sanfte nur zur Teilnahme, Zärtlichkeit und Liebe geschaffene Herz den grässlichen Trieb pflanzen, Menschen zu quälen, zu hassen, zu morden.»
Freyherr von M-y: «Elisabeth Báthory. Eine wahre Geschichte» (1812)

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⏰ Son güncelleme: Nov 23, 2020 ⏰

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