Jahrmarkt

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„Ich verstehe nicht wie man keine Zuckerwatte mögen kann.", grummelte Buck, da schob er sich schon den nächsten klebrigen rosa Fetzen in den Mund.
„Das ist mir einfach zu süß. Davon bekomm ich einen Zuckerschock!" Olivia dagegen kaute auf salzigen Popcorn rum, „Ich wusste gar nicht das du süßes magst."
„Ich stehe auf süßes.", seufzte er nur und musterte sie aus dem Augenwinkel wieder. Der Soldat war sich nun definitiv sicher, das er sie kannte. Aber woher, das wusste er nur immer nicht. Ihre Art, ihr zarter Blick und das schüchterne Lächeln, wirkten ihm jedoch so vertraut. Negativ und positiv. Du bist auch süß!, dachte er grimmig.
Sie hatten den Tag über doch noch zusammen in der Wohnung verbracht. Unangenehme Themen kamen aber nicht mehr zur Sprache, zumindest nicht richtig. Olivia hatte ihn ausgefragt wie das Leben früher so gewesen war, ob es stimmt was in den Büchern gestanden hatte. Bucky hatte ihr gerne davon erzählt, auch wenn es ihm einen Stich versetzte. Auch wenn er sich an einen großen Teil nicht richtig erinnerten konnte, erinnerte er sich an wesentliche Augenblicke sehr gut.
Einer davon war, wie er mit Steve und zwei Frauen auf den Jahrmarkt gewesen war. Da wirkte die Welt für einen Moment noch schön rosig, auch wenn der Moment nur von kurzer Dauer gewesen war.
„Wenn du fertig mit starren bist, schau wieder nach vorne." Olivia griff an seinen Arm und zog ihn so leicht näher zu sich, sodass er rennenden Kindern auswich. „Anscheinend verdrehe ich dir den Kopf.", meinte sie daraufhin lachend. Man hörte die Ironie heraus. Aber sie wusste nicht das Bucky ihr dem insgeheim zustimmte, immerhin fühlte er wirklich so. „Rede nicht so viel.", meinte Bucky nur. Er hatte einen schwarzen großen Hoodie an, die Kapuze tief übers Gesicht gezogen, sodass man ihn direkt nicht anschauen konnte. „Wir gehen jetzt da drauf." Er blieb stehen, sodass Olivia auch stehen bleiben musste. Er deutete vor sich. Die junge Frau folgte seinem Finger. Vor ihnen stand das Riesenrad und erleuchtete den Platz in bunten Farben.
„Was ist wenn ich Höhenangst habe?" Olivia war blass geworden.
„Ich bin bei dir." Er schmiss die leere Stange der Zuckerwatte weg. „Warte kurz." Bucky verschwand für paar Minuten, da er sich die Hände noch gewaschen hatte und dann zwei Karten geholt hatte. Sie kann keine Höhenangst haben. Oder sie hat welche, weil sie traumatisiert ist. Das finde ich jetzt heraus... bestimmt wurde an ihrem Gedächtnis so rumgespielt das sie vor bestimmten Sachen einfach Angst bekommt... verdammt!... wenn ich doch nur wüsste woher ich sie kenne... „Hast du wirklich Höhenangst?", fragte er, unterbrach seinen Gedankenfluss, als er wieder bei ihr stand. Er hielt ihr die zwei Karten vor die Nase.
„Naja... bisschen..." Olivias Wangen waren rot geworden. „Ich bekomm immer ein ekliges Kribbeln unter der Haut..."
„Bisschen ist nicht viel. Ich passe auf dich auf!" Er griff an ihre Hand und zog sie in die Schlange. Automatisch fing Olivia's Herz an schneller zu klopfen. Sie spürte förmlich wie das Blut durch ihren Körper rauschte. Jedoch hielt sie sich noch ruhig als sie in der Gondel saßen und diese noch am Boden ruhte, besser gesagt leicht über dem Boden schwebte. Als sich das Riesenrad dennoch in Bewegung setzte rückte sie unwillkürlich näher an Bucky ran. Dieser legte sanft seinen Arm um sie und hielt sie fest. „Hey es ist alles gut!", flüsterte er. Er strich ihr paar Haare hinters Ohr, als ihm plötzlich ein markantes Muttermal auffiel. Auf den zweiten Blick sah es aus wie ein fallendes Blatt, welches vom Wind weggeht wurde. Dieses Muttermal... Im nächsten Moment verstärkte sich Buck's Griff um Sie.

1947

„James! James worauf wartest du?" Die unschuldige Stimme des Mädchens wurde von den lauten Fahrgeschäften übertönt. „Na komm, bringen wir es zum Ende, oder möchtest du nicht?" Im ernsten Moment klang sie noch naiv und unschuldig, im nächsten jedoch rau und bitter.
Bucky entsicherte seine Waffe und starrte ausdruckslos vor sich hin.

Worauf warte ich?, fragte er sich. Ich weiß es nicht...

Das Mädchen vor ihm reizte ihn und das auf eine nervige Art. Ihr Unschuldiger Blick wirkte gestochen scharf. Im nächsten Moment ertönten laute Schüsse. Das lachende Kindergeschrei im Hintergrund, der Clown der Tierballons aufpustete und das knistern des süßen essen, übertönte aber auch diese gewalttätigen Geräusche.
Alles was passierte fühlte sich wie in Zeitlupe an. Wie sie aufeinander zu rannte. Die Waffen aus den Händen verloren, das Messer zückten. Ein Schnitt hier, ein Schnitt da. Das Blut rannte über die Arme. Der graue Betonboden färbte sich nur sporadisch in rote, gesprenkelte Tropfen. Es hätte wie ein Feuerwerk wirken können, wären es verschieden Farben gewesen.
„Ohw... James... Du bringst mich ganz schön aus der Puste! Was soll das denn? Ich dachte das wird eine schnelle Nummer!" Sie spürte das Messer in ihrem Unterbauch stecken, spürte wie er es drehte. „Klappe!", knurrte er nur leise, dicht an ihrem Ohr. Sie stöhnte leise vor Schmerz auf. „Heute nicht.", hörte man sie dennoch flüstern. Sie packte das Handgelenk des Mannes und sah zu ihm hoch. „Das ist definitiv zu früh mein Geliebter!"

Die bunten Farben des Karussells tanzten verschwommen vor ihren Augen hin und her. Kalter Wind wehte über ihre Wange. Das Kindergeschrei war schon längst verstummt, jetzt hörte man die Erwachsene, Betrunkenen, schreien.
Ihr Körper fühlte sich taub an, sie merkte das sie auf etwas kaltem, glatten lag. „Ich hasse Riesenräder!", zischte sie zu sich, als sie merkte das sie auf dem Dach einer Gondel lag. Ihre Hand tastete nach ihrer Verletzung, ein schäbiger Verband zog sich um die Haut, welcher mir ihrem Blut bereits wieder voll war.

Verbinden musst du nochmal über James..., dachte sie und rollte sich in die Embryonal - Stellung. Heiße Tränen rannten nun über ihre Wangen, die Kälte lies ihren Körper taub werden.
Sie spürte den stechenden Blick von der Ferne, die er auf sie gerichtet hatte. „Demnächst wirst du Riesenräder meiden. Du wirst sie nicht ausstehen... im Gegenteil. Du wirst höhe hassen!", flüsterte er.
Seine Stimme wurde vom Wind davon getragen.
Das Gelächter der Betrunkenen, übertönte auch den schmerzhaften, verzweifelten Schrei der beiden.

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Breathe {Bucky}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt