Einsamer Wolf

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Draußen rauschten die Autos auf der belebten Hauptstraße hin und her, trotz das es mittlerweile tiefste Nacht war. Die Erinnerung die wie ein Blitz auf Bucky eingestochen hatte, lenkte ihn den ganzen Abend ab. Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, was auch Olivia merkte. Ihre Versuche ein Gespräch zu starten, hörten auf und letztendlich entfernten sich beide ohne ein Wort voneinander. Bucky hatte sich ein Bier geschnappt und war vom Festplatz gestürmt. Erst nach einiger vergangener Zeit quälte ihn die Frage wo er Olivia zurück gelassen hatte. Sein Blick war auf die vorbei zischenden Autos gerichtet, er saß auf eines der Dächer und blickte vor sich herab.
Olivia dagegen hatte sich verwirrt nach Hause geschleppt und war hinter der geschlossenen Haustür auf ihren Hintern gesunken. Sie hatte ihre Beine angewinkelt und zu sich gezogen, ihren Kopf auf ihre Knie abgelegt. Fragend blickte sie schon seit einer geschlagenen halben Stunde auf den dunklen Boden.
Als sie in der Gondel gesessen hatten, hatte sie seinen Griff gespürt. Sie sah wie er sich verkrampfte, seine Augen plötzlich leer blickten. So kalt und leer. „Was hatte er?", murmelte sie zu sich und war froh darüber gewesen das er nicht einfach sie sitzen gelassen hatte. Er blieb bis die Gondel den Boden wieder berührt hatte. Auch war sie froh darüber gewesen das er nicht einfach sofort ging, er war ja noch einen kurzen Moment geblieben. Und dabei war das klemmende Gefühl so heftig gewesen. Auf meine Fragen hat er nichtmal geantwortet... dabei wollte er ja auf den Jahrmarkt. Also habe ich nichts falsch gemacht? Oder? Olivia' Gedanken überschlugen sich unsicher.

„Barnes? Was machst du denn hier? Wie bist du überhaupt hier rein gekommen?!" Tony Stark stand hinter dem stämmigen Mann, welcher auf einem der viele Drehstühle saß und in einem Computer vor sich herum tippte. „Es ist mitten in der Nacht! Solltest du nicht zu Hause sein und... schlafen oder sowas? Weiß Steve das du hier bist?" Tony klang nicht begeistert, im Gegenteil. Man spürte seine schlechte Laune überall im Raum.
„Nein weiß er nicht.", antwortete Buck irgendwann leise. „Ich muss was nachschauen. Das kann nicht bis morgen warten." Er schielte über seine Schulter. Ausnahmsweise trug er mal keinen Anzug mit Krawatte und dem ganzen hübschen Schnickschnack. Er stand mit zerzaustem Haar in einem Tshirt und Boxershorts neben ihm. „Erkläre mir was du machst!", forderte er auf. „Barnes!", knurrte Tony nun laut auf und packte den Soldaten an dessen Schultern, als dieser wieder nicht antwortete.
Bucky seufzte nur und lies sich zurück ziehen. „Ich schaue mir alte Daten von Hydra an. Es gibt Unstimmigkeiten. Ich glaube ich weiß wieso."
„Und wieso?... du wirst mir es erklären. Wenn du schon mitten in der Nacht bei mir einbrichst, dann..."
„Ja ja...", murrte Buck nun genervt auf. Er zog den Stuhl neben sich beiseite, signalisierte so das er sich hinsetzen sollte.
„Übrigens...", quasselte Tony weiter, „Ich habe Steve geschrieben. Er kommt." Als er sich grade hinsetzte, klappte er sein Handy weg. „Dann erzähle mal." Sein Blick richtete sich auf den Bildschirm, musterten die Zahlen und die darin verschlüsselten Datensätze. Paar Mausklicks weiter und Bucky hatte eine Profilanzeige eines jungen Mädchen offenes.

Olivia Shaw - 1947

„Und das soll wer sein?", fragte Tony nachdenklich. Eigentlich hatte er all die Beziehungen zu Hydra beiseite legen wollen. Eigentlich hatte er nichtmal mehr mit Barnes reden wollen.
„Das ist seine Nachbarin.", erklärte Steve welcher nun auch plötzlich im Raum stand. Tony drehte sich zu ihm um, sein Blick sprach für sich.
„Der Krieg endete 45.", nahm Bucky das Wort wieder auf. „Die Akte ist aus 47... sie ist kein Stück gealtert. Wie du oder ich."
„Also haben wir eine ehemalige Hydra-Agentin als deine Nachbarin.", stellte Steve fest.
„Na super.", stöhnte Tony genervt auf. „Dann ist die Sache hier mit beendet!... Ich leite das an die anderen weiter." Innerlich war er wütend.
„Nicht ganz.", meinte Bucky. „Hier ist noch eine relevante Sache." Er deutete mit der Maus auf eine weitere Zeile.

Die Sonne ging grade auf und Bucky war wieder zu Hause. Obwohl, seine schäbige Wohnung bezeichnete er nicht gerne als zu Hause, ein Zuhause hatte er nämlich schon lange nicht mehr. Er konnte deutlich Olivia im Nebenzimmer hören und den Fernseher. Anscheinend lief irgendeine Dokumention über Polarwölfe, welche vom aussterben bedroht waren.
Wölfe... schade das die meisten von ihnen gejagt wurden. Dabei folgen sie nur ihrem Instinkt und jagen um zu überleben.
Er hatte sich auf sein Bett gesetzte und starrte an die Zimmerdecke. Und jetzt wollen sie die Arten züchten um so zu sichern... damit sie nicht in rote Zahlen weiter sinken. Nur um am Ende wieder gejagt zu werden von irgendwelchen Menschen, weil man meint der Wolf hätte ja wieder ein Tier gerissen. Typisch Mensch, nichts passt, alles was man macht ist falsch. Bucky schüttelte nur seufzend seinen Kopf. Er lies sich auf seinen Rücken fallen und schloss seine Augen, sein Kopf fing zu dröhnen an. Die Erinnerungen von Hydra schwappten in seinem Kopf hin und her, wie er gefesselt auf  dem Stuhl saß und mal wieder schmerzen erlitt. Diese wurden ausgewechselt von Erinnerungen mit Steve, plötzlich befand er sich im zweiten Weltkrieger wieder, um im nächsten Moment nur festzustellen das er eigentlich in einer Gondel mit Olivia saß und Zuckerwatte mampfte.

Verschreckt und verschwitzt riss Bucky seine Augen auf. Es war stockdunkel im Zimmer und von nirgendwo hörte man einen Laut. Das ganze Haus war friedlich am schlafen. Das einzige was er hörte, war sein eigener Atem. Und dieser ging unregelmäßig und flach.
Er stellte zerknirscht fest, das er noch seine Straßenklamotten trug und von einem schrägen Traum aufgewacht war.
„Was ist los mit mir?...", flüsterte er zu sich. Die Erinnerung von Olivia nahm ihn mehr mit als er zugeben wollte, vor allem weil er einiges nicht wahr haben wollte.

Breathe {Bucky}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt