Complete my World (BokuAka)

Kapitel 1

P.o.V. Bokuto

Es war ein regnerischer, windiger Tag am Meer, die Wellen schlugen hoch und das vom Regen gepeitschte Wasser war trüb und dunkel. Wolken zogen schnell über den Himmel und vor dem grauen Grund konnte man nur schwer einen schemenhaften Umriss erkennen. Die Eule landete auf dem dunklen, nassen Sand. Vorsichtig spreizte sie ihr Gefieder und schüttelte sich. Dann wuchs sie in die Höhe, Flügel wurden zu Armen, Krallen zu Zehen, Federn zu Haaren. Splitterfasernackt stand der junge Mann nun am Strand. Seine weiß-schwarzen Haare klebten nass an seinem Gesicht, als er lachend seine Arme ausbreitete und das Gesicht dem Himmel entgegen reckte. Er lief zu einer kleinen Holzkiste und öffnete diese. Die Badehose, welche er zusammen mit einer Wasserflasche gestern hier verstaut hatte, nahm er heraus und zog sie an. Seufzend vor Zufriedenheit ging er den Wellen entgegen. Er liebte das Meer. Die grünen Wassermassen beruhigten ihn jedes Mal. Schon lange war er nicht mehr hier gewesen, er hatte einfach zu viel zu tun gehabt. Seine restliche Familie mochte das Meer nicht. Sie spotteten oft, dass er besser im Meeresvolk hätte geboren werden sollen. Sie lebten weit im Inland und so war Bokuto alleine hergeflogen. Bei seiner Ankunft gestern Abend war er nur kurz schwimmen gewesen, aber er war erschöpft gewesen von der Anreise und spät gewesen war es ebenfalls. Zusätzlich war es super kalt gewesen, zumal er nackt baden gegangen war. Gepäck hatte er keines mitgenommen. Aber jetzt konnte er endlich wieder das tun, was er so liebte. Entspannt stellte er einen Fuß ins salzige Nass. Die Wellen umflossen sanft seine Knöchel und ließen ihn wohlig erschaudern. Einen kurzen Moment noch stand er einfach so da, dann rannte er los und warf sich in die Wellen. Sein Kopf tauchte unter und er spürte etwas an seiner Wange entlangstreichen. Vielleicht eine Alge oder aber seine Haare. Es störte ihn nicht weiter. Er war noch nie bei Regen Schwimmen gewesen und es reizte ihn auf gewisse Weise. Zu gefährlich, säuselte eine Stimme weit hinten in seinem Kopf. Aber er würde ja nicht tief ins Wasser gehen. Und auch nur ganz kurz. Auch die nächste Welle ließ er über sich hinwegspülen, das Trommeln des Regens klang wunderschön von hier unten. Das Gefühl war unglaublich. Bokuto tauchte auf, lachend vor Glück, und begann zu schwimmen. Über die Wellen, unter ihnen hindurch, um sie herum. Mit der Zeit vergaß er die Gefahr und begann völlig sorglos immer weiter zu schwimmen. Plötzlich holte ihn die Erschöpfung ein, Müdigkeit ließ seinen Körper schwer werden. Er drehte sich, um zum Ufer zurückzukehren, konnte wegen der hohen Wellen aber nicht sehen, wo es sich befand. BAM. Eine große Menge an Salzwasser klatschte ihm an den Hinterkopf. Prustend hob er den Kopf aus dem Wasser, tastete panisch mit den Füßen nach dem Boden. Heilige Makrele, das war knapp gewesen. Aber zu früh gefreut, denn noch eine Welle schlug über ihn hinweg, hielt ihn unter Wasser. Er schluckte Wasser und strampelte mit den Beinen. Eine seiner Hände durchbrach die Oberfläche. Da war also oben! Verzweifelt versuchte er über Wasser zu gelangen. Wieder tauchte sein Kopf nur kurz aus dem Meer. Hustend schnappte er nach Luft. Dann war da die nächste Welle. Diesmal verlor Bokuto ganz die Orientierung, während er panisch um sich schlug. Wo war der Boden? Wo war der Himmel? Er konnte hier doch nicht einfach so ertrinken! Langsam ging ihm der Sauerstoff aus. Hilfe, Hilfe, HILFE! Er konnte nicht mehr. Seine Lungen brannten und er merkte, wie er das Bewusstsein verlor. Nein, nicht jetzt... es war zu früh. Er hatte noch nicht einmal eine richtige Beziehung geführt! Ihm kam der Satz in den Sinn, der so oft in amerikanischen Filmen gesagt wurde: Ich will nicht als Jungfrau sterben. Wie wahr. Dumm! Du stirbst und alles was du denkst ist DAS?! Bokuto driftete nun endgültig ab. Das letzte, was er spürte bevor er in Ohnmacht fiel, waren zwei starke Arme, die sich um seinen Oberkörper schlossen. Aber vielleicht war das auch nur Einbindung. Ein Traum, der ihm das Sterben erleichterte.