52- überwältigt

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PoV. Hinata

Im Training hatte kein einziges Problem mit meinem Bein oder Fuß. Es war tatsächlich wieder alles gut. Alles gesund. Alles heile. Alles Hinata. 

Mit Kageyama trainierte ich, noch nicht direkt auf Hochtouren, unseren Aufsteiger, nur so weit, wie Sugawara es erlaubt, weil er immer noch der Meinung war, ich könnte mich überanstrengen. Weiter hatte ich nicht zugehört, weil ich sein medizinisches Gelaber danach sowieso nicht verstand. 

„Wir haben es geschafft!", rief ich erfreut zu Kageyama und rannte auf ihn zu, umarmte seinen Bauch. Er war anscheinend verwirrt darüber, da er erst etwas später reagierte. Sanft legte er dann seine Arme um mich und rieb mir über den Rücken. Ich freute mich so sehr über diese Fortschritte. Es war einfach wundervoll! Und es machte Spaß!

„Spielen wir noch welche?", fragte ich aufgeregt, spring von einem Bein auf das andere. 

„Nein, das war genug für heute.", meinte er ein wenig knapp, löste die Umarmung und ging dann zu Sugawara. Ein wenig verdutzt schaute ich ihm hinterher. 

Was war nur los mit ihm? Erst ist er so abweisend heute Morgen bei dem Morgentraining, dann gibt er mir keinen Kuss und nun lässt er mich einfach stehen und scheint auch mit seinen Gedanken irgendwo anders zu sein. 

Naja, wie auch immer. Er hat wahrscheinlich einfach einen doofen Tag. Vielleicht einen Test für den er, wie immer, nicht gelernt hatte. 

Da Kageyama nun mit Sugawara redete, beschloss ich den Rest des Trainings noch alleine zu spielen. Viel eher mit der Wand, als alleine. 

Nach dem Training, nachdem wir uns alle umgezogen hatten, ging Kageyama mit mir zusammen nach Hause. Suga und Daichi wollten noch in die Schulbibliothek, was auch immer die dort in der Nacht zu suchen hatten. 

Wir schwiegen, hatten jedoch auch nicht viel zu erzählen. Außerdem fühlte es sich ganz in Ordnung an, einfach nur die Nachtluft zu genießen. Sie war entspannend. 

„Hinata, lass uns doch einen schönen Platz suchen. Alleine zuhause wird es bestimmt nur langweilig.", meinte Kageyama nach einer Zeit der Stille und des Gehens. „Au ja", freute ich mich, schaute auf zu meinem Partner, "was für ein Platz schwebt dir denn Kopf?", fragte ich nach. "Lass dich überraschen.", flüsterte Kags sanft.

Somit ließ ich mich dann von Kageyama zu einem Ort führen, den ich selbst gar nicht kannte.
Wir gingen durch den dunklen Wald am Hügel, hatten nur unsere Handytaschenlampen, weil der Mond nicht durch die Blätter der Bäume den Boden erreichen konnte. Komischerweise, fühlte ich mich sehr ruhig. Hatte keine Angst, war nicht aufgeregt, nicht besorgt. Ich lächelte.

Es wirkte ein wenig geplant. Als ob Kageyama wirklich vorhatte, hier her zu kommen. Und irgendwann stoppte Kageyama. Vor uns lag ein altes und sehr heruntergekommenes Gemäuer. 

Verwirrt ließ ich mir von Kageyama hoch auf das Gebäude helfen.

Auf dem Gemäuer angekommen, machte sich eine wunderschöne Sicht auf eine Wiese voller Glühwürmchen frei, wirklich ein Meer von diesen wundervollen Insekten. Der Mond, der auf die Wiese schien, die Glühwürmchen die in diesem Strahl mit sanftem Brummen tanzten, der sanfte warme Wind, der die Baumkronen zum Rauschen brachte. 

Alles harmonierte miteinander. Es war so schön und romantisch. 

Meine Augen glänzten vor- Ja, vor was eigentlich?
Freude?
Glück?
Aufregung?
Zweisamkeit?
Nein, langsam macht das kein Sinn mehr.

Es war Liebe. Pure Liebe, die ich in diesem Moment Kageyama und diesem Ort gegenüber empfand. 

"Wow! Tobio, das...das ist wunderschön hier!", freute ich mich, während ich neben meinem Liebsten, der sich bereits auf den Boden des Daches gesetzt hatte, Platz nahm. "Mhm", machte Kageyama nur und sah mich von der Seite an, während ich weiter meinen Blick nach vorne gerichtet hielt und alles genaustens beobachtete. 

Das ganze Lichterspiel faszinierte mich und ich fühlte mich so glücklich.
Dennoch beschlich mich irgendwie ein ungutes Gefühl.
Ein Gefühl der...der Besorgnis. 

Wieso?, gerade war ich doch noch so glücklich. 

"Shoyo...", vernahm ich die tiefe, ruhige Stimme meines Freundes. Fragend drehte ich meinen Kopf zur Seite und plötzlich umfassten Tobios Handflächen mein Gesicht und seine Lippen lagen auf meinen. Es kam so plötzlich, aber trotzdem schloss ich genießerisch meine Augen und gab mich dem langen, intensiven, aber keinesfalls erotischen Kuss hin. Ich spürte all seine Liebe, all seine Gefühle, die er in diesen Kuss steckte. Dieses Gefühle verwirrten mich. Es waren so viele. Doch von Tobio lösen, tat ich mich nicht. 

Letztendlich war es auch Tobio, der den Kuss abbrach, behielt mein Gesicht aber weiterhin in seinen Händen. 

"Wow...Das war... einfach GUAAA!", staunte ich außer Atem. 

Tobios Gesichtszüge deuteten ein leichtes, sanftes Schmunzeln an. Dann nahm Tobio seine Hände wieder weg und zog mich zwischen seine Beine, sodass mein Rücken an seiner Brust lehnte. 

Ich genoss die Aussicht, genoss seine Nähe, genoss seine Wärme. 


Wir beendeten diesen Moment, in meinen Augen, viel zu schnell, da Tobios Smartphone klingelte. Dem Gespräch lauschte ich nicht zu, vernahm nur einmal "Mama" und ließ die Umgebung noch die letzten Sekunden auf mich wirken. 

"Na komm, gehen wir langsam mal.", sprach er leise in mein Ohr, stand langsam hinter mir auf und reichte mir seine große Hand, welche ich auch mit viel Vergnügen annahm. 


Zusammen gingen wir den ganzen Weg durch die Natur zurück, bis wir dort ankamen, wo wir uns regulär trennten. 

„Nun, es wird Zeit", sprach Kageyama leise zu mir, schaute mich nicht an, sondern den Himmel. „Es wird Zeit? Zeit wofür?", fragte ich verwirrt. 

„Es ist schon spät und wir haben schon genügend Zeit miteinander verbracht.", sprach er ruhig, während er seine Augen auf mich richtete, die eine liebevolle Wärme ausstrahlten. 

„W-Willst du Schluss machen, oder wie?", harkte ich entsetzt und verunsichert nach. 

Er schmunzelte und schüttelte leicht seinen Kopf. „Niemals. Aber trotzdem musst du gehen. Nach Hause", hauchte er, sodass es kaum verständlich war, ehe er mir den Rücken kehrte. 

"Ich liebe dich, Shoyo.", sprach er, bevor er seinen Weg nach Hause einschlug. 

Mein Kopf schmerzte.
Ich konnte mir nicht zusammen reimen, was das nun sollte, weshalb ich langsam zur WG schlürfte; In meinen Gedanken nur das Gespräch und seine mögliche Bedeutung. 

Ob sein komisches Verhalten vom Tag auch was damit zu tun hatte? Bestimmt. 


Ja, ich war nicht der Schlauste, aber dass hier etwas faul war, merkte sogar ich. 

Nur...was?

Amnesie-Alles auf Anfang (Haikyuu/ boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt