3. Im Krankenhaus

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Mittwoch, wie gewohnt ging Schwester Anja ihrer Morgenroutine nach. Sie äußerte sich zuversichtlich und stellte mir Schonkost für den heutigen Tag in Aussicht, worüber ich mich wirklich freute. Es klopfte einige Zeit später und Birte kam mit einem Tablett auf dem Arm in mein Zimmer. „Guten Morgen. Ich soll dir schöne Grüße von Schwester Anja bestellen." Sie stellte das Tablett ab und lüftete den Deckel. Eine kleine Scheibe Brot, eine Scheibe Wurst und Käse sowie ein Joghurt standen darauf. Sie nahm den kleineren Deckel ab und konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. "Natürlich gibt es auch wieder Zwieback und Tee." Ich rollte mit den Augen musste aber ebenfalls lächeln. „Ich komm sofort wieder." Und mit diesen Worten war sie auch schon wieder aus der Tür. Ich begann mir mein Brot zu schmieren und da kam Birgit auch schon wieder ins Zimmer. Stellte ihre Kaffeetasse ab und zog die Hand die sie hinter ihrem Rücken versteckt hatte hervor. Sie schwenkte zwei weitere Joghurts vor mir und grinste. „Okay, Ich bin ja nicht so. Einer ist für dich. Vielleicht besser als Zwieback." Ich lächelte ihr zu. „Danke." Beim Frühstücken erzählte sie etwas von sich zuhause. Was ihr Mann beruflich machte und witzige Anekdoten über ihre Katze. Wie schon beim Abendbrot fühlte es sich gut an, so locker mit ihr zu reden und Smalltalk zu betreiben.

>Sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, weil ich mal lächeln kann<

Nach einer Stunde kam die Visite. Heute waren es nur Dr. Brunner und Dr. Heer. Sie erkundigten sich nach meinem Befinden. Dr. Brunner warf einen Blick auf meinen Bauch, tastete ihn kurz ab und nickte zufrieden. Es war alles zu seiner Zufriedenheit, morgen würde er den Pflasterwechsel machen und genauer schauen. Er kündigte mir an, dass mich noch vor dem Mittagessen eine Schwester abholen würde, für den Termin mit Dr. May. Dann waren sie auch schon wieder verschwunden.

Ich machte mich ein wenig frisch und Birte zappte durch das TV-Programm. Als ich grade aus dem Bad kam, kam auch schon die Schwester rein um mich abzuholen. Birte schaltete den Fernseher aus und lächelte mir aufmunternd zu. Den angebotenen Rollstuhl lehnte ich ab, ich konnte und wollte laufen und nicht umhergefahren werden.

Auf dem Weg zum Behandlungsraum nahm Birte meine Hand und hielt sie fest. Ein kleiner Stein fiel mir vom Herzen, sie wusste so oft das richtige zu tun oder zu sagen.

>Bei solchen Gesten überkam mich immer eine tiefe Dankbarkeit.<

Dr.May war wirklich freundlich und als ich auf ihre Frage, ob ich schon mal untersucht worden sei, den Kopf schüttelte erklärte sie mir alles ausführlich. Ich überwand mich, mich wie sie sagt, untenrum frei zu machen.

>Ich muss, was soll ich tun<

Birte stand diskret mit dem Rücken zu mir, so das sie mir ins Gesicht sehen konnte als ich mich auf den Stuhl setzte und griff nach meiner Hand. Dr. May führte während der Untersuchung einen Monolog, erklärte was und warum sie es tat. Ich bemerkte gar nicht das mir stumm die Tränen runter liefen, bis Birte anfing sie mir weg zu wischen und beruhigend auf mich ein flüsterte. Dr. May beendete die Untersuchung. Sie legte mir ein Tuch über die Beine. „Einen kleinen Moment müssen wir warten, eine Kollegin muss Fotomaterial zur Beweissicherung machen. Mir war schon vorher bewusst gewesen das sie etwas finden würde. Schließlich hatte ich auch dort kleine Narben und Verbrennungen. Dinge die nie Jemand sehen sollte, wurden jetzt ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt und auf Fotos festgehalten.

>Ekelhaft, grausam, noch nie hat ich eine solche Scharm verspürt<

Die Kollegin mit der Kamera erschien im Raum. Auch sie war äußerst diskret im angesichts der Tatsache was sie dort grade machte. Als ich auch diese Prozedur überstanden hatte, durfte ich mich wieder anziehen und musste mich oben rum frei machen. Sie positionierte mich vor einer freie Wand und es wurden weiter Fotos von meinem Oberkörper und Rücken gemacht. Ich war währenddessen völlig auf Autopilot in einer anderen Welt und befolgte Anweisungen. Birte stand dabei weiter mit dem Rücken zu mir und flüsterte zwischen durch das sie da sei und wie tapfer ich sei. Die Fotografin wand sich an mich. „Ihre Verletzungen sind auf den Torso begrenzt?" Ich sah sie fragend an. Sie lächelte freundlich distanziert. „Haben sie Verletzungen an Armen, Beinen oder dem Kopf, die noch nicht dokumentiert sind?" Ich schüttelte den Kopf und atmete zitternd aus. „Nein." „In Ordnung. Dann sind wir fertig. Sie dürfen sich wieder ankleiden."

ChanceWhere stories live. Discover now