Kapitel 8

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Marlon's P.o.v
Ganz im Gegenteil zu allen Erwartungen funktionierte der Suchdetektor bei Clary hervorragend.
Er sprang sofort an, als Markus es das erste Mal versuchte und zeigte uns eine bestimmte Richtung an. Auch wenn alle anderen sich riesig darüber freuten, konnte ich das nicht so richtig. Natürlich war ich froh, dass wir Clary wahrscheinlich in naher Zukunft wieder bei uns haben würden, aber... Der Gedanke warum dieser Detektor nicht auch bei Leon angeschlagen hatte, ließ mich einfach nicht los...
Normalerweise passierte das nur wenn der oder das gesuchte nicht mehr existend war. Sonst war Clary da, um mir zu versichern dass das Doofe Ding bestimmt einfach nur kaputt war, aber nun war sie weg.
Jetzt wo ich meine kleine Schwester nach fast drei Jahren -in denen ich sie wieder hatte- abermals verlor, wurde mir bewusst wie kostbar Zeit war... und wie dankbar ich für diese sein sollte.
Nun ja, das Schicksal schien es halt einfach nicht gut mit mir zu meinen...
"Hey", ertönte eine Stimme neben mir. Ein ungewolltes, genervtes Stöhnen kam mir über die Lippen. Auch wenn ich Isabel mit jeder Faser meines Körpers liebte, hatte ich gerade einfach keinen Nerv dafür einen weiteren Korb von ihr zu kassieren. Markus Idee war übrigens nach hinten losgegangen. Sie wollte erst gar nicht mit mir reden und hatte versucht mich -wie üblich- zu ignorieren.
"Isa bitte... Ich weiß Mittler Weile das ich ein riesen Arsch war und dein Ärger mehr als nur angebracht ist, aber ich kann und will gerade nicht mit dir reden... Wir wissen doch beide worauf es hinausläuft.", gab ich ihr missmutig zu verstehen. Die blonde Schönheit sah überrascht zu mir und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
"Glaub mir ich hab's verstanden... Ich habs bei dir verbockt! Und du wirst mir sicher keine zweite Chance geben.", erläuterte ich meinen letzten Satz.
"Deshalb bin ich hier", gab sie zu und sah fast schon beschämt zu Boden. Sorge breitete sich in meinem Inneren aus. War etwas passiert?
"Es... Tut mir leid", nuschelte sie. Verständnislos musterte ich sie. Was sollte ihr bitteschön leid tun? Isa hatte alles richtig gemacht, so wie immer!
"Gestern... Das war unnötig von mir", fuhr sie fort.
"Ich verstehe nicht-", setzte ich an doch sie schnitt mir das Wort ab.
"Lass mich bitte ausreden Marlon! Du hast zwar so ziemlich alles falsch gemacht was man in einer Beziehung nur falsch machen könnte, aber... Ich hatte dir vergeben. Schon vor so langer Zeit und es war blöd von mir weiter die beleidigte Zicke zu spielen! Erst dachte ich es wäre angebracht von mir dir weiterhin aus dem Weg zu gehen, aber später war es einfach nur noch albern...", versuchte sie sich zu erklären.
"Ist schon okay, ich-", wollte ich sie beruhigen aber sie hob einen Finger in die Luft.
"Ich bin noch nicht fertig... Ich schäme mich das erst meine beste Freundin verschwinden musste, damit ich begreifen kann wie kostbar unsere gemeinsame Zeit ist und wie sehr ich sie vergeudet habe und ich... Marlon ich liebe dich!", erwiderte sie. Fassungslos starrte ich sie an. Das schönste und perfekteste Mädchen auf der ganzen Welt hatte mir gerade gesagt das sie mich liebte, zum Wiederholten Male!
"Ich liebe dich auch", antwortete ich wohl wissend das sich ein verliebtes Lächeln auf mein Gesicht gestohlen hatte. Isa rutschte näher zu mir und ich legte sanft einen Arm um sie.
Tatsächlich ließ sie mich besser fühlen. Sie vertrieb die dunklen Gedanken, zwar nicht für lange, aber doch lange genug um kurz aufatmen und glücklich sein zu können.

Vanessa's P.o.v
Es war wie ein Sternenhimmel ohne Sterne.Oder wie ein Wald ohne Bäume. Das war es wie ich mich ohne Leon fühlte. Seltsam. Allein.
Als hätte er mir einen Teil meiner Selbst entrissen und jetzt war die einzige Person die mich wieder zusammen flicken könnte nicht hier. Ich dachte viel nach seit er weg war. Wahrscheinlich zu viel, denn meine Gedanken quälten mich bis tief in die Nacht, sodass es mir manchmal schwer fiel überhaupt zu schlafen.
Da kam mir die nächtliche Wache vor dem Lagerfeuer doch eigentlich gerade Recht, obwohl... Viel mehr als nachdenken, tat ich dabei auch nicht. Ehrlich gesagt wollte ich es Markus auch nicht zu muten reden zu müssen. Ich wusste doch selber ganz genau was er gerade durchmachen musste. Aber vielleicht haben uns die Jungs ja gerade deshalb zusammen zur Nachtwache aufgestellt.
Zum Reden?
Oder zum Gefühle austauschen?
Nein, danke... Auch wenn jeder Psychologe mir wahrscheinlich genau das Gegenteil raten würde, wollte ich mit meinen Gedanken alleine bleiben. Nur ich und meine düsteren Gedanken.

Allerdings begann ich, seit Leon weg war, viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Ich wurde ja schon beinahe poetisch und irgendwie auch tiefgründiger. Ich brachte für Dinge Verständnis auf, an die ich sonst nicht mal einen einzigen Gedanken verschwendete. Wie zum Beispiel Clary's anfängliche Anhänglichkeit an ihren Brüdern. Ich fand es damals albern und überdramatisiert, aber jetzt schämte ich mich für dieses Denken. Sie hatte 7 Jahre ohne ihre Brüder -ihren Zwilling- zugebracht. Und ich zerbrach schon fast an ein paar Monaten. Zu mindestens fühlte ich mich so...

Aber auch Ereignisse die eigentlich schon längst in der Vergangenheit lagen, holten mich wieder ein. Wie dieses eine Jahr in der die ganze Mannschaft gespalten war und niemand etwas von jemanden wissen wollte. Leon und ich waren in dieser Zeit auch getrennt.

'Vergeudete Zeit!', dachte ich verbittert.

Anderseits konnte ich weder in die Zukunft schauen noch die Vergangenheit ändern, also sollte ich versuchen etwas aus der Gegenwart zu machen.
Ich räusperte mich leise um Markus zu signalisieren, dass ich ein Gespräch anfangen würde. Irgendetwas musste ich ja doch tun, sonst würde das eine sehr lange Nacht werden.
"Fehlt sie dir sehr?", fragte ich zögerlich.
"So sehr das es einen innerlich zerreißt", es überraschte mich das er so ehrlich zu mir war und das er von mehreren Personen sprach. Mein seelischer Zustand war mir also doch mehr anzusehen als ich gehofft hatte oder Markus schloss einfach nur seine eigenen Schlüsse aus der ganzen Situation.
"Ja...", erwiderte ich zugegeben etwas lasch. Aber mir fiel nichts anderes ein, um seine Aussage zu bekräftigen.
"Weißt du in dieser Nacht bei den Wölfen... Da fragte Clary mich ob wir wohl gewinnen würden und ich antwortete ihr dass das egal sei. Hauptsache wir würden ein Team bleiben.", griff er unser Gespräch wieder auf. Ich verstand die Message hinter dieser Geschichte erstaunlich schnell. Auch wenn es vielleicht aussichtslos war, hatten wir immernoch uns und das war es was zählte. Hauptsache wir hielten jetzt zusammen!
"Leon und ich haben auch darüber gesprochen, in dieser Nacht", antwortete ich.
Bevor wieder eine unangenehme Stille herrschen konnte, fragte ich noch etwas:
"Glaubst du daran das wir sie wieder bekommen?"

"Ja, zumindestens werde ich alles daran setzten und wenn es das Letzte ist was ich tue!"

Hi,
Ich habe in diesem Kapitel die Ideen von dwkluci13 und Tessa_64 aufgegriffen, da ich dazu einfach gerade gut schreiben konnte 😅
Im nächsten Kapitel wird dann wieder mehr aus Clary's Sicht bei den Vampiren kommen.
Bis dahin!

Eure Alina 🌹

DWK - Hinter dem HorizontWhere stories live. Discover now